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'Problemfelder der Integration: Schule und Ausbildung'
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Problemfelder der Integration: Schule und Ausbildung
Schule und Ausbildung
Quelle: www.france.diplomatie.fr/label_france/FRANCE/DOSSIER/2000/07immigration.html
Während die Aussiedler [1] von zahlreichen Maßnahmen zur Förderung ihrer Integration profitierten, gab es lange Zeit keine politischen Anstrengungen, um die in Deutschland lebenden Ausländer auf das Leben in Deutschland vorzubereiten. Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte hat jedoch gezeigt, dass die Erwartung, die Mehrzahl der in unserem Land lebenden Ausländer würde wieder in ihr Heimatland zurückkehren, unrealistisch war. Inzwischen leben mehr als 30 % der Ausländer seit über 30 Jahren in Deutschland, und insgesamt sind 1,6 Mio. Ausländer bereits seit ihrer Geburt in der Bundesrepublik. Zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit sind hier geboren, sie besuchen fast alle deutsche Schulen und sie werden auch hier ihren weiteren Lebensmittelpunkt behalten. Sie sind damit ein wichtiger Teil unserer gesellschaftlichen Realität, und ihre Eingliederung in unser Sozial- und Wirtschaftssystem stellt eine wichtige politische Herausforderung dar.
Hinsichtlich der Kinder von Ausländern haben die deutschen Schulen die übergeordnete Aufgabe, zu deren sozialen, sprachlichen und kulturellen Eingliederung für die Dauer ihres Aufenthalts in unserem Land beizutragen. Gleichzeitig sollen sie aber auch die Identität dieser Schüler mit der Sprache und Kultur des Heimatlandes erhalten und fördern. Alle Statistiken belegen, dass die schulische Integrationsarbeit häufig wenig erfolgreich ist und dass die Kinder von Ausländern an deutschen Schulen weniger gut abschneiden als ihre deutschen Mitschüler. Über die Hälfte der Kinder von Ausländern kommen über den Hauptschulabschluss nicht hinaus. Sie müssen häufiger die Hauptschule ohne Abschluss verlassen und sie sind auch an Gymnasien deutlich unterrepräsentiert. Hingegen ist der Anteil von Ausländerkindern auf Sonderschulen deutlich erhöht. Die Ungleichheit beginnt schon im Kindergarten, der nur von einem relativ geringen Anteil von Ausländerkindern besucht wird. Bei der Wahl der Sekundarschulen sind die Eltern von ausländischen Kindern vielfach schlecht informiert, und zahlreiche Ausländereltern kümmern sich wenig um die schulische Laufbahn ihrer Kinder in Deutschland.
Flüchtlingskinder (Foto: Ch. Tischler)
Quelle: www.tischler.ch/d/window/laender/alba/alba15.html
Die Schwierigkeiten [2] von Ausländerkindern in den deutschen Schulen finden ihre Fortsetzung in der Berufsausbildung: Ein alarmierend hoher Anteil der jungen Ausländer verzichtet auf jegliche Berufsausbildung. So starten z.B. 40 % aller jungen Türken ohne Ausbildung ins Berufsleben, der Anteil der Deutschen ohne Ausbildung beträgt hingegen 10 %. Auch bei den jungen Ausländern, die eine Berufsausbildung machen, zeigt sich, dass sie ein enges Berufsspektrum wählen: Die Mädchen machen am häufigsten eine Lehre als Friseuse bzw. Arzthelferin, die Jungen erlernen zumeist Berufe wie Kfz-Schlosser bzw. Maler/Lackierer. Ausbildungsplätze sind jedoch insgesamt knapp und oft genug werden Deutsche bevorzugt, oft mit dem Argument der Sprachschwierigkeiten mit ausländischen Jugendlichen.
Wenn man bedenkt, dass ein Schulabschluss und eine Ausbildung in einem attraktiven und zukunftsfähigen Beruf wichtige Garanten für den späteren beruflichen und sozialen Lebenserfolg darstellen, kann man ermessen, wie viel sozialer Zündstoff in dem wachsenden Bildungsdefizit [3] der jungen Ausländer in Deutschland liegen kann.