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Das Potenzial der Beitrittskandidaten
Die wirtschaftliche Entwicklung Osteuropas seit dem Zweiten Weltkrieg unterschied sich grundsätzlich von der in den westeuropäischen Marktwirtschaften. Die sozialistische Planwirtschaft führte in den RGW-Staaten zu einer Konzentration der Investitionen in und um das jeweilige nationale Zentrum. Die regionalen Disparitäten sind daher in den ehemals sozialistischen Staaten mindestens ebenso gravierend wie in den Staaten Westeuropas. Trotz der Betonung der Hauptstädte als nationale Verwaltungszentren erlangte der tertiäre Sektor hier jedoch nicht die Bedeutung wie in den westlichen Metropolen.
Der Einsatz von Hochtechnologie blieb in den sozialistischen Staaten im Wesentlichen auf den Rüstungssektor begrenzt. Trotz der niedrigen Lohnkosten werden in den veralteten Industriebetrieben Konsumgüter i.d.R. zu höheren Kosten hergestellt als in den ostasiatischen Schwellenländern. Zur Eingliederung der osteuropäischen Volkswirtschaften in die europäische Wirtschaft, zur Verbesserung der Telekommunikations- und Verkehrsnetze, zur Reduzierung der Umweltbelastungen und zur Verbesserung der Wohnungssituation werden erhebliche Kapitalmengen benötigt.
Die marktwirtschaftliche Öffnung der osteuropäischen Länder hat bislang nur sehr wenige räumliche Entwicklungsimpulse in der EU bzw. Deutschland ausgelöst. Die anfängliche Euphorie wich einer eher abwartenden Haltung. Im Vergleich zu den gesamten Auslandsbeziehungen der deutschen Wirtschaft – und erst recht der übrigen EU-Staaten – nimmt der Handel mit Osteuropa immer noch eine marginale Stellung ein.
Das Potenzial der Beitrittskandidaten BIP je Einwohner in KKS als Index (EU 15 = 100), NUTS-2-Regionen, Durchschnitt 1997-1999
Minimum | Durchschnitt | Maximum | |
EU 15 | 47,3 | 100 | 246,3 |
Bulgarien | 22,2 | 26,8 | 34 |
Estland | - | 37,1 | - |
Lettland | - | 28,2 | - |
Litauen | - | 33,9 | - |
Polen | 27,6 | 38,2 | 55 |
Rumänien | 19,1 | 24,8 | 35,3 |
Slowakei | 38,6 | 48,1 | 98 |
Slovenien | - | 66,8 | - |
Tschechische Republik | 48,5 | 60,3 | 121,1 |
Ungarn | 32,5 | 48,5 | 72,4 |
Zypern | - | 83,8 | - |
Quelle: EU-Kommission (2002)
Das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP aller Beitrittskandidaten lag 1998 bei 32% des EU-Durchschnitts. Während Rumänien, Bulgarien und Lettland gerade ein Viertel des EU-Durchschnittswertes aufwiesen, erreichten Slowenien, Tschechien und Zypern mehr als 60 Prozent. In einigen Staaten (z.B. Tschechien) wurden immense Entwicklungsunterschiede zwischen der ärmsten und der reichsten Region sichtbar.
Die Zahlen machen deutlich, dass sich das regionale Gefälle durch den in Aussicht genommenen Beitritt der osteuropäischen Staaten dramatisch verstärken wird. Viele bislang förderfähige Gebiete in den alten EU-Staaten werden nicht länger von den Zahlungen der Strukturfonds profitieren können, eine völlige Neuorganisation der Regionalpolitik wird erforderlich werden.