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'Die Zustellung im Gegensatz zum Straßenverkauf'
 
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Die Zustellung im Gegensatz zum Straßenverkauf

In Deutschland überwiegt die Zustellung von Zeitungen über das Abonnement. Die deutsche Presse verfügt über modernere Produktions- und Vertriebsmethoden als die französische Presse (5): die meisten deutschen Tageszeitungen nutzen ein privates Vertriebssystem (6), nur 30% der Auflage werden als Einzelnummern verkauft (7).

In Frankreich existiert das Zustellsystem praktisch nur im Großraum Paris und in einem weit geringeren Maße in einigen anderen Regionen (einzige Ausnahme: das Elsass). Wollen die Zeitungen der französischen Tagespresse ihre Ausgaben an die Adresse der Käufer zustellen lassen, müssen sie "Verhandlungen mit Organisationen wie der NMPP führen (8) - zentralen Vertriebsorganisationen in Frankreich. Dies erklärt, weshalb die Vertriebskosten der französischen Presse sicherlich zu den teuersten in der Welt gehören". (9) Daher ist das Vertriebsmittel in Frankreich der Direktverkauf, auch wenn die französische Tagespresse sich ernsthaft darum bemüht, den Anteil des Abonnementverkaufs und der Zustellung zu erhöhen. (10)

Darum kann man von einer täglichen "Schlacht" der französischen Titelseiten an den Kiosken, in den Supermärkten und Zeitungsgeschäften sprechen. In einer solchen echten Konkurrenzsituation muss eine Zeitung auffallender sein als die anderen, um Aufmerksamkeit und somit möglichst viele Leser zu gewinnen.

In Deutschland ist dies nicht so wichtig. Das Abonnementsystem gewährleistet, dass jedem Leser jeden Morgen seine Tageszeitung nach Hause geliefert wird, ohne sich zu einer Verkaufsstelle begeben zu müssen. Aus dieser Perspektive kann man also von einer gesunden deutschen "überregionalen" Presse sprechen. Das Abonnement garantiert eine stabile Auflage und die Zahl der nicht verkauften Exemplare bleibt gering. Dies zieht Anzeigenkunden an, welche die Zeitungen finanziell unterstützen. (11)

Dank des Abonnementsystems lässt sich die Werbung leicht dem Geschmack der Leser anpassen, und daher lesen einige Käufer die Zeitung lediglich, um darin die Anzeigen zu suchen, die sie interessieren. Außerdem kommt der Leser beim Abonnement einer Tageszeitung in Deutschland in den Genuss eines Nachlasses von circa 15 % verglichen mit dem Verkaufspreis in den Kiosken. (12) Die große Zahl regelmäßiger Leser und die Werbung garantieren den "überregionalen" Tageszeitungen mehr Sicherheit und Stabilität. (2001/2002 war jedoch ein Rückgang der Werbeeinnahmen festzustellen, der Entlassungen bewirkte. Die Existenz der Tageszeitungen war jedoch nicht bedroht). Wir können also feststellen, dass die Presse unabhängig ist, keiner finanziellen Unterstützung bedarf und daher keine staatlichen Subventionen erhält. Diese Unabhängigkeit erlaubt, die Regierung sowie die Politikerinnen und Politiker offener zu kritisieren; die Presse genießt große Glaubwürdigkeit bei den Lesern.

Abbildung 3:

Die verkaufte Gesamtauflage und die Abonnementquote der deutschen Tagespresse (ohne BILD) im Jahr 2001

 

 

 

 

In Frankreich ist unbestritten das Gegenteil der Fall. Die französische Tagespresse befindet sich in der Krise, wofür mehrere Faktoren verantwortlich sind, die einen Teufelskreis bilden. Da der Straßenverkauf praktisch die einzige Möglichkeit darstellt, die Ausgaben zu verkaufen, kann die Auflage nicht stabil sein. Täglich sind die "überregionalen" Tageszeitungen mit einer großen Zahl unverkaufter Exemplare konfrontiert. Die Firmen, die in diesen Zeitungen Werbeanzeigen annoncieren, wissen dies nur zu gut. Der Faktor unverkaufte Exemplare bewirkt, dass Preis und Menge der Annoncen zurückgehen. Außerdem schlägt der Transport stark zu Buche (13), und die Lohnkosten der französischen Presseunternehmen sind sehr hoch. Die Produktionsstätten sind nicht ausreichend modernisiert worden, wodurch die Produktion der Zeitungen sehr kostspielig wird (14). Pierre Albert äußert in diesem Zusammenhang: "(...) dieser Nachteil ist um so besorgniserregender, als er die Chancen erheblich reduziert, alle erhofften Gewinne aus der Automatisierung moderner Satz- und Druckverfahren zu ziehen " (15). Eine Folge dieser Mängel ist der zu hohe Preis der "überregionalen" Tageszeitungen im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen der Franzosen, das eher gering ist (16).

Um überleben zu können, benötigt die französische Presse daher staatliche Subventionen. Das Subventionssystem in Frankreich besteht aus zwei Formen der Unterstützung: direkte und indirekte Hilfen. Direkte Subventionen betreffen nur einige besondere Tageszeitungen und bestehen in Überweisungen an die Finanzabteilungen der begünstigten Zeitungen, wie beispielsweise einem finanziellen Beitrag zum Kauf einer Druckmaschine, Sondertarifen für den Eisenbahntransport und Erstattungen für Telekommunikationsausgaben im Ausland. Außerdem werden zur direkten Unterstützung "verschiedene Hilfsfonds für Tageszeitungen mit geringer Werbekapazität " (17) gezählt. Hierbei handelt es sich um Blätter mit religiösem oder speziellem Inhalt, deren Auflage zu gering ist, um Anzeigenkunden anzuziehen. Als Beispiele seien LA CROIX angeführt oder auch L'HUMANITE, eine Zeitung, die über 9 Millionen Francs von der kommunistischen Partei erhalten hat, um überleben zu können.

Abbildung 4:

Die verkaufte Gesamtauflage der deutschen Tageszeitungen (einschließlich BILD) im Jahr 2001

 

 

 

 

Die indirekten Hilfen stehen allen französischen Zeitungen zur Verfügung: Es handelt sich um geringere Postgebühren, eingeschränkte Mehrwertsteuer, verringerte Gewerbesteuer und eine steuerliche Sonderbehandlung, die Investoren anziehen soll (18).

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die "überregionale" französische Presse stark vom Staat abhängig ist, was bei den Lesern einen Glaubwürdigkeitsverlust nach sich zieht. Die dargestellten Probleme bewirken für die Zeitungen zugleich einen Umsatzrückgang und einen Preisanstieg. Hinzugefügt werden muss, dass die Zahl der nationalen (Pariser) Tageszeitungen in den vergangenen Jahrzehnten auf zwölf zurückgegangen ist (oder auf derzeit 13, je nach angewandter Zählweise) und dass einige von ihnen trotz Subventionen und neuen Kapitalzuflusses (19) mehr schlecht als recht überleben.

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Anmerkungen

(5) Cf. Grosse/ Lüger 52000, 253. 

(6) Ceci s'applique aussi bien à la PQR qu'à la PQN.

(7) Cf. Grosse/ Lüger, 52000, 253.

(8) NMPP = Nouvelles Messageries de la Presse Parisienne.

(9) Albert 111996, 78.

(10) LE MONDE avait 30% d'abonnés en 1994, LE FIGARO par contre n'en avait que 15% (v. p. ex. Albert ,1996, 85). En 2000, LE MONDE en avait 32,4%, LE FIGARO 14,3% (Stratégies 18/5/2000) - Quelques autres moyens de diffusion sont également remarquables: par exemple, la vente par tiers (hôtels, entreprises, compagnies aériennes) progresse de façon significative et les distributeurs automatiques où les grands quotidiens sont en vente pourraient être prometteurs malgré la concurrence des quotidiens gratuits (METRO, 20 MINUTES). Ces nouveaux canaux de distribution sont d'autant plus nécessaires que les fermetures annuelles des kiosques, surtout à Paris, excèdent largement les ouvertures et qu'on ne fait pas chaque jour ses courses au supermarché ou à l'hypermarché (cf. Le Monde du 19/9/2002, 19).

(11) En Allemagne, 55,7 % de la publicité totale apparaissent dans la presse tandis qu'en France ce ne sont que 48,1%.01. V. p. ex. Grosse/ Lüger, 52000, 269.)

(12) Cf. Albert/ Koch 111996, 56.

(13) 30 à 50% du prix de vente doivent être payés aux NMPP et aux points de vente (v. p. ex. Girard/ Roy 2000, 37).

(14) Une page du MONDE (8/2/2003, 19) offre plus de détails sur les NMPP, les centres d'impression délocalisés qui permettent aux quotidiens parisiens d'être imprimés à Lyon, Nantes, Nancy, Toulouse et Vitrolles (et d'être distribués en même temps que les quotidiens régionaux) et la menace du groupe Amaury (propriétaire D'AUJOURD'HUI EN FRANCE et de L'EQUIPE) de sortir du système mutualiste en construisant ses propres imprimeries plus modernes.

(16) LE MONDE 7,50F, LE FIGARO 7F, LIBERATION 7F, AUJOURD'HUI 4,20F (avril 2000, et après l'introduction de l'euro: LE MONDE 1,20 EUR, LE FIGARO 1 EUR, LIBERATION 1,20 EUR, AUJOURD'HUI 0,65 EUR, LE PARISIEN 0,80 EUR (2002, prix en semaine). En Allemagne, les "suprarégionaux" de qualité sont plus chers en kiosque. La FAZ, p. ex., coûte 1,30 EUR (le samedi: l,50 EUR), mais revient bien moins cher par abonnement. Le quotidien populaire. BILD est vendu à un prix minimum (0,40 EUR) grâce à sa diffusion très large.

(17) Girard/ Roy 2000, 53.

(18) Au sujet des subventions, lire Girard/ Roy 2000, 53 s.

(19) Ce sont surtout ces trois journaux à vocation spécialisée: LA CROIX, L'HUMANITE, LIBERATION.

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