- Bevölkerungsstruktur, Migration, Minderheiten
- Vorbemerkungen
- Die sozialen und kulturellen Beziehungen vor 1963
- Unterschiedliche Erinnerungen und nationale Identitäten
- Verschiedene Wertvorstellungen
- Zaghafte Verständigungsinitiativen
- Fortdauer der alten Feindbilder
- Annäherung der französischen und der deutschen Gesellschaft
- Parallelen in der wirtschaftlichen Entwicklung
- Abbau der sozialen Unterschiede
- Annäherung der Wertvorstellungen
- Die gesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit
- Ausblick
- Zum Nationsverständnis in Frankreich und Deutschland
- Zivilgesellschaftliche Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich
- Provinz zwischen Reich und Republik - Politische Mentalitäten in Deutschland und Frankreich 1918 bis 1933/36
- Das Jahr 1968 und die Folgen
- Begegnungen im Alltag
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Die Bevölkerungspyramide Frankreichs (oben) und Deutschlands (unten)
Angleichung der Familienstrukturen
Eine zweite Annäherung fand im Bereich der Familie statt. Frankreich und Deutschland wiesen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ganz unterschiedliche Familienstrukturen auf. Hierzulande hatte das Bevölkerungswachstum weit über dem Frankreichs gelegen, ebenso die Kinderzahl. Allerdings war auch die Säuglings und Müttersterblichkeit höher, die familiäre Rolle des Mannes autoritärer, die Mutterrolle erwies sich für die Frauen als bindender. Zugleich ließ sich eine deutlichere Ablösung der erwachsenen Kinder vom elterlichen Haushalt ausmachen, die eigene Haushaltsgründung erfolgte häufiger. Frankreich dagegen hatte für damalige europäische Verhältnisse ungewöhnlich niedrige Geburtenraten und zugleich eine geringere Säuglings und Müttersterblichkeit. Die Elternphase war kürzer, es gab eine Lebensphase nach der Familie, das Frauenbild wurde nicht auf die Mutterrolle reduziert. Zugleich bestand aber die lebenslange Sicherung durch die Familie fort.
Diese Unterschiede zwischen beiden Ländern haben sich seit den fünfziger Jahren zunehmend verwischt. Auch in Frankreich hat sich die Kernfamilie ohne Großeltern und Anverwandte immer weiter durchgesetzt. Die familiären Lebenszyklen ähneln sich mehr und mehr. Die französischen Geburtenraten hatten sich den deutschen schon während der vierziger Jahre angenähert. Umgekehrt nahm die Berufstätigkeit der verheirateten Frauen und Mütter während der fünfziger und sechziger Jahre auch in der alten Bundesrepublik - und noch stärker in der DDR - zu; Deutschland und Frankreich unterscheiden sich heute auch in diesem Punkt weit weniger als um 1950.