- Unterschiedliche Kulturen und Aspekte des Kulturtransfers
- Kulturelle Strukturen im Vergleich: Baden-Württemberg und Rhône-Alpes
- Medien: Industriepolitik für den Standort Frankreich
- Die überregionale Presse in Frankreich und Deutschland: eine Vergleichsstudie
- Einführung
- Die Internet-Krise und ihre Ursachen
- Der Einbruch der Werbung
- Alternative Formen der Refinanzierung
- Der Bedarf an Inhalten
- Die Presse behilft sich mit einer "Cross-Media-Strategie"
- Aufstieg und Fall eines Zweigs der Printpresse
- Die Analyse ausgewählter Websites
- Die Websites der Tagespresse
- Die Websites der Magazinpresse
- Einige abschließende Bemerkungen
- Bibliographie
- ARTE - Fernsehen im interkulturellen Dialog
- Die Rolle des Fernsehens im deutsch-französischen Vergleich
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Die semiotischen Codes der Online-Presse
Die französische Presse hinkte - wie praktisch ganz Frankreich - den anderen westlichen Industriestaaten im Hinblick auf das Internet hinterher (siehe Seibold 2001, 234 ff.). Erst 1998/ 1999 wurden massenhaft französische Websites kreiert. Seither haben sie sich in rasanter Geschwindigkeit weiter entwickelt. Wie in anderen Ländern auch, waren die französischen Sites zu Beginn von einer gewissen Schlichtheit geprägt, aber auch von einigen "visuellen Spielereien" (vgl. die genannten Beispiele bei Grosse, 2001, S. 116 ff.). Die Websites des Verlegers von Informatikmagazinen Ziff-Davies im Jahr 1998 können als Beispiel dienen: die amerikanische Version www.zdnet.com ähnelte den Informationssites von heute. Sie war technisch einfach aufgebaut, aber voller Links und enthielt zwei Navigationsleisten (horizontal und vertikal) sowie eine dritte Spalte rechts mit thematischen Zugängen. Die deutsche Site unter der Adresse www.zdnet.de, wirkte sehr umfänglich. Sie war äußerst technisch aufgebaut, eine Vielzahl von Linien und Tabellen boten ein kompliziertes äußeres Erscheinungsbild. Sie präsentierte weniger Inhalte als die amerikanische Website, hingegen ging ihre Struktur stärker in die Weite als in die Tiefe (6).
Die französische Website unter der Adresse www.zdnet.fr [1] war ein perfektes Beispiel für jene Zeit: Dort gab es viele Farben, animierte Bilder blinkten überall, die Struktur ging sehr in die Tiefe, viele Klicks waren nötig, um ein Resultat zu erhalten. Dagegen bestand keine Möglichkeit, quer zu surfen; es war zeitaufwändig, zu einer Information zu gelangen und zu einer Seite der Zwischenebenen zurückzukehren.
Heute sind diese Websites nahezu identisch, die französischen und amerikanischen Versionen ähneln sich etwas stärker, da sie zahlreiche Fotos von Personen einsetzten, welche die aktuelle Entwicklung der Informatik kommentieren, während die deutsche Fassung Bilder mit Symbolen bevorzugt.
Die Online-Presse hat nun einen Grad der Reife erreicht, der in Frankreich und Deutschland praktisch identisch ist. Wir sprechen von Reife, weil das Konzept der Leitseite effizient ist, keine überflüssige Animation enthält und drei Navigationsmöglichkeiten aufweist:
- thematischer Zugang
- Zugang über Rubriken
- Zugang über Volltextsuche (s. Abb. 2)
Im Allgemeinen lassen sich eine Präsentation in zwei Spalten und ihre Varianten beobachten; die Navigation links, der Inhalt rechts. Sie ist aus einer "Frame-Konzeption" entstanden und zum Hauptkonzept der Websites geworden, sogar von solchen, die technisch in einem einzigen Rahmen aufgebaut sind (wegen Adaptationsproblemen auf den verschiedenen technischen Plattformen). Dieses Konzept, das mit wenigen Varianten in Bezug auf Farbe und eventuell einigen Schriftarten angewandt wird, schafft zuweilen eine langweilige Uniformität.
Wie bei jeder medialen Darstellung können sich die Publikationen durch den Einsatz geschriebener und gezeichneter Codes voneinander unterscheiden. So ist das Design oder besser das Layout jeder Publikation eine ausgeklügelte Kombination mehrer Zeichensysteme: Dies sind vor allem die Farben, die Rahmen, die verwendeten Bilder, die Schriftart, die Position jedes einzelnen Elements im zweidimensionalen Raum, die Ausrichtung des Textes (linksbündig, rechtsbündig, Blocksatz, zentriert), die Auflösung (des Bildschirms oder des Frame), das Verhältnis zwischen Texten und Bildern und selbstverständlich die interne Struktur jedes Artikels (Makrostruktur).
Traurigerweise werden diese Zeichensysteme häufig - sowohl in der Printpresse als auch in der Online-Presse - gewohnheitsmäßig benutzt oder schlimmer noch: unüberlegt. Der Anwender bemerkt es und sagt: "Was für ein schlechtes Layout!", aber er weiß nicht warum.
Jedes der genannten Elemente hat seinen eigenen Sinn; die Zeichen selbst können an eine spezifische Zielgruppe angepasst sein und die Zeichenkombinationen in noch stärkerer Weise. Soll ein ideales Layout realisiert werden, muss man folglich seine Leserschaft kennen, die Zeichensysteme und ihre Werte. Schließlich muss man diese Systeme bestmöglich einsetzen, um sein Ziel zu erreichen: "Für alle Publikationsgattungen gilt, dass die Kohärenz der Gestaltungsmittel und Textsorten der Optimierung der Zielorientierung dienen kann" (Seibold 1998, 37).
Im Internet können einige der Gestaltungsmittel nicht in der gleichen Weise benutzt werden wie bei Druckprodukten. So ist die Schriftart des Fließtextes mit der Einstellung des Web-Browsers des Anwenders verknüpft oder mit den auf den Computern der Anwender verfügbaren Schriftarten. Aus diesem Grund benutzen die Websites Standardschriftarten wie Arial, Times, Verdana oder Helvetica. Außerdem variieren die Web-Browser je nach Betriebssystem. Dies zwingt die Web-Designer dazu, die Webseiten für Mac, PC und die am meisten verbreiteten Browser zusammenzubasteln. Will man ein schönes Layout sicherstellen, bilden die "Plug-Ins" weitere Möglichkeiten.
Bach (2002) nutzt für seine Analyse einen umfassenden Kriterienkatalog:
- Strukturelle Kriterien (der "Hintergrund" einer Site, die Verwendung verschiedener Medien)
- Servicekriterien (Zugang zu Archiven, Verwendung verschiedener Sprachen, Personalisierung)
- Produktionskriterien (Aktualisierung)
- Kriterien in Bezug auf unterschiedliche Rezeptionen (über Kommunikationsmittel, druckreife Version usw.)
- Orientierungskriterien (Verwendung von Symbolen, Länge der Texte, die "Weite" der Struktur…)
- Navigationskriterien (die verschiedenen Recherche- und Navigationsmöglichkeiten, die Kennzeichnung und die Qualität der Links usw.)
Diese Kriterien werden im Folgenden nur teilweise angewandt (vor allem die Orientierungs- und Navigationskriterien), um diesen Beitrag, der eine allgemeine Gültigkeit haben soll, nicht zu überladen.
Das Hauptaugenmerk der Analyse gilt folgender Frage: Gibt es zwischen den Websites der französischen und der deutschen Presse Unterschiede? Zunächst sollen einige Beispiele betrachtet werden.
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Anmerkungen
(6) Si nous parlons ici de "large" ou de "profond", nous signalons avec ces deux termes la structure intégrale d'un site. Si un site propose p. ex. une multitude de liens sur la page d'accueil et la majorité des liens aboutit sur le deuxième ou troisième niveau, le site possède une structure large - l'accès à une information précise est plus rapide. Restent pourtant les problèmes de navigation entre les différentes pages d'un site (la navigation "transversale") et le système efficace de guidage sur la page d'accueil. Une structure profonde ne propose pas beaucoup de liens au départ, mais demande plusieurs clics pour accéder à une information précise. Cette méthode est souvent utilisée pour des informations complexes ; un moteur de recherche aide à accéder à une information précise en posant plusieurs questionnaires. Cette structure était très répandue chez les site de programmes TV. Bucher (2001, 158 ss.) utilise les termes "Top-down-Navigation" (navigation de haut en bas) pour la structure profonde et "Ressort-Navigation" (navigation par ressorts) pour la structure large. Sa troisième méthode de navigation, celle symbolisée par une structure "de moyeux et de rayons" n'est qu'une forme spécifique de la structure large.