French
German
 
Seite zur Sammlung hinzufügen
'Der deutsch-französische Streit um Elsass-Lothringen'
 
1 Seite(n) in der Sammlung
 
 
 
 
 

Der deutsch-französische Streit um Elsass-Lothringen

Nur wenige Jahrzehnte später veränderten sich die politischen Verhältnisse jedoch wieder grundlegend. Als Folge der Niederlage im Deutsch-französischen Krieg (1870/71) verlor Frankreich das Elsass und Lothringen [1]  im Frieden von Frankfurt [2]  an das Deutsche Reich, das die beiden Provinzen unter der patriotischen Bezeichnung "Reichsland Elsass-Lothringen [3] " integrierte. 
Dieses bestand jedoch seinerseits nicht einmal 50 Jahre lang, denn als Folge des Ersten Weltkriegs wurde im Versailler Vertrag [4]  1919 die Rückgabe an Frankreich verfügt. Die Wunden, die dieser Krieg im Elsass und in Lothringen geschlagen hat, sind letztlich bis heute nicht verheilt. Die Massaker z. B. auf den Höhen von Verdun waren zu blutig, als dass sie je in Vergessenheit geraten könnten (auf eine Darstellung des Ersten Weltkrieges wird hier verzichtet, da sich der Beitrag von Gerhard Schneider [5]  speziell mit diesem Thema befasst).

Abbildung 19:

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: F. A. Brockhaus AG

Abbildung 20:

Quelle: L'Alsace. une histoire, S. 185/6

Schon wenige Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkrieges begann Frankreich mit dem Bau der Maginot-Linie, ein Befestigungsbollwerk gegen Deutschland, das für uneinnehmbar gehalten wurde und das die Ostgrenze Frankreichs auf alle Zeiten gegen die deutschen Aggressoren schützen sollte. Aber schon wenige Monate nach Beginn des Zweiten Weltkrieges fiel dieses Bollwerk während des Frankreich-Feldzuges im Juni 1940. Die nationalsozialistischen Truppen überquerten den Rhein auf der Höhe von Neuf-Brisach und nahmen Colmar am 17., Mülhausen und Straßburg am 18. bzw. 19. Juni ein. Innerhalb weniger Tage war das gesamte Elsass besetzt und bildete bis 1945, zusammen mit Baden, den "Gau Oberrhein".
Für den Nationalsozialismus bedeutete diese Rückeroberung eine Art Gerechtigkeit der Geschichte, durch die das "urdeutsche Land" jenseits des Rheins wieder "heimgeholt" werden konnte. Die Emphase jener Zeit wird durch die beiden folgenden Textstellen verdeutlicht:

Abbildung 21:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: F. A. Brockhaus AG

 

"Das deutsche Straßburg über dem deutschen Rhein . das ist von jeher im Herzen eines jeden Deutschen die Verkörperung seiner tiefsten, nationalen Empfindungen gewesen. Deshalb wird man die Gefühle ermessen können, die uns bewegten, als wir am 28. Juni mit dem Führer über den deutschen Rhein nach Straßburg hineinfuhren (...). Langsam fährt der Führer mit seiner Begleitung auf die Brücke. In der Strommitte bleiben die Wagen zurück, zu Fuß geht der Führer weiter, dem elsässischen Ufer des Rheins zu (...). Es ist einer der Augenblicke, die unvergänglich sind. Dann betritt der Führer, nach mehr als zweiundzwanzig Jahren, wieder elsässischen Boden. Links und rechts und in der Straßenmitte liegen französische Bunker in Schutt und Trümmer (...). Aber die große Eisenpforte, die die französische Seite der Kehler Rheinbrücke abschloß, und die nun weit offen steht wie ein Triumphbogen, ist unzerstört; auf ihrer höchsten Spitze flattert die Fahne des Reiches, des nationalsozialistischen Großdeutschland. Deutschland ergreift wieder Besitz von uraltem deutschen Land: - der Führer ist im Elsaß".
 
(Reichspressechef Dr. Dietrich über den Einzug des Führers in Straßburg am 28. Juni 1940, in: O. Meißner (Hrsg.) Elsaß und Lothringen: Deutsches Land. Berlin 1942, S. 17).

 

Am gleichen Tag (28.06.1940) schrieb H.-F. Blunck folgendes Gedicht:

 

 

Lothringen, Elsaß 

 Der Tag steigt höher, leuchtend überm Rhein 
 Da ihr, Gefangene, die Freunde näher 
 Und näher hört, schon glüht der Wolkenzug 
 Und überm Markwald schreit der wilde Häher. 
 
 Du schönes Elsaß, du, der deutschen Länder 
 Erhabner Liederquelle, Lothringer Erde, 
 von unsern Worten hallend, tausendjährig -
 Horcht auf, Gefangene an fremdem Herde. 
 
 Uns blüht der Tag! Und trugt ihr allzu lang 
 Heldisch den Kampf im West ums Reich - alleine - 
 Und wurdet müd - , ein' neue Zeit brach an, 
 Das Reich verjüngt sich - auch das Reich am Rheine! 
 
 Die größere Einheit naht', die Stund für immer, 
 Markland des Volks! Die dunklen Hasser neigen 
 Müde das Haupt; wir brachen, was euch zwang, 
 Lothringen, Elsaß, unsere Adler steigen. 

 

Während der Besatzungszeit wurde von den Nationalsozialisten eine "Regermanisierung" des Elsass betrieben, die gleichermaßen vom revanchistischen wie vom rassenideologischen Gedankengut getragen war, die ihre Politik bestimmten. Von der ersten Minute der Besetzung an wurden systematisch sämtliche französischen Verordnungen, Verwaltungsstrukturen, Gesetze usw. außer Kraft gesetzt. Die Medien (etwa die Strassburger Neueste Nachrichten oder das Mülhauser Tagblatt) dienten nunmehr dazu, das Volk mit nationalsozialistischem Gedankengut zu indoktrinieren. Wer sich der Germanisierungskampagne widersetzte, wurde des Landes verwiesen oder eingekerkert. In Schirmeck und in Struthof-Natzwiller entstanden noch 1940/41 Internierungs- bzw. Konzentrationslager, in denen mehrere Tausend Menschen den Tod fanden, weil sie sich nicht dem Nazi-Regime beugen wollten. Das gleiche gilt für die jüdische Bevölkerung, die entweder vertrieben oder in die Konzentrationslager abtransportiert wurde. Die deutsche Besatzungszeit endete mit der Rückeroberung des Elsass durch die alliierten Truppen im März 1945.

Abbildung 22:

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: F. A. Brockhaus AG