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Abgrenzungen

Ob real oder „unausrottbar gewordenes Vorurteil“ (Wisotzki 1897: 440): Wer Europa darstellen wollte, musste es abgrenzen. Am unruhigsten und umstrittensten war die Ostgrenze [1] (vgl. Hahn 1882, Wisotzki 1897, Parker 1960, Schultz 1999). Seit dem 18. Jahrhundert lag sie zwischen dem 25. und 100. Grad ö.L. (s. nächste Karte). Zwar pendelte sie sich allmählich auf das Ural-Gebirge [2] ein, doch riss die Grenzdiskussion nie ab. So endete Europa manchmal schon an der Donaumündung [3] , den Pripjatsümpfen [4] und dem Weißen Meer [5] , wie heute noch bei den Vertretern der Kulturerdteillehre (vgl. Kolb 1957), die Russland als eigenständigen Kulturraum betrachten. Ein anderes Mal setzte die Grenze noch über den Jenissej [6] hinweg. So schon 1747 und wieder in den 1950er Jahren (vgl. Louis 1954).

Die Ostgrenze Europas gegen Asien







(Entwurf: H.-D. Schultz, Kartographie G. Schilling)

Auch im Südosten (s. nächste Karte) boten sich verschiedene Orientierungsmarken an, darunter die Wolgahöhen [7] , der Obschtschi Syrt, die Jergeni- und Mugadshary-Höhen, der Don [8] , der Ural-Fluss [9] , der Fluss Emba, die Kuban [10] -Terek [11] oder Rion-Kura [12] -Linie.

Die Grenzen Europas gegen Asien im Südosten










(Entwurf: H.-D. Schultz, Kartographie G. Schilling)

Im Extremfall ging Europa bis zum Tian Schan [13] , umfasste Afghanistan [14] und Belutschistan [15] und konnte im Süden die Arabische Halbinsel z.T. oder ganz sowie Nordafrika [16] in unterschiedlicher Ausdehnung einbeziehen (vgl. Rühle von Lilienstern 1811, Hanslik 1917, Krüger 1953), so dass das Rote Meer [17] und der Persische Golf [18] zu europäischen Nebenmeeren wurden. Weniger ausgreifende Südost-Varianten ignorierten zumindest die Dardanellen [19] und den Bosporus [20] und nahmen noch Anatolien [21] und manchmal auch Nordsyrien [22] hinzu (z.B. Louis 1954), zurückhaltende Varianten ließen Europa bereits an der bulgarisch-türkischen Grenze enden (vgl. nächste Karte).

Europa-Varianten in der geographischen Literatur













(Entwurf: H.-D. Schultz, Kartographie G. Schilling)