- Bevölkerungsstruktur, Migration, Minderheiten
- Gesellschaftsvergleiche
- Das Jahr 1968 und die Folgen
- Zwischen Liebe und Recht: das "bürgerliche Ehekonzept" in Frankreich und Deutschland um 1800
- Vorbemerkung
- Die deutsche Einwanderung ins Elsass
- Die Verteilung der deutschen Bevölkerung im Elsass
- Der Sonderfall Straßburg. Herkunft der deutschen Einwanderer nach Staatsangehörigkeit: Badener, Württemberger, Preußen, Sachsen, Pommeraner.
- Die Mischehen in den ersten Jahren des Reichslands
- Früher Beginn : 1871
- Die Mischehen unter dem Juli-Königtum und dem Zweiten Kaiserreich
- Die Besonderheit der Mischehen während der französischen Zeit
- Das neue Ehesystem
- Die ersten Annäherungen zwischen den beiden Gesellschaften: 1871-1890
- Die schwierige Integration der Händler und Kaufleute
- Die Ablehnung der « deutschen Wissenschaft »
- Eine neue Ära : die letzte Phase des Reichslands 1890 - 1914
- Ein neuer Kontext
- Die Integration der Angestellten
- Die Öffnung hin zu den freien Berufen
- Die Ehen in Akademikerkreisen
- Bibliographische Angaben
'Die Integration der Arbeiter und Handwerker'
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Die Integration der Arbeiter und Handwerker
Den höchsten Anteil der Mischehen wird von der Gruppe der Arbeiter und Handwerker gestellt. Sie machen 58% der Gesamtzahl aus. Es sind auch diese beruflichen Gruppen, denen die Integration am besten gelingt. Die Gruppe ist vergleichsweise heterogen. Man findet darin Tagelöhner, die gelegentlich in der Landwirtschaft oder auf einer Baustelle arbeiten, unqualifizierte Arbeiter, Fabrikarbeiter, und schlieblich alle Handwerker des Baugewerbes. Viele unter ihnen zog es nach Strabburg, wo nach der Zerstörung des alten Stadtwalls grobe Baumaßnahmen begonnen wurden: Wiederaufbau der durch die Bombenangriffe von 1870 beschädigten Wohngebiete, Beginn der Bauarbeiten an den Stadttoren u.a.
Die ersten Annäherungen erfolgten in der äuberst harten Welt des Baugewerbes, wo die Arbeitsbedingungen besonders anstrengend waren, wo die Arbeit während der strengen Winterkälte unterbrochen werden musste und wo die Arbeiter auf das Wohlwollen der machtvollen Unternehmer angewiesen waren. Die nationalen Feindschaften waren in der Arbeiterklasse gewiss so stark wie im Bürgertum, schienen aber nicht so lange anzudauern. Die Arbeiter, die die gleiche Lebensweise hatten, die gleichen Stellen einnahmen, den gleichen mühsamen Anforderungen unterlagen, die gleichen Nötigungen von den Arbeitgebern erlitten, wurden in ihrer Arbeitswelt dazu veranlasst, näher zusammenzurücken. Aus den harten, entbehrungsreichen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen ging zu allererst die Annäherung zwischen den Arbeitern unterschiedlicher nationaler Herkunft hervor. Mischehen waren eine fast logische Folge.
Der hohe Anteil der Eisenbahnarbeiter, die statistisch gesondert von den Angestellten betrachtet werden, ist auf die Gründung einer groben Reparaturwerkstatt in Bischheim im Jahre 1875 zurückzuführen, in der fast eintausend Arbeiter beschäftigt waren. Auch in diesem Sektor begünstigen die Lebensbedingungen eine Annäherung. Unter den Lederarbeitern und Handwerkern registriert man eine grobe Anzahl von Schuhmachern. In der Volkszählung von 1882 waren es rund 750, die in den Werkstätten oder kleinen Lederfabriken arbeiteten.