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'Europa, wo liegt es?'
 
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Europa, wo liegt es?

Kurios genug, dass ausgerechnet die Griechen mit "Europa" das dunkle, barbarische Land jenseits ihrer nördlichen Grenzen bezeichneten. Aber vielleicht führt uns dieses Paradoxon, dass die geistigen Urheber dessen, was wir als "europäische Kultur" bezeichnen dürfen, "Europa" nach draußen verlegten, schon ins Zentrum des Problems: "Europa" ist nicht einfach ein Ort, eine geographische Region. Dass wir einen Teil der Erdoberfläche mit diesem Namen belegen, wäre schiere Willkür denn es gibt keine klaren natürlichen Grenzen für diesen "Kontinent" , würde sich nicht mit diesem Namen eine Vorstellung von einer kulturellen Kontinuität durch die letzten 2500 Jahre verbinden.

Der Grieche Hekataios schuf vor fast 2500 Jahren eine Weltkarte mit den beiden Kontinenten Europa und Asia. Im Mittelpunkt steht seine Heimatstadt Milet (Kleinasien).








(Quelle: www.heliheyn.de/Maps/Intro.html)

"Europa" ist ein geistiges Konstrukt, ein Ober und Signalbegriff für einen kulturellen Zusammenhang, der sich durch diese Bezeichnung von anderen kulturellen Zusammenhängen unterscheidet. Oder anders: "Europa wurde nur deswegen zu einem geographischen Begriff, weil es vorher zu einem historischen Begriff geworden war" (Morin 1988: 60). Dieses Konstrukt ist in sich vielfältig, vieldeutig und widerspruchsvoll. Die Regionen, in denen sich dieser kulturelle Zusammenhang entwickelte, veränderten sich ebenso wie die Zentren wechselten, von denen zu bestimmten Zeiten die Anstöße für seine Weiterentwicklung ausgingen der Mittelmeerraum und das Reich Karls des Großen, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die Europäische Gemeinschaft, Athen und Rom, Aachen und Florenz, Paris und Königsberg, London und St. Petersburg, Berlin und Prag, ja auch: Washington und New York.

Europa ist eine unvollendete Erfindung, work in progress. Stellen wir uns Europa für einen Moment wie einen Rohdiamanten vor, an dem seit 2500 Jahren geschliffen wird. Viele seiner Facetten sind klar erkennbar, wenn sie auch je nach Lichteinfall und Betrachtungsperspektive unterschiedlich wirken; an anderen wird gearbeitet; wieder andere Stellen wirken reichlich trübe; und es ist keineswegs gewiss, ob nicht irgendwann ein Fehler der Brillantschleifer den ganzen Stein zum Zerspringen bringen kann.

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