- Bevölkerungsstruktur, Migration, Minderheiten
- Gesellschaftsvergleiche
- Das Jahr 1968 und die Folgen
- Zwischen Liebe und Recht: das "bürgerliche Ehekonzept" in Frankreich und Deutschland um 1800
- Vorbemerkung
- Die deutsche Einwanderung ins Elsass
- Die Verteilung der deutschen Bevölkerung im Elsass
- Der Sonderfall Straßburg. Herkunft der deutschen Einwanderer nach Staatsangehörigkeit: Badener, Württemberger, Preußen, Sachsen, Pommeraner.
- Die Mischehen in den ersten Jahren des Reichslands
- Früher Beginn : 1871
- Die Mischehen unter dem Juli-Königtum und dem Zweiten Kaiserreich
- Die Besonderheit der Mischehen während der französischen Zeit
- Das neue Ehesystem
- Die ersten Annäherungen zwischen den beiden Gesellschaften: 1871-1890
- Die Integration der Arbeiter und Handwerker
- Die schwierige Integration der Händler und Kaufleute
- Eine neue Ära : die letzte Phase des Reichslands 1890 - 1914
- Ein neuer Kontext
- Die Integration der Angestellten
- Die Öffnung hin zu den freien Berufen
- Die Ehen in Akademikerkreisen
- Bibliographische Angaben
'Die Ablehnung der « deutschen Wissenschaft »'
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Die Ablehnung der « deutschen Wissenschaft »
Es mag nicht sonderlich überraschen, dass es nur zwei Offizieren der deutschen Armee gelungen ist, Zugang zu einer Strabburger Familie zu erlangen. Erstaunlicher ist, dass die deutschen Universitätsprofessoren oder die Gymnasiallehrer auch nicht viel erfolgreicher waren. Nur zwei deutschen Studienräten vom renommierten protestantischen Gymnasium Jacques Sturm ist es gelungen, Elsässerinnen zu heiraten. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen dass die Eltern der beiden Ehefrauen nicht aus Strabburg stammten. Ein Strabburger Hausbesitzer hätte sich niemals mit einem deutschen Gymnasiallehrer kompromittiert. Dieses Verhalten den Akademikerkreisen gegenüber beweist eine Ablehnung oder zumindest eine klare Distanzierung seitens des Strabburger Bürgertums, das den deutschen Lehrer als Symbol der Germanisierung stigmatisierte.
Die Ablehnung den deutschen Volksschullehrern gegenüber war noch kategorischer. Obwohl ihr Einfluss im Stadtgebiet nicht so grob war wie auf dem Land, wurden sie allgemein als Hauptagenten der Germanisierung gesehen. Die deutsche Regierung war sich dessen in einem Maße bewusst, dass sie durch ein Gesetz des Oberen Präsidiums des Reichslands im Juni 1872 das Gehalt der Lehrer, und somit ihre soziale Stellung, erhöhen ließ und ihre Ausbildung verbesserte. Es ist äuberst bemerkenswert, dass innerhalb von zwanzig Jahren nur zwei Ehen mit preubischen Volksschullehrern registriert wurden. In den darauffolgenden Jahren, von 1890 bis 1914, sind es kaum mehr: nur sieben Fälle sind zu verzeichnen. Die Voreingenommenheit diesen Beamten gegenüber blieb während der ganzen Geschichte des Reichslands bestehen. Beinahe fünfunfvierzig Jahre lang fanden weder der deutsche Volksschullehrer noch der Offizier Gnade bei der Straßburger Bevölkerung.