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'Der Bedarf an Inhalten'
 
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Der Bedarf an Inhalten

Die Mehrheit der Websites bietet Inhalte an. Sogar Suchmaschinen wie YAHOO oder ALTAVISTA garnierten ihre Seiten mit Inhalten aller Art und unternahmen den Versuch, "Portale" zu werden, d. h. Websites mit generalistischem Anspruch, alle von der Masse der Anwender gesuchten Inhalte anzubieten. Dahinter steckt die Logik, dass der Anwender auf der Internetsite verweilen, so regelmäßig wie möglich zu ihr zurückkehren und dort alles finden soll, was er braucht. Nach den Suchmaschinen folgen vor allem die Informationsangebote der Provider wie WANADOO oder T-ONLINE oder auch der klassischen Medien wie TF1 oder RTL. Ihre Stärke liegt entweder darin, einen privilegierten Zugang zu besitzen wie T-ONLINE, von einem Cross-Media-Support zu profitieren oder eine hohe Nutzerquote aufzuweisen, weil sie als Start- bzw. Suchseiten genutzt werden.

Provider wie die Deutsche Telekom oder France Télécom nutzen ihre Überlegenheit als Netzbetreiber. Die ehemaligen Monopolanbieter sind in einer Position der Stärke, da die Anwender, die Websites und ihre Konkurrenten im Bereich der Online-Kommunikation alle gezwungen sind, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Als Internet Acces Provider zwingen sie die meisten ihrer Kunden, über ihre Seiten zu gehen. Jeder, der ISDN/DSL abonniert, erhält beispielsweise ein Installationspaket, das ein leicht auszuführendes Abonnement- für T-ONLINE umfasst. Zuweilen nutzen sie diese Position mit einer seltsamen Arroganz. Erstaunlich ist dabei nur, dass es ihnen dennoch nicht gelingt, Gewinne einzufahren.

Die anderen großen Telekommunikations-Sites finden sich nicht in der Position ehemaliger Monopolanbieter - die Privatisierung der Fernsehsender ist beispielsweise sowohl in Frankreich als auch in Deutschland zur Normalität geworden. Aber diese Websites besitzen eine andere beträchtliche Stärke: die der Cross-Media-Publikation. Zum einen profitieren sie von einer regelrechten "Kopfwäsche" durch die Medien, da die TV-Sender in ihren Sendungen permanent auf ihre Online-Angebote hinweisen: Minitel, Telefonnummer und Internetadresse sind allgegenwärtig. Zum anderen profitieren sie von einer gut ausgebauten Infrastruktur, vor allem im Bereich der Information. Da die großen Fernsehkanäle ein Informationsnetz benötigen, können ihre Multimedia-Branchen auf dieselben Quellen zurückgreifen. Dies betrifft ebenfalls externe Firmen: Oft ist in Dienstleistungsverträgen die "kostenlose" Nutzung von Daten für eine Online-Nutzung eingeschlossen.

Schließlich sind noch die großen Portale der Softwareindustrie und des Internet zu erwähnen. Das Unternehmen MICROSOFT nutzt beispielsweise seine marktbeherrschende Position im Bereich der Betriebssysteme nicht nur, um seinen Web-Browser Internet Explorer zu promoten, der dem Softwareeditor von Redmond einige juristische Unannehmlichkeiten eingebracht hat. Es nutzt diese Position auch, um sein Portal MICROSOFT NETWORK (MSN) (5) in diesem Browser als Ersatzstartseite anzubieten (vgl. Neteconomie.com, 9/8/2001). Dagegen ist es recht einfach, diesen Zugang zu ändern, die Auswirkungen sind also im Vergleich mit der Abhängigkeit der Anwender von AOL oder T-ONLINE bei weitem nicht so groß. 

Die Suchmaschinen wie ALTAVISTA, YAHOO und LYCOS sind während der fetten Jahre des Internet die Websites gewesen, die am häufigsten aufgerufen wurden. Die Preise für Annoncen explodierten, die für Aktien ebenso. Sie unterlegten ihre Angebote für simple Recherchen zunehmend mit Inhalten und wurden ebenfalls zu Portalen. Die Inserenten haben jedoch sehr schnell erkannt, dass die Anwender nicht lange auf diesen Sites verweilten. Sie benutzten sie lediglich zur Suche und nicht zur Information. Heute sind einige dieser Websites verschwunden (z. B. FIREBALL von Gruner+Jahr) oder sie haben ihr Angebot reduziert (z. B. ALTAVISTA).

Alle Internetsites, die stark frequentiert werden, machen die Position der Verkäufer von Inhalten sehr schwierig. Jene, die kein etabliertes Markenimage besitzen und zusätzliche Unterstützung benötigen, um stärker konsultiert zu werden, wurden manchmal sogar gezwungen, "Eintrittsgelder" zu bezahlen, um auf großen Sites genannt oder an prominenter Stelle erwähnt zu werden, beispielsweise auf der Einstiegsseite. Diejenigen mit einem guten Markenimage sind stärker gefragt. Aber die "generalistischen Websites" (ein Begriff aus der audiovisuellen Branche, wo man ebenfalls von "generalistischen Kanälen" spricht) sind nicht unbedingt auf Marken aus, damit ihr eigenes Image nicht geschmälert wird.

Paradoxerweise brauchen alle diese Sites Inhalte. Wenige von ihnen - die der "klassischen" Medien wie beispielsweise die Website von LE MONDE - besitzen wirklich welche. Aber die große Mehrheit der neuen Internetsites besitzt nicht dieselbe Glaubwürdigkeit der traditionellen Qualitätsmedien. Sie nutzen ihre Position als "Multiplikator" aus, um die Preise für den Inhalt zu drücken, obgleich Inhalte nicht kostenlos geschaffen werden können. Die Redaktion von Artikeln, die Einrichtung einer Datenbank, der Kauf eines Redaktionssystems usw. sind sehr kostspielig. Die Fehleinschätzung, welchen Preis Inhalte wirklich haben, ist folglich ein weiterer Grund für den Abschwung des Internet: Inhalte zu produzieren, hat an Wert verloren.

Fazit: Finden die unabhängigen allgemein informierenden Websites weder attraktivere Werbemittel noch verlässlichere Refinanzierungsmöglichkeiten, wird die Qualität der Inhalte mit Gewissheit abnehmen. Nur wenn die Tarife für die Online-Verbindung zwischen Providern und Verkäufern von Inhalten geteilt werden, kann man die Qualität dauerhaft garantieren. Anders gesagt: Es ist wünschenswert, dass die Provider die Inhalte angemessen bewerten und dass all jene, die sie beliefern, den Mut aufbringen und damit aufhören, ihre Informationen gratis an jene "Quasi-Monopolisten" abzugeben. Geschieht dies nicht, wird die Qualität des Internet (oder zumindest eines kostenlosen Internet) verloren gehen.

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Anmerkungen

(5) MSN, conçu au début comme accès fermé à des contenus comme l'offre d'AOL, avait échoué avec cette tentative à la fin des années 90. Le réseau continue aujourd'hui son existence dans la forme d'un portail d'information générale.

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