- Die Sicht des jeweils Anderen: das Eigene und das Fremde
- Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- Einführung
- Das relative Scheitern der deutschen Offensive
- Der kontinentale Zwei-Fronten-Krieg
- Der Stellungskrieg im Westen
- Der siegreiche Bewegungskrieg im Osten
- Die Ausdehnung des Konflikts
- Der politische und militärische Zusammenbruch im Herbst 1918
- Die letzten Hoffnungen Ludendorffs
- Der Versuch Max von Baden
- Die Novemberrevolution 1918
- Der Versailler Vertrag: Ein Diktat ?
- Die Klauseln des Versailler Vertrags
- Die Anwendung des Vertrags
- Fazit
- Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Franzosen
- Der Friedensvertrag von Versailles. Eine Bilanz
- Frankreich und Deutschland im Zweitem Weltkrieg
- Französische Zwangsarbeiter in Deutschland 1940-45
- 1945 - 1963: Deutsche und Franzosen - Von der "Erbfeindschaft" zur Partnerschaft
- Deutsch-französische Beziehungen 1945-2000
- Vierzig Jahre Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR
- Vive la République! Marianne als deutsch-demokratischer Mythos im Satiremagazin Eulenspiegel
Sie sind hier: Deuframat > ... > Krieg und Aussöhnung > Der Erste Weltkrieg > Juli 1914
Juli 1914
Der Sommer ist schön und heiß. In Berlin, Paris und Wien schlendern die Menschen sorglos durch die Straßen und verweilen in den Straßencafés. Die deutsche Führung sieht sich in einem Dilemma, in dem sie rasch eine Entscheidung fällt: Sollen sie ihrem österreichischen Verbündeten dabei helfen, nach einer friedlichen Lösung zu suchen? Soll man ihm im Gegenteil einen Blankoscheck ausstellen und bedingungslose Unterstützung zusichern? Sofort entscheiden sie sich für die zweite Variante: Serbien vernichten zu lassen mit der Gefahr, eine russische Reaktion hervorzurufen; sie setzen Wien davon in Kenntnis.
Bevor man jedoch zu den Waffen greift, heißt es abwarten: Der Kaiser [1] begibt sich auf eine Kreuzfahrt an die norwegische Küste, während der französische Staatspräsident Poincaré in offizieller Mission über das Meer nach Russland reist. Erst nach dessen Abfahrt in Richtung Schweden überschlagen sich die Ereignisse. Mit deutschem Einverständnis sendet Österreich ein Ultimatum, das Serbien droht und eine Antwort bis zum 25. Juli verlangt. Das Räderwerk der Bündnisse und der Mobilmachung führt zu einer unaufhaltsamen Kettenreaktion: Russland eilt Serbien zur Hilfe und mobilisiert die Streitkräfte. Deutschland antwortet mit der Ausrufung des Zustandes drohender Kriegsgefahr, nach der Weigerung Russlands, seine Mobilmachung zurückzunehmen, erklärt es ihm den Krieg. Nach einem Ultimatum, das Frankreich ablehnt, erklärt Deutschland Frankreich ebenfalls den Krieg. Die deutsche Führung ist sich sicher, dass ihr Kriegsapparat überlegen ist. Kaiser Wilhelm II. appelliert an die Nation: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche." Man folgt ihm bedingungslos. Die Mobilisierung erfolgt rasch und völlig geordnet. Die Deutschen meinen, dass sie einen legitimen Krieg führen, der schnell vorüber gehen wird.
Dass der Krieg so leicht akzeptiert wird, beruht auf zwei Illusionen: Erstens, England würde neutral bleiben, und zweitens, der Kontinentalkrieg würde rasch durch einen entscheidenden Sieg über Frankreich gewonnen. Die Wirklichkeit sollte die Voraussagen der deutschen Führung fürchterlich widerlegen.
Die durch Propaganda verblendeten Deutschen sind davon überzeugt, dass ihr Land - von Einkreisung bedroht und Opfer russischer Provokationen - völlig im Recht ist. So verläuft die Mobilmachung rasch und ruhig, die Sozialdemokraten stimmen den Kriegskrediten zu, die wenigen linken Gegner werden mundtot gemacht. Ohne die patriotische Stimmung vom August 1914, die nur eine Minderheit empfindet, überbewerten zu wollen, lässt sich feststellen, dass das deutsche Volk leicht in den Krieg eintritt.
Kurze Chronologie [2] des Ersten Weltkrieges
1914
Am 28. Juni wird der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo ermordet.
Am 1. August erklärt Deutschland Russland den Krieg. Am 3. August erklärt Deutschland Frankreich den Krieg.
Am 4. August erklärt Deutschland Großbritannien den Krieg. Im Laufe des Monats August überrennt die deutsche Armee in einer Blitzoffensive Belgien und stößt gegen Paris vor. Hindenburg und Ludendorff erringen gegen die russische Armee den Sieg von Tannenberg. Zwischen dem 5. und 12. September wird die deutsche Offensive in der Marneschlacht gestoppt.
1915
Am 13. Juli starten Hindenburg und Ludendorff eine Offensive im russischen Polen, erobern Warschau und Lemberg und besetzen Polen, Litauen und Kurland.
1917
Am 30. Januar kündigt Deutschland "den uneingeschränkten Unterseebootkrieg" an.
Am 6. April treten die USA in den Krieg gegen Deutschland und die Mittelmächte ein.
Am 12. Juli nimmt der Reichstag eine Friedensresolution an, daraufhin tritt Kanzler Bethmann-Hollweg zurück, er wird durch Michaelis ersetzt.
Am 14. August veröffentlicht Papst Benedikt XV. eine "Pontifikalnote für den Frieden" und tritt mit den Kriegsteilnehmern in Kontakt.
Am 6. und 7. November 1917 findet in Russland die so genannte Oktoberrevolution statt, in deren Folge Lenin und die Bolschewisten die Macht ergreifen.
1918
Am 9. Januar legt der amerikanische Präsident Wilson dem Kongress einen Friedensplan in 14 Punkten vor.
Am 3. März unterzeichnen Deutschland und die UdSSR den Friedensvertrag von Brest Litowsk.
Am 23. März startet Ludendorff an der Westfront drei aufeinander folgende Offensiven. Während der ersten Julihälfte findet die zweite Marneschlacht statt.
Am 18. Juli beginnt der Rückzug der deutschen Armee an der Westfront.
Am 29. September schlagen die Generäle im Sitz des Hauptquartiers in Spa dem Kaiser vor, um einen Waffenstillstand zu ersuchen.
Am 3. Oktober wird Max von Baden zum Reichskanzler ernannt und bildet daraufhin eine Regierung, die von der Parlamentsmehrheit unterstützt wird.
Am 27. Oktober muss Ludendorff zurücktreten, die Gesetze zur Einführung der parlamentarischen Regierungsform werden verabschiedet.
Am 29. Oktober beginnt in Wilhelmshaven der Aufstand der Seeleute der Hochseeflotte.
Am 9. November 1918 flüchtet Wilhelm II. nach Holland, in Berlin wird die Republik ausgerufen und Friedrich Ebert (SPD) wird zum Kanzler und Vorsitzenden des Rats der Volksbeauftragten ernannt.
Am 11. November wird in Rethondes der Waffenstillstand unterzeichnet.
1919
Am 28. Juni wird der Versailler Vertrag unterzeichent.