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Fazit
Ich könnte einfach abschließend feststellen, dass die deutsch-französische Begegnung, die durch ihre institutionellen Fundamente auf die europäische Geschichte und die ganze Universalgeschichte verweist, in der dreifachen Zeitperspektive von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, gezeigt hat, dass jeder Bildungsvorstoß im Hinblick auf Europa seine Berechtigung hatte, ob im Hinblick auf die Definition einer Identität oder den Aufbau einer Staatsbürgerschaft. Damit würde allerdings zu wenig eine Situation berücksichtigt, deren Besonderheit und Komplexität zum Schluss in Erinnerung gerufen werden soll, welche umso mehr Herausforderungen für eine Schule darstellen, da sie zu deren Bewältigung noch schlecht gerüstet ist.
Europa kann nicht behandelt werden wie eine Addition von Ländern: Es ist Ergebnis einer Arbeit permanenter Komposition und Innovation. In Europa sind alle Spannungen konzentriert, die kulturell denkbar sind: zwischen Globalem und Lokalem, Universellem und Individuellem, Tradition und Moderne, Langfristigem und Kurzfristigem, Wettbewerb und Solidarität, Geistigem und Materiellem, ganz zu schweigen von der Kluft zwischen der außerordentlichen Ausweitung des Wissens und der menschlichen Fähigkeit, es aufzunehmen.
Selbst wenn ein sehr großer Wunsch nach Europa bei unseren Schülern bestünde, ist offensichtlich, dass dieser nur schwerlich zur Veränderung der Schule beitragen würde. Man muss in der Tat zugeben, dass die Austäusche in keiner Weise einen integrierten bildungspolitischen und schulischen Raum schaffen, ebenso wie Bildung im Hinblick auf Europa nur diversifiziert und heterogen sein kann.
Die europäische Staatsbürgerschaft. Beispiel aus einer Gesamtzahl von 20 Tafeln, die zu dem Thema Staatsbürgerschaft von der Délégation à la Mémoire et à l'Information Historique Delegation für Gedenken und historische Information, (Französisches Verteidigungsministerium) erstellt worden sind.
(Quelle: lyrumalp.edres74.ac-grenoble.fr/Expos/citoyen.htm, inaktiv, 15.09.2004)
Welche Ambitionen können wir unter diesen Bedingungen für eine Schule haben, deren Ziel es sein wird, Europa zu vermitteln, um europäische Staatsbürger zu erziehen? Ich erinnere mich an Lucien Febvre und sein Werk "Der Rhein und seine Geschichte », das 1930 unter dem Originaltitel "Le Rhin: problème d’histoire et d’économie" erschienen ist und wegweisend war. Er schrieb: "Ein Paket an Kenntnissen, so exakt sie sein und vorgetragen werden mögen, ergibt in keinem größeren Maße einen für die Schüler sinnvollen Unterrichts- und Lerngegenstand als ein Haufen Steine ein Haus ergibt". Ich würde an erster Stelle dieser Schule die Aufgabe erteilen, gut in Erwägung zu ziehen, welche Ziele ein Unterricht zum Thema Europa verfolgen soll und welche Kompetenzen folglich aufgebaut werden sollen, so dass eine Wahl aufgrund dieser Ziele getroffen werden kann.
Die Schule sollte auch nicht vergessen, dass der Europaunterricht ein höchst politisches Vorhaben ist, das vor allem im Hinblick auf die Zukunft aufgebaut werden muss, auch wenn diese Zukunft nicht sehr deutlich ist. Dafür wird sie neue Schulformen entwickeln müssen, die den Anderen offen stehen, bei uns und anderswo.
Um nicht nur Grundsatzerklärungen abzugeben, was meiner Absicht widerspräche, möchte ich nun ganz konkret den Gedanken formulieren, dass wir gemeinsam über die Einrichtung eines Faches nachdenken mögen, das wir nach und nach aus dem Verborgenen herausholen würden, indem wir lautstark seine Notwendigkeit fordern, und das wir "europäisches Propädeutikum" nennen könnten.
"Erobern wir Europas Gipfel": Collage aus einem Schülerwettbewerb "Europa macht Schule" an der BAKIP Hartberg (Österreich).
(Quelle: www.europa.nibis.de/links.htm)
Wir, die wir die Arbeit in der Schule gewählt haben, sollten schließlich nicht vergessen, dass sie der einzige Ausbildungsort ist, der an der Lebenszeit gemessen über eine lange Dauer aufgesucht wird. Und weil diese Schule auch der Ort großer Hoffnungen ist, werde ich mit einem Zitat des Russen Alexandre Koustarev [1] enden, der in "Les Européens: un peuple introuvable" (Die Europäer, ein nicht auffindbares Volk) schreibt: "Im Grunde genommen ist Europa auch ein Mythos. Und man wird Europäer, sobald man beginnt, an ihn zu glauben."