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'Zum instrumentellen Aspekt des Internet: Unterstützung von Lernprozessen'
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Zum instrumentellen Aspekt des Internet: Unterstützung von Lernprozessen
Solange es Computer gibt, hat man versucht, sie für die Verbesserung von Lernen einzusetzen. Bei aller Euphorie ist auch von Befürwortern immer wieder das dritte oben genannte skeptische Argument eingestanden worden, dass Lernen durch den Einsatz von Computern zwar anders, dass aber nicht vollständig klar sei, ob es dadurch wirklich besser werde. >Michael Dertouzos darf sicherlich zu denjenigen gezählt werden, die die Möglichkeiten der neuen Informationstechnologien anpreisen und der optimistisch in die digitale Zukunft schaut, wie sein Buch What will be. How the new world of information will change our lives (vgl. Dertouzos 1997) zeigt. Aber auch er ist skeptisch: "It is unclear whether computer and communication technologies help the learning process in a fundamental way. We have certainly discovered exiting ways of using information technology in learning. But we must be conservative when it comes to the education of our children. It is simply not enough – and may be damaging – to gaze with wonder at a novel technological approach and declare it educationally effective just because it is existing" (Dertouzos 1997, S. 175 f.).
Teleteaching – Informationstechnologie im Einsatz universitärer Lehre
(Quelle: educat.hu-berlin.de/~diepold/vorlesung/tt_eb.htm, 10.11.2003)
Diese Einschätzung spielt auf die Versprechungen an, die Seymour Papert [1] in seinen Schriften 1982, 1994 und 1996 propagiert hat. Technologie alleine – so kann die Pointe von Dertouzos verstanden werden – gewährt noch nicht eine Verbesserung des Lernprozesses. Papert hat bezeichnenderweise seine Visionen eines anderen Lernens in seinen frühen Schriften am Beispiel der Schule entwickelt und in seinem Buch The Connected Family. Bridging the Digital Generation Lap (1996) am Beispiel der Familie. Der Grund dafür liegt darin, dass Lernen sich infolge der neuen Informationstechnologien nur noch – so Papert – zu einem geringen Teil in der Schule abspielen werde; das meiste werde außerschulisch durch neue Informationstechnologien gelernt. Für ihn könnte die Familie ein solcher neuer Lernort werden. Diese Tendenz wird dann noch verstärkt, wenn Schule ihre traditionelle Orientierung auf die Buch- und Textkultur beibehält, wofür es ja durchaus Argumente gäbe. Schule hätte in diesem Fall ein nahezu existentielles Problem, wenn das, was fürs Leben, für Arbeit und Freizeit benötigt wird, nicht mehr in ihr gelernt werden würde.
Konsens besteht darüber, dass die neuen technischen Ressourcen für ein auf der Basis der Selbständigkeit operierendes Lernen ausgeschöpft werden sollen. Dissens besteht darüber, welches die Schlussfolgerungen sein sollen, die aus dem Sachverhalt, dass neue Informationstechnologien das Lernen in der traditionellen Institution Schule verändern, gezogen werden müssen. Das Spektrum möglicher Folgerungen reicht am Beispiel der Schule von deren Abschaffung und einem Just-in-time-learning [2] in dezentralen internetbasierten Lernstationen (Perelman 1992) bis zu der These, dass sich prinzipiell gar nichts zu verändern brauche, weil in Schulen immer schon Medien eingesetzt worden seien und Schule gleichsam ein Gegengewicht zur ubiquitären medialen Präsenz zu bilden habe (von Hentig 1996; 1998; Healy 1998). Eine andere Variation dieser grundlegenden Kritik an der Präsenz neuer Informationstechnologien in der Schule stellt die Position von Stoll (1999) dar, derzufolge Kreativität und neue Informationstechnologien einen Widerspruch bilden. Vielleicht liegt die Wahrheit – so meinen viele – wieder einmal in der Mitte, so dass sich das Internet in der Schule einen Ort erobern wird. Aber welchen?
Befürwortern neuer Informationstechnologien in der Schule geht der gegenwärtige Entwicklungsprozess zu langsam. Sie befürchten, dass die Schule den Status des herausgehobenen Ortes von Lernen verlieren werde, so dass sich dadurch der soziale Stellenwert des Lernens verändere. Schule gerate in dieser Perspektive unter Legitimationsdruck und müsse sehen, dass sie nicht nur ein Ort für schulsozialarbeiterische Aktivitäten werde und das Lernen und der Aufbau von Qualifikationen immer mehr an außerschulischen Orten stattfinde. Die enge Verbindung von Lernen und Unterricht würde also, träte diese Entwicklung ein, in eine Krise geraten. Andererseits sind, das muss fairerweise gesagt werden, in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen worden, um schulische Lernprozesse an die Möglichkeiten heranzuführen, die sich durch das Internet eröffnen.