- Der Rhein als Konfliktthema zwischen deutschen und französischen Historikern - Für eine Geschichte der Grenzmentalitäten in der Zwischenkriegszeit
- Didaktische Relevanz
- Fragestellung
- Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln
- Im Kampf gegen den Antagonismus
- Krieg und Pazifismus im Frankreich der 1930er Jahre - Beispiel Canard enchaîné
- Krieg und Propaganda im Simplicissimus nach 1933
- Das Bild des Anderen in der satirischen Propaganda
- Bibliographische Hinweise
- Spielball der Rivalen: Elsass und Lothringen zwischen Frankreich und Deutschland
- Der Elsässer Jean-Jacques Waltz alias Hansi und seine anti-deutschen Texte und Bilder als Medien im Geschichtsunterricht
- Lieux de mémoire: Politischer Totenkult in Frankreich und Deutschland
- Krieg und Aussöhnung
'Quelle 12 (Übersetzung): Auszüge aus dem Canard enchaîné (1919 und 1922)'
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Der brandstiftende Phonograph
[Bericht über den Brand eines Eisenbahnwaggons]
Nun leben wir aber in einer Zeit, wo weiß Gott mehr denn je alles im Sinne einer kriegerischen Geisteshaltung interpretiert wird. So entflammen sich ihrerseits sofort Journalisten und Zeitungen und behaupten ihren Lesern gegenüber, daß die Gase, die in den Waggon eingedrungen sind, giftig gewesen wären und daß im Wagen durch einen Zeitzünder Feuer gelegt worden wäre... Der Beweis: man hat vor Ort eine kleine Metallscheibe, ein kleines Rädchen usw. gefunden... Ganz klar: es handelt sich um ein deutsches [boche] Attentat.
Und die lieben Leser, die durch vier Jahre Eseleien des Redakteurs vom Echo de Paris abgehärtet sind, schlucken diesen Unsinn wie kleine Kinder ihren Lolli (als es noch Lollis gab):
- Weiter! Weiter! sagen sie.
Man liefert ihnen also kaltblütig die fürchterlichsten Einzelheiten.
Und es wäre so weitergegangen, wenn man nicht zu guter Letzt bemerkt hätte, daß die Höllenmaschine in Wirklichkeit nur ein armseliger Phonograph war, ganz unschuldig und zu Unrecht angeklagt.
Die Geschichte ist wirklich gut, und der Canard, der einst jene vom deutschen Unterseeboot, das man auseinander- und vor einem amerikanischen Hafen wieder zusammengebaut hatte, erfand, wird ewig bedauern, daß diese hier nicht auf seinem Mist gewachsen ist... [...]
Le Canard enchaîné, 19. Februar 1919, S. 1
Offensiven
Der Frühling ist da! [...]
Sorglose Leute! Haben Sie schon die Erinnerung an die harten Lehren des Krieges verloren?
Ja, es ist Frühling. Der Boden ist trocken. Die Wetteraussichten sind hervorragend. Wir schreiben das Jahr 1915, dann 1916, 1917, 1918.
Was wird geschehen? Der Feind nutzt das schöne Wetter aus und bereitet heimlich eine Offensive vor. Aber wir wissen es.
Und wir bereiten genauso heimlich unsererseits eine Offensive vor. Aber der Feind weiß das auch.
Und was alle Welt fünf Jahre lang wußte, sollen wir dieses Jahr nicht mehr wissen!
Seien Sie vorsichtig! Eine neue Offensive ist von seiten unserer ewigen Feinde in Vorbereitung!
Nein... gucken Sie nicht so blöd mit Stirnrunzeln über Ihrem Bier nach Osten. Man könnte Sie für einen Spinner oder für André Lefèvre halten. [...]
Gehen Sie nach Hause... Und anstatt herumzuphantasieren und das Blatt falschrum zu lesen, gucken Sie sich lieber das Steuerformular richtigrum und ganz genau an... [...]
Le Canard enchaîné, 22. März 1922, S. 1