- Das Projekt Deuframat.de
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- Zum instrumentellen Aspekt des Internet: Unterstützung von Lernprozessen
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Wie sieht die Realität aus?
Wendet man sich von diesen teilweise visionär klingenden Entwicklungslinien wieder dem momentanen Schulalltag zu, sind Veränderungen in der Qualität des Unterrichts bereits bemerkbar. Festzustellen ist, dass 'internetbasierte Projekte [1] zunehmend in den Schulalltag Eingang finden und dadurch das unterrichtliche Lernen verändern. Ich will im Folgenden stellvertretend nur zwei Veränderungsaspekte nennen, die didaktischer Natur sind.
Informationsarbeit korreliert mit Individualisierung und Problemorientierung von Lernprozessen.
Lernen mit Hypertextmedien, die nicht linear verknüpfte Informationen bieten, bürdet dem Lerner mehr Verantwortung auf (von der Lehrer- zur Lernerorientierung), und zwar im Blick darauf, wie und in welcher Reihenfolge er Zugang zu den Informationen bekommt und wie er schließlich aus den Informationen Bedeutung erzeugt. Es entstehen individuell aufgebaute Wissensnetze. Eigenaktivität, Eigeninitiative und Eigenverantwortung bilden eine zentrale Triade selbstgesteuerter Lernprozesse (vgl. Gabriel 1997, S. 153 ff.), die mit Instruktionslernen nichts mehr zu tun haben, sondern eher Forschungsprozessen gleichen. Das Internet wird in dieser Perspektive als globale elektronische Bibliothek gesehen, in der Informationen gesucht, zusammengestellt und präsentiert werden können. Internetbasierte Projekte führen zu einer starken Problemorientierung des Lernprozesses und zu einer Individualisierung von Lernwegen.
Hypermediale Lernumgebung. Guided Tour "Internet für Anfänger", links die Startseite des Moduls "E-Mail". Mittels der Toursteuerungsleiste rechts unten kann zwischen den einzelnen Schritten der Guided Tour geblättert werden. Der Lernende hat die Möglichkeit, den modulinternen Verweisen zu folgen und damit die Guided Tour vorrübergehend zu unterbrechen. Die Navigationselemente ermöglichen eine Mischung aus geführtem und explorativem Lernen (Quelle: zemm.ira.uka.de/?pagemode=zemm&m=projekte/detail&action=23, 03.01.2006)
Hypermediale Lernumgebungen lassen die individuellen Voraussetzungen auf Seiten des Schülers und sein Lernprofil besser zur Geltung kommen. Während sich im herkömmlichen Unterricht eine Lehrperson auf eine Vielzahl von Schülern und Schülerinnen bezieht und ein Schulbuch für alle einer Jahrgangsstufe gedacht ist, so ist es beim Einsatz von Hypermedien, in die Wissens- und Expertensysteme integriert sind, gleichsam so zu verstehen, als ob sich eine Vielzahl von Lehrpersonen dem Lernenden zuwenden. Natürlich macht das nicht den Lehrer überflüssig; aber er bekommt eine andere Funktion, wie es heute immer wieder mit dem Begriff des Coaches ausgedrückt wird (Rollenveränderung beim Lehrer und beim Lernenden).
Neue Kommunikations- und Partizipationsräume werden eröffnet.
Die Schulen erhalten die Möglichkeit, mit anderen Schulen und Institutionen (Universitäten und Bibliotheken) im In- und Ausland synchron und asynchron zu kommunizieren und zu kooperieren. Neben dem Effekt, dass dadurch auch in anderen Sprachen kommuniziert wird, werden gleichzeitig interkulturelle Bildungseffekte erzielt. Weil im Zuge dieses telekooperativen Arbeitens die Projektorientierung stärker im Zentrum steht als bei herkömmlichem Unterricht, ergeben sich stärkere interdisziplinäre Lerneffekte:
„Ebenso wichtig ist es, die neuen Technologien in innovative pädagogische Methoden einzubinden und sie in die einzelnen Fächer zu integrieren, um dadurch die Interdisziplinarität zu fördern. Außerdem gilt es, die für einen richtigen Einsatz der Technologien erforderlichen nichttechnischen Fertigkeiten zu definieren: Teamarbeit, Arbeitsplanung, vernetztes Arbeiten, Kombinieren von Phasen eigenständigen Lernens und herkömmlichen Unterrichts, von Fern- und Präsenzstudium“ (Kommission 2001).
Das bedeutet, dass das fächerübergreifende Denken gefördert wird. In dieser Perspektive wird das Internet stärker als Kommunikations- und Partizipationsraum gesehen.
Lernen am Computer. Die Diskussion über diese Frage spaltet die Lehrerschaft in zwei sehr unterschiedliche Lager: Die einen können mit den Fragen schier gar nichts anfangen und halten das Internet nur für eine vorübergehende Modeerscheinung. Die andere Gruppe kennt sich im Internet aus und verwendet es ganz selbstverständlich. Die neue Internet-Fachsprache ist nur ein Indiz für die sich etablierende "Informationsgesellschaft"
(Quelle: uni-frankfurt.de/dz/sps/linkmedienkom.htm ,03.01.2006)
Die Hauptanwendungsgebiete virtueller Lernräume im Bereich der Schule sehe ich derzeit – wie ausgeführt – in einer dosierten Handhabung internetbasierter Projekte. Schule wird nicht darum herumkommen, große Anteile des Lernens in virtuelle Räume zu verlegen. Ob sich das deutsche Bildungswesen relativ schnell in diese Richtung entwickeln wird, darf eher bezweifelt werden. Die Entwicklung wird wohl eher nach dem Muster der rasanten Stagnation erfolgen. Das ist deshalb bedauerlich, weil den Bildungsinstitutionen nach wie vor eine zentrale Bedeutung bei der Vorbereitung der nachwachsenden Generation auf die Informations- und Wissensgesellschaft zukommt, wie es auch unmissverständlich im Aktionsprogramm der deutschen Bundesregierung heißt: "Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung hängen heute entscheidend vom kompetenten und zielgerichteten Umgang mit Informationen und ihrer Umwandlung in Wissen ab. Charakteristisch für die Wissensgesellschaft sind das hohe Tempo der Wissensvermehrung und das explosionsartige Wissenswachstum. In technischen Disziplinen gilt ein Fünftel des Wissens innerhalb eines Jahres als veraltet. In wenigen Jahren wird Informationsverarbeitung die Kernaufgabe bei 80% aller Berufstätigen sein. Ebenso prägen Internet und multimediale Anwendungen heute weite Bereiche der Freizeitgestaltung. Beruflich wie privat wird der Umgang mit Internet und Multimedia immer mehr zur Normalität. Er wird zu einer grundlegend neuen Kulturtechnik, deren Vermittlung eine zentrale Aufgabe aller Bildungseinrichtungen ist" (Bundesministerium 1999).