- Bevölkerungsstruktur, Migration, Minderheiten
- Gesellschaftsvergleiche
- Das Jahr 1968 und die Folgen
- Zwischen Liebe und Recht: das "bürgerliche Ehekonzept" in Frankreich und Deutschland um 1800
- Vorbemerkung
- Die deutsche Einwanderung ins Elsass
- Der Sonderfall Straßburg. Herkunft der deutschen Einwanderer nach Staatsangehörigkeit: Badener, Württemberger, Preußen, Sachsen, Pommeraner.
- Die Mischehen in den ersten Jahren des Reichslands
- Früher Beginn : 1871
- Die Mischehen unter dem Juli-Königtum und dem Zweiten Kaiserreich
- Die Besonderheit der Mischehen während der französischen Zeit
- Das neue Ehesystem
- Die ersten Annäherungen zwischen den beiden Gesellschaften: 1871-1890
- Die Integration der Arbeiter und Handwerker
- Die schwierige Integration der Händler und Kaufleute
- Die Ablehnung der « deutschen Wissenschaft »
- Eine neue Ära : die letzte Phase des Reichslands 1890 - 1914
- Ein neuer Kontext
- Die Integration der Angestellten
- Die Öffnung hin zu den freien Berufen
- Die Ehen in Akademikerkreisen
- Bibliographische Angaben
'Die Verteilung der deutschen Bevölkerung im Elsass'
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Die Verteilung der deutschen Bevölkerung im Elsass (1)
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Oberelsass gesamt | Anteil Militär (%) | Unterelsass gesamt | Anteil Militär (%) | Elsass gesamt | ||
1875 | 12 551 | 36,2 | 26 562 | 44,1 | 39 113 | |
1880 | 16 669 | 24,0 | 43 824 | 29,6 | 60 493 | |
1885 | 23 230 | 17,9 | 56 367 | 25,6 | 79 597 | |
1890 | 32 703 | 24,2 | 72 354 | 28,7 | 105 057 | |
1895 | 35 358 | 25,0 | 83 441 | 29,7 | 118 799 | |
1905 | 38 481 | 20,8 | 89 681 | 25,7 | 128 162 | |
(Quelle: Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen) |
Vor Verkündung des Unionsgesetzes strömten vor allem zwei Kategorien von Einwanderern ins Elsass: die Militärs, die sich in den Städten einquartierten und die Beamten, die die Stellen in Politik und Verwaltung einnahmen. Im Jahre 1905 belief sich die Einwandererzahl insgesamt auf 128.162, davon entfielen 70% auf das Unterelsass (wo sie 13% der Gesamtbevölkerung darstellten) und 30% auf das Oberelsass (7,5% der Bevölkerung). Am Ende des Reichslands bildeten die Deutschen etwas mehr als 10% der Bevölkerung, während es im angeschlossenen Lothringen, wo der Zustrom viel höher war, 25% waren.
Besonders die Städte waren von der Einwanderung betroffen. Während der gesamten Zeitphase des Reichslands blieb die deutsche Präsenz im ländlichen Raum gering und erreicht nirgends mehr als 3 % der Gesamtbevölkerung. Im städtischen Bereich dagegen wuchs die Zahl der deutschen Bevölkerung mit der Gröbe der Stadt. In den Städten von 20.000 bis 100.000 Einwohnern gab es im Jahre 1895 16% Deutsche. In den Städten mit über 100.000 Einwohnern betrug ihr Anteil über 25%. Der Prozentsatz war noch höher, wenn es sich um Garnisonsstsädte handelte, so zum Beispiel in Saverne, einer Stadt mit 9.000 Einwohnern am Ende des XIX. Jahrhunderts, von denen 2105 Deutsche (darunter 900 Militärs) waren.
Die Auswertung der deutschen Volkszählungen macht aber vor allem deutlich, dass sich die meisten Deutschen in Strabburg konzentrierten. 45,6% aller im Elsass ansässigen Deutschen entfielen allein auf diese Stadt. Zwischen 1871 und 1914 ließ sich quasi jeder zweite Einwanderer in Straßburg nieder.
All dies bewirkte einen hohen prozentualen Anteil der Einwohner mit deutscher Staatsangehörigkeit an der Gesamtbevölkerung. Im Jahre 1895 betrug er in Strabburg z.B. 40 %, deutlich weniger waren es in Colmar (16%) und Mülhausen (18%).
Die sehr massiv einsetzende Einwanderung - bereits im Jahre 1875 zählte man nahezu 40.000 Deutsche im Elsass - schockierte die Elsässer, die sich gleichsam einer Invasion ausgeliefert sahen, dies umso mehr, als das militärische Element überwog. So schreibt der bedeutende elsässische Universitätsgelehrte Robert Redslob zwischen den beiden Weltkriegen (2): « Überall waren sie zu sehen. In Strabburg, der Hauptstadt des Reichslands, war die Invasion viel gröber als anderenorts ... Welche Menge Soldaten aus den vier Königreichen! Sie waren die lebendigen Zeugen der ausländischen Herrschaft. Sie waren überall, an jeder Strabenecke, mit einem Schwarzbrot oder einer Schachtel Zigarren unter dem Arm. Sie zogen durch die breiten Straben mit Musik, Pferden und Kanonen. Und sonntags spazierten sie in endlosen Reihen auf der Rheinstrabe dahin. » Ähnliches schrieb der deutsche Gelehrte Karl Koch Ende 1870 seinem Freund Frédéric Kolb : « Stell Dir diesen Schwarm von Beamten vor, denen man durch den Anschluss eines reichen Landes und einer aufständischen Bevölkerung eine neue fette Weide und eine Gelegenheit geboten hat, sich fleibig zu zeigen. »
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- Uberfill, 2001.
- Redslob, 1933.