- Deutsch-französische Kulturbeziehungen
- Die deutsch-französischen Kulturbeziehungen seit 1945
- Vorüberlegung
- Wandel der politischen Kultur
- Säkularisierungstendenzen und ihre Folgen
- Der Kern des Wertewandels: Ausbreitung individualistischer Selbstentfaltungswerte
- Verhältnis zur Autorität: deutsch- französische Kontraste
- Das Verhältnis der Generationen: Differenzen in Frankreich, Brüche in Deutschland
- Mehr Ähnlichkeit und Nähe infolge des Wertewandels?
- Kulturpolitik in Frankreich und Deutschland
- Ein Ziel - mehrere Wege? Kultur als Dimension der europäischen Integration
- Frankreich - Deutschland: Übersetzen - Inszenieren
- Kulturelle Ausdrucksformen in europäischen Kontexten politisch neu deuten
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Arbeit und Freizeit - zwei Welten?
Interessante Unterschiede im Wertehaushalt der Franzosen und Deutschen lassen sich in der Bewertung von Arbeit und Leistung im Verhältnis zur Freizeit beobachten. Die Deutschen leben, um zu arbeiten, und die Franzosen arbeiten, um zu leben, so will es das verbreitete Klischee. In der Realität verhält es sich eher umgekehrt. (West-)Deutsche messen der Freizeit einen viel höheren Stellenwert in ihrem Leben zu als Franzosen, so das Ergebnis der Europäischen Wertestudie. Dies heißt nicht, dass die Westdeutschen nur noch vom Schlaraffenland eines "kollektiven Freizeitparks" träumen. Aber an die Berufstätigkeit und die zu verrichtende Arbeit werden hohe Selbstverwirklichungsansprüche herangetragen.
Das bürgerliche Arbeitsethos mit seiner Betonung von Pflicht-, Selbstzwang- und Leistungswerten, wie es von Max Weber in seiner protestantischen Ethik beschrieben wurde, hat in Westdeutschland stärker an Bedeutung verloren als in Frankreich (was keineswegs heißt, dass auch die Leistungsbereitschaft gesunken ist, sie wird allerdings voraussetzungsvoller!). In Frankreich wird die Arbeit sehr viel häufiger als Pflicht betrachtet als in Westdeutschland. Und 60 Prozent der Franzosen sagten 1990, dass Arbeit "sehr wichtig" in ihrem Leben sei, gegenüber nur 34 Prozent der Westdeutschen (1990), aber 58 Prozent der Ostdeutschen (1992).