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'Die gesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit'
 
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Die gesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit

Die gesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der alten Bundesrepublik hat sich seit den sechziger Jahren in einer Weise intensiviert, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nur schwer vorstellbar war. Die Anstöße zur Zusammenarbeit gingen nicht mehr allein von der Politik aus wie noch zu Zeiten des Elysée Vertrages 1963. Sie kamen vielmehr immer stärker aus der Gesellschaft und dem Kulturbereich selbst, wurden allerdings oft von den Regierungen unterstützt und mitfinanziert.

Abbildung 20:

Partnerschaften zwischen französischen und deutschen Kommunen haben sich seit den 1960er Jahren rasch vermehrt. Heute gibt es rd. 2000 Partnerschaften zwischen Gemeinden beidseits des Rheins.

Internet-Quelle [1]

Die gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen verdichteten sich vor allem seit den siebziger und achtziger Jahren in einer Form, die zwar im 19. und frühen 20. Jahrhundert schon diskutiert, aber nie wirklich realisiert worden war. Die Städtepartnerschaften [2] zwischen beiden Ländern nahmen zu, inzwischen gibt es circa 2200, oft um Partnerschaften mit Städten in Osteuropa ergänzt. Zahlreiche Kooperationen im Schul- und Hochschulbereich entstanden. Eine Schulbuchkommission [3] wurde eingerichtet. Nie zuvor haben so viele deutsche Studenten in Frankreich und so viele französische Studenten in Deutschland studiert wie heute. Verbände und Gewerkschaften organisierten Treffen und Meinungsaustausch, neue Begegnungszentren entstanden.

Abbildung 21:

Leben am Oberrhein

Dies ist der Titel des "Oberrheinischen Schulbuches", das im Untertitel als ein Lehrwerk für ein Europa ohne Grenzen bezeichnet wird. Es wurde durch die Oberrheinkonferenz konzipiert und mit Mitteln des INTERREG II-Programms im Jahre 1999 verwirklicht.
    
Internet-Quelle

Im Bereich der Wissenschaft dauerte es ungewöhnlich lange, bis eine engere Zusammenarbeit entstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Initiativen zur institutionalisierten Zusammenarbeit vor allem in der Kernphysik sowie der Geschichtswissenschaft, Germanistik und Romanistik überwiegend von den Regierungen ausgegangen und - wie schon erwähnt - nur von einer Minderheit der Wissenschaftler getragen worden. Für dieses Desinteresse der Wissenschaften an der französisch deutschen Zusammenarbeit gab es verschiedene Gründe: das oben beschriebene Rivalitätsdenken und die alten Hoffnungen auf eine Position des eigenen Landes an der Weltspitze sowie das weit stärkere Interesse an der moderneren amerikanischen Forschung als an der Forschung jenseits des Rheins.

Erst seit den siebziger Jahren begannen Wissenschaftler selbst eine engere bilaterale Zusammenarbeit zu initiieren und zahlreiche Kooperationen, Komitees, Austauschprogramme, Gastprofessuren sowie Frankreich [4] - und Deutschlandzentren [5] einzurichten. Dabei zeichnet sich eine wichtige Veränderung ab, deren Auswirkungen sich noch nicht abschätzen lassen. Die Wissenschaften, die wesentlich Kulturvermittler sind, scheinen eher in der Defensive zu sein: Das französische Interesse an deutscher Sprache und Kultur nimmt offenbar ab - wie auch umgekehrt das Interesse der Deutschen an der Kultur des Nachbarn. Demgegenüber finden die Wissenschaften, die den Vergleich oder die Beziehungen zwischen beiden Ländern ins Zentrum stellen und dabei auch den breiteren europäischen Rahmen behandeln, zunehmend Anklang.