- Politische Struktur, Zentralismus, Dezentralisierung
- Grenzüberschreitende Probleme und Kooperation
- Regionale Beispiele
- Paris und die Ile-de-France - Räumlicher Wandel im Bevölkerungs- und Wirtschaftsgefüge
- Das Selbstbild einer Stadt
- Die neuen Rahmenbedingungen der Agglomerationsraumentwicklung
- Dienstleistungsspezialisierung als Standortvorteil
- Neue Urbanität an der Peripherie - Val d’Europe
- La Défense: größtes Dienstleistungszentrum des Kontinents
- Wettbewerb um die Vorrangstellung in Europa und um die globale Bedeutung
- Zitierte Literatur
- Vom Quartier Goutte d'Or in die Villes Nouvelles - Pariser Stadtentwicklung als Motor sozialräumlicher Differenzierungsprozesse
- Paris und Berlin - zwei Typen europäischer Metropolen
- Städtebau in Berlin und seine Ausstrahlung auf Paris 1900-1940
- Stadtsanierung und Revitalisierung am Beispiel von Paris-Bercy
'Metropole mit globaler Bedeutung seit 1500 Jahren'
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Metropole mit globaler Bedeutung seit 1500 Jahren
Die Wurzeln für die Sonderstellung von Paris innerhalb des Landes und Europas liegen bereits im Mittelalter. Die Machtübernahme durch die Kapetinger [1] (987) war für die Stadt gleichbedeutend mit einem Aufschwung, der das geistig-kulturelle ebenso wie das wirtschaftliche Leben betraf. Die zu Beginn des 12. Jh. entstandene Sorbonne [2] wurde zu einer der wichtigsten Universitäten Europas. Gleichzeitig blühten Handel und Gewerbe auf, was rasche Bevölkerungszunahmen nach sich zog. 1328 hatte Paris rund 200.000 Einwohner und war damit die größte Stadt Europas. Dieser Rang blieb der Stadt auch in der Folgezeit trotz vieler Wirren erhalten, mit der Konsequenz, dass die Einwohnerzahl bis zur Mitte des 17. Jh. auf rund 450.000 anwuchs. Bei der ersten Volkszählung nach der Revolution 1801 wurden 546.856 Einwohner gezählt.
Die Bevölkerungsentwicklung im Großraum Paris (in heutigen Grenzen)
Département | Bevölkerung im Jahr … (in Tsd.) | |||
1876 | 1921 | 1975 | 1999 | |
Paris | 1989 | 2907 | 2300 | 2125 |
Hauts-de-Seine | 208 | 725 | 1439 | 1429 |
Seine-St.-Denis | 138 | 505 | 1322 | 1383 |
Val-de-Marne | 137 | 462 | 1216 | 1227 |
Petite Couronne | 483 | 1692 | 3977 | 4039 |
Seine-et-Marne | 347 | 349 | 756 | 1194 |
Yvelines | 235 | 321 | 1082 | 1354 |
Essonne | 136 | 187 | 923 | 1134 |
Val d’Oise | 130 | 227 | 841 | 1106 |
Grande Couronne | 848 | 1084 | 3602 | 4788 |
Ile-de-France | 3320 | 5683 | 9879 | 10952 |
Quelle: verändert nach Pletsch, 2003, S. 142
Was die weitere Entwicklung begünstigte, war die Ausrichtung der gesamten Infrastruktur des französischen Zentralstaates auf die Hauptstadt. Hinzu kam eine starke Konzentration der wirtschaftlichen Tätigkeiten, was zu einem explosionsartigen Wachstum der Bevölkerung führte. Lebten um 1800 lediglich zwei Prozent der französischen Gesamtbevölkerung in Paris, so hat sich dieser Anteil [3] seither nahezu verzehnfacht. Auch heute noch arbeitet jeder sechste Industriebeschäftigte des Landes in der Hauptstadtregion, obwohl inzwischen der Dienstleistungsbereich eindeutig vorherrscht, dem 1999 rd. 82% der Erwerbstätigen angehörten.
Abbildung 2:
Die Stadtentwicklung von Paris vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Internet-Quelle [4]
Gleichwohl hat Paris ganz offensichtlich im internationalen Vergleich seine ehemalige Spitzenstellung nicht halten können. Innerhalb des globalen Netzes der "World Cities" gelten die europäischen Großstädte insgesamt - und damit auch Paris - als schwer kategorisierbar, da sie aufgrund ihrer im internationalen Kontext bescheidenen Einwohnerzahl oftmals einen hohen Spezialisierungsgrad bei hochrangigen Dienstleistungen (z.B. Finanzwesen, unternehmensorientierte Dienste, Telekommunikation, Forschung etc.) aufweisen (Friedmann 1986). So verwundert es nicht, dass bei den Versuchen, die globalen Städte [5] der Welt zu hierarchisieren, Paris nur selten auf dem Siegerpodest steht. Bei aller Fragwürdigkeit solcher Vergleiche seien einige Rankings in Anlehnung an Beaverstock et al. [6] (1999) in der folgenden Übersicht vorgestellt:
Rangliste der bedeutendsten globalen Städte nach verschiedenen Autoren
Autor/-en | Rangfolge |
Budd (1995) | Tokyo, London, New York, Paris, Frankfurt |
Cohen (1981) | Tokyo, London, Osaka, Paris, Rhein-Ruhr |
Drennan (1995) | London, New York, Tokyo |
The Economist (1992) | New York, Tokyo, London |
The Economist (1998) | London, New York, Tokyo |
Feagin & Smith (1987) | New York, London, Tokyo |
Friedmann (1986) | London, Paris, New York, Chicago, Los Angeles |
Friedmann (1995) | London, New York, Tokyo |
Friedmann & Wolff (1982) | Tokyo, Los Angeles, San Francisco, Miami, New York |
Glickman (1986) | New York, Tokyo, London, Paris |
Knox (1995a-b) | London, New York, Tokyo |
Lee & Schmidt-Marwede (1993) | London, New York, Tokyo |
Llewelyn-Davies (1996) | London, Paris, New York, Tokyo |
Martin (1994) | London, New York, Tokyo, Osaka, Chicago |
Meyer (1986) | New York, London, Paris, Zürich, Tokyo |
Muller (1997) | London, New York, Tokyo |
O'Brien (1992) | London, Frankfurt, Paris, Hong Kong, Singapur |
Reed (1989) | New York, London |
Sassen (1991) | New York, London, Tokyo |
Sassen (1994a-b) | New York, London, Tokyo, Paris, Frankfurt |
Short et al. (1996) | Tokyo, London, New York, Paris, Frankfurt |
Thrift (1989) | New York, London, Tokyo |
Warf (1989) | New York, London, Tokyo |
Quelle: Auswahl nach J.V. Beaverstock et al. 1999. Die Bibliographie zu den aufgeführten Werken findet sich online unter www.lboro.ac.uk/gawc/rb/rb5.html (References, 27.09.2003)
Es soll in diesem Beitrag nicht darum gehen, Paris im internationalen Vergleich einer neuen Bewertung zu unterziehen. Vielmehr ist es sein Anliegen, an zwei konkreten Beispielen den grundlegenden Strukturwandel innerhalb des Großraums darzustellen, der in ähnlicher Form auch in anderen (west-)europäischen und vor allem nordamerikanischen Metropolen zu beobachten ist und der ein grundsätzliches Phänomen der globalen Städte darstellt.