- Politische Struktur, Zentralismus, Dezentralisierung
- Grenzüberschreitende Probleme und Kooperation
- Eine Region mit großen geographischen Gegensätzen
- Intensive Außenbeziehungen
- Internationale Verkehrsdrehscheibe Rhône-Alpes
- Wichtigster Energiewirtschaftsstandort Frankreichs
- Diversifizierte Industrie
- Niedergang der traditionellen Branchen
- Expansion der Technologieparks
- Zweitgrößter Standort hochwertiger Dienstleistungen in Frankreich
- Bedeutende Fremdenverkehrsregion
- Agrarische Spezialisierung: Sonderkulturen, Milchviehwirtschaft und Geflügel
- Zusammenfassung
- Literatur
- Baden-Württemberg und Rhône-Alpes: politische und gesellschaftliche Strukturen
- Regionen, Staaten und die Europäische Gemeinschaft im Angesicht der industriellen Krise: eine vergleichende Betrachtung des Stahlsektors in Frankreich und Deutschland
- Le bassin de la Ruhr et le Nord-Pas-de-Calais - eine Unterrichtssequenz
- Paris & Berlin - Hauptstadtporträts
'Eine französische Spitzenregion: "une France au dixième"'
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Eine französische Spitzenregion: "une France au dixième"
Rhône-Alpes umfasst eine Fläche von ca. 43.700 qkm, nur Midi-Pyrénées ist größer. Dies entspricht etwa der Fläche der Schweiz. Ihre Bevölkerungszahl (5,6 Mio. E. im Jahr 1999) ist mit der von Dänemark oder Finnland zu vergleichen. Nach der Ile-de-France besitzt sie die größte Bevölkerungszahl (5 645 407 E. im März 1999) unter den 22 französischen Regionen: 9.6 % der französischen Bevölkerung leben auf 8 % der Staatsfläche, d.h. die Bevölkerungsdichte (129 E./qkm, Frankreich 107 E./qkm) liegt deutlich über dem Landesmittel. Allein auf den Großraum Lyon [1] (Grand Lyon) konzentrieren sich 1 167 086 E., die Stadt Lyon [2] zählt 445 452 E (1999). Die Region grenzt an einige dicht besiedelte Nachbargebiete: Mehr als 12 Millionen Menschen leben in einem Umkreis von 200 km Radius.
| Die zehn wirtschaftsstärksten Regionen Europas | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Eurostat Internet-Quelle (01.01.2004) |
Nach der Ile-de-France ist sie die wirtschaftsstärkste Region Frankreichs (knapp 10 % des nationalen BIP) und auch ein im europäischen Vergleich überdurchschnittlich dynamischer Raum. Alle sozio-ökonomischen Kennziffern [3] liegen über dem nationalen Mittel: das BIP (24.113 €/E. i. J. 2000)), der Exportwert (11,3 % des französischen Exports i. J. 2001), das berufliche Qualifikationsniveau oder das Bevölkerungswachstum. Unter dem Durchschnitt liegt dagegen bezeichnenderweise die Arbeitslosigkeit (8.6 % gegenüber 9.9 %, 2. Trimester 2003). Auch im europäischen Vergleich nimmt Rhône-Alpes einen vorderen Platz ein: Die Region gehört zu den zehn wirtschaftlich stärksten Gebieten der EU.
Im Vergleich zu den meisten anderen französischen Regionen ist Rhône-Alpes in Bezug auf räumliche Verteilung, größenmäßige Staffelung und hierarchische Ordnung der Städte [5] wesentlich gleichmäßiger aufgebaut - eine günstige Voraussetzung für die moderne Raumplanung und -ordnung. Rund 80 % der Gesamtbevölkerung lebt in Städten und im suburbanen Raum.
Gewiss liegen in den Gebirgen der Region einige sehr abgelegene und verkehrsmäßig schwer zugängliche Gebiete. Doch verläuft in ihr auch die von Elisée Reclus (1877) als "große Völkerstraße" hervorgehobene Achse des Rhônegrabens. Als einzige Region Frankreichs besitzt die Region Rhône-Alpes sowohl nach Norden und Süden, als auch nach Osten und - in allerdings eingeschränkterem Maß - nach Westen natürliche Verbindungsachsen. Die Rhône-Saône-Senke wird nur durch niedrige Schwellen vom Pariser Becken und dem Oberrheinischen Tiefland getrennt, in ihrem mittleren Abschnitt erleichtern Quertäler in den Gebirgsbögen von Alpen und Jura die Verbindungen nach Oberitalien und zur Schweiz, am Westrand bilden die Täler von Brévenne, Gier und Turdine natürliche Verkehrsleitlinien nach Zentralfrankreich.
Tatsächlich ist die Rhône-Saône-Senke seit langem eine Siedlungs- und Verkehrsachse von europäischer Bedeutung. Seit vorgeschichtlicher Zeit spielt sie eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen mittel- oder westeuropäischen und mediterranen Bevölkerungs- und Kulturelementen: "Wenn dem Rhônetal ... stets eine ganz herausragende Bedeutung als Verkehrsachse zukam, so lag das an den Landwegen, für deren Anlage es hier ideale Voraussetzungen gab. Dieses Tal ist die eigentliche Nabelschnur Europas zu den Ursprüngen der abendländischen Kultur im Mittelmeerraum, und kein anderes Land Europas verfügt über eine Kulturschiene auch nur annähernd vergleichbarer Bedeutung. Ohne diesen Zugang wäre Frankreich gegen den mediterranen Kulturraum hermetisch abgeschirmt, es wäre vielleicht, ähnlich wie Deutschland, ein Land des Nordens geblieben" (Pletsch 1995, 13).
Abbildung 11:
Das Rhônetal ist seit der Antike eine der wichtigsten Verkehrsachsen, die den Mittelmeerraum mit Mitteleuropa miteinander verbinden. Die Via Agrippa verlief von Arles in der Provence über Lyon und Trier bis nach Köln (Colonia Agrippa)
Quelle: verändert aus A. Pletsch, Frankreich, Darmstadt 2003, Abb. 43, S. 130
Als Kernraum innerhalb der Rhône-Saône-Furche nimmt auch die heutige Region Rhône-Alpes innerhalb der Europäischen Union eine zentrale Lage und die Rolle eines verbindenden Scharniers ein. Dies gilt insbesondere für die Verkehrsströme. Als Region an der nationalen Grenze unterhält sie seit langem wirtschaftliche und soziale Beziehungen zur Schweiz und zu Italien (Kapitalverflechtungen, Arbeitsmigrationen etc.).