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'Arbeit und Freizeit - zwei Welten?'
 
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Arbeit und Freizeit - zwei Welten?

Interessante Unterschiede im Wertehaushalt der Franzosen und Deutschen lassen sich in der Bewertung von Arbeit und Leistung im Verhältnis zur Freizeit beobachten. Die Deutschen leben, um zu arbeiten, und die Franzosen arbeiten, um zu leben, so will es das verbreitete Klischee. In der Realität verhält es sich eher umgekehrt. (West-)Deutsche messen der Freizeit einen viel höheren Stellenwert in ihrem Leben zu als Franzosen, so das Ergebnis der Europäischen Wertestudie. Dies heißt nicht, dass die Westdeutschen nur noch vom Schlaraffenland eines "kollektiven Freizeitparks" träumen. Aber an die Berufstätigkeit und die zu verrichtende Arbeit werden hohe Selbstverwirklichungsansprüche herangetragen.

Abbildung 7:

Arbeitsmerkmale und Arbeitszufriedenheit im europäischen Vergleich

Internet-Quelle [1]

Das bürgerliche Arbeitsethos mit seiner Betonung von Pflicht-, Selbstzwang- und Leistungswerten, wie es von Max Weber in seiner protestantischen Ethik beschrieben wurde, hat in Westdeutschland stärker an Bedeutung verloren als in Frankreich (was keineswegs heißt, dass auch die Leistungsbereitschaft gesunken ist, sie wird allerdings voraussetzungsvoller!). In Frankreich wird die Arbeit sehr viel häufiger als Pflicht betrachtet als in Westdeutschland. Und 60 Prozent der Franzosen sagten 1990, dass Arbeit "sehr wichtig" in ihrem Leben sei, gegenüber nur 34 Prozent der Westdeutschen (1990), aber 58 Prozent der Ostdeutschen (1992).