- Kulturelle und territoriale Vielfalt bis zum Zeitalter der Revolution
- Von den verachteten "Fröschefressern" zu den "besten Deutschen": Zur Geschichte der Hugenotten in Deutschland
- Migrationen und kultureller Austausch seit 1815
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Ein Massenphänomen: ungelernte Arbeiter
Der Zustrom der ungelernten Arbeiter in den 1830er und 1840er Jahren machte die deutschsprachige Migration nach Paris dann zu einem Massenphänomen. Wurden in der Volkszählung von 1831 knapp 10.000 Deutsche und Österreicher gezählt, so sollen es 1849 über 80.000 gewesen sein. Einige Schätzungen gehen sogar noch darüber hinaus und es ist von 120.000 Deutschen in Paris die Rede.
Die meisten dieser Einwanderer fanden in ihrer Heimat kein Auskommen mehr und gingen nach Paris, um dort in der Industrie Arbeit zu finden. Es waren überwiegend die mittellosen Unterschichten, die in die französische Hauptstadt kamen. Diejenigen, die es sich leisten konnten, wanderten nach Amerika aus.
Diese unqualifizierten Arbeiter fanden jedoch in Paris keine gut bezahlte Arbeit. Die Auswanderung wurde für sie zu einem materiellen Abstieg bei zunehmender Proletarisierung. Als "Gastarbeiter auf Zeit" (5) fristeten diese Tagelöhner, Lumpensammler, Straßenkehrer und Handlanger ein elendes Dasein in den Pariser Armenvierteln, z. B. dem damaligen 12. Arrondissement im Viertel Saint-Marcel zwischen Panthéon und dem Val-de-Grace (heute 5. Arrondissement). Anders als die Gesellen kamen die Arbeiter oftmals mit der ganzen Familie nach Paris. Je nach regionaler Herkunft lebten diese Deutschen kompakt in einzelnen Straßen, in sogenannten "deutschen Höfen" zum Teil mit mehreren hundert Familien unter einem Dach.
Carte des arrondissements de Paris avant et après 1860
blau: Alte Arrondissements, Zählung in römisch;
gelb: Neue Arrondissements, Zählung in arabisch;
rote Linie: Grenzen der neuen Arrondissements;
gelbe gestrichelte Linie: Grenzen der alten Arrondissements
Quelle: François Gasnault u.a. (Hg.), Sur les traces de vos ancêtres à Paris. La recherche des origines. Guide de recherches biographiques et généalogiques, Paris 1997.
Original: Fonds des Archives de Paris, cote cartes et plans 4938.
Das Elend der deutschen Einwanderer ließ kirchliche Hilfsmaßnahmen entstehen: die "Evangelische Mission unter den Deutschen in Paris" (1840) und die katholische Mission "St. Joseph" (1850). Dazu kam 1844 der "Deutsche Hülfsverein", der von der preußischen Botschaft gegründet und von deutschen Fürsten finanziert wurde (6). Vor allem die kirchlichen Vereine waren zunächst dazu gedacht, den Handwerkern außerhalb der politischen Vereine Versammlungsmöglichkeiten zu geben und sie vor den Versuchungen der Großstadt zu schützen. Sehr schnell wurden die Hilfsmaßnahmen auf die ganze deutsche Bevölkerung in Paris ausgedehnt und dabei vor allem materielle Hilfe geleistet.
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Anmerkungen