- Bevölkerungsstruktur, Migration, Minderheiten
- Gesellschaftsvergleiche
- Das Jahr 1968 und die Folgen
- Zwischen Liebe und Recht: das "bürgerliche Ehekonzept" in Frankreich und Deutschland um 1800
- Vorbemerkung
- Die deutsche Einwanderung ins Elsass
- Die Verteilung der deutschen Bevölkerung im Elsass
- Der Sonderfall Straßburg. Herkunft der deutschen Einwanderer nach Staatsangehörigkeit: Badener, Württemberger, Preußen, Sachsen, Pommeraner.
- Die Mischehen in den ersten Jahren des Reichslands
- Früher Beginn : 1871
- Die Mischehen unter dem Juli-Königtum und dem Zweiten Kaiserreich
- Die Besonderheit der Mischehen während der französischen Zeit
- Das neue Ehesystem
- Die ersten Annäherungen zwischen den beiden Gesellschaften: 1871-1890
- Die Integration der Arbeiter und Handwerker
- Die schwierige Integration der Händler und Kaufleute
- Die Ablehnung der « deutschen Wissenschaft »
- Eine neue Ära : die letzte Phase des Reichslands 1890 - 1914
- Ein neuer Kontext
- Die Öffnung hin zu den freien Berufen
- Die Ehen in Akademikerkreisen
- Bibliographische Angaben
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Die Integration der Angestellten
In der 1890 beginnenden Phase kommt den Angestellten, insbesondere den Beamten des Landes und der Ministerien Elsass-Lothringens, deren Zahl in den zwanzig Jahren zuvor stark gestiegen war, besondere Bedeutung zu. Auf sie entfallen nunmehr etwa 22% der Mischehen, gegenüber 18% in der Zeit zuvor. Im Gegenzug geht der Anteil der Arbeiter und Handwerker bedeutend zurück, im Durchschnitt um fünf Prozent. Man könnte versucht sein, dieses Phänomen als eine Erhöhung des soziologischen Niveaus der Mischehen zu interpretieren und dies mit einer gröberen Toleranz der Strabburger Gesellschaft ihnen gegenüber zu erklären. Untersucht man die Verhältnisse jedoch genauer unter Berücksichtigung der tatsächlichen Stellung und des Verantwortungsgrades der Betroffenen, so kommt man zu einem nuancierteren Urteil.
Dann kann man nämlich feststellen, dass sie fast alle der niedrigsten Stufe dieser Sozialkategorie angehören. Es handelt sich um Angestellte bei der Polizei oder in einer Haftanstalt, um Sekretäre im Post- und Telegrafenamt, später um solche in der Telefonzentrale oder bei der Reichsbahn, um Angestellte im Steuer- und Zollamt, um Sekretäre oder Bürodiener in der Stadtverwaltung. Kurzum, fast alle haben sie mittelmäbige oder untergeordnete Stellen mit niedrigem Verantwortungsgrad inne. Bei einer Gesamtzahl von 220 registrierten Fällen können gerade einmal zwölf Angestellte oder Beamte zu den führenden Kräften der Reichsverwaltung gezählt werden.
Die elsässischen Familien sind offensichtlich zurückhaltend, wenn es sich darum handelt, in die Heirat ihrer Töchter mit höheren Beamten einzuwilligen, vor allem deshalb, weil diese die deutsche Macht verkörpern. Es kommt hinzu, dass diese Beamten eine Art Kastengeist pflegen, sich als etwas Besseres betrachten und den Elsässern lediglich niedrigere Posten überlassen. Dies ist besonders spürbar in einem so neutralen Bereich wie dem Post- und Telegrafenamt. Im Jahre 1882 sind hier die Führungs- und Inspektorenposten beispielsweise zu zwei Dritteln von Preuben, Sachsen und Bayern besetzt, während die Elsässer drei Viertel aller Postboten-, Telegrammboten- und Postschaffnerstellen innehaben.