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'Sorge um elsässische Identität und nationale Souveränität'
 
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Sorge um elsässische Identität und nationale Souveränität

Einige ostfranzösische Gemeinden betreiben inzwischen eine restriktivere Bau- und Grundstückpolitik als in der Vergangenheit und überlassen z.B. die Erschließung und Vermarktung von Neubauvierteln nicht mehr privaten Unternehmern (z.B. www.alsaceimmo.com [1] ), welche die Immobilien vor allem auf dem zahlungskräftigen deutschen Markt anboten und damit mittelbar ein nicht-integratives Wohnen der Zuzügler förderten. Offiziöse Quoten regeln mancherorts die Ansiedlung von Deutschen. Dies entspricht auch dem Wunsch vieler Alteinheimischer: Während sich die im südlichen Elsaß befragten Franzosen mit einer knappen Mehrheit für eine Beschränkung der deutschen Bautätigkeit aussprachen, stimmten nur 2 % für einen völligen Ausschluß der Deutschen vom lokalen Immobilienmarkt.

Abbildung 20:

Schild "Zu verkaufen" 

 

 

 

 

 

 

 

Aufnahme: Michna, Algosheim, 
Januar 2003

Abbildung 21: 

Immobilienmakler ("Bauträger"/ Constructeur )

 

 

 

 

 

 

 

Aufnahme: Michna, Algosheim, März 1999

Grundsätzlich birgt jeglicher Immobilienerwerb durch Nichteinheimische latent ein Konfliktpotential in sich. Wie sich z. B. im Fall von Rosenau (Ht-Rhin) zeigte, sind die Spannungen zwischen Elsässern und deutschen Zuzüglern nicht unbedingt größer als zwischen Elsässern und zugezogenen Franzosen. So der Bürgermeister von Rosenau:

"Il y a plus de 20 ans que nous avons fait un grand lotissement, dans lequel se sont uniquement établis des Français. Les frictions étaient presque plus grandes que maintenant. Pour certains, un habitant du village voisin est déjà un étranger. Les gens ont peur des changements. Au lieu d'insister sur le nombre d'Allemands vivant à Rosenau, il s'agit pour moi plutôt de mettre en avant les avantages de ces changements." (Hebdomadaire Drei, 20.03.1998)

Wie Ramm (1999, 114) mit Recht betont, ist das auch im östlichen Teil des Depts. Moselle bei den Alteinheimischen verbreitete "Gefühl fehlender Integration keine Besonderheit der Zuwanderung, sondern es tritt in allen ländlichen Gebieten auf, in denen sich Städter dauerhaft oder vorübergehend niederlassen." Das Konfliktpotential steigt aber im Elsaß gegenüber dem französischen Binnenland erheblich an. Hier überschneidet sich der Immobilientransfer mit der Problematik der Außenabhängigkeit, d. h. den asymmetrischen Wirtschaftsbeziehungen zum deutschen Nachbargebiet.

Zudem unterscheidet sich das Elsaß von anderen französischen Gebieten durch eine besondere psychologische Situation. Von allen Formen der grenzüberschreitenden Entwicklungen wird der Zuzug von Deutschen in diesem lieu de mémoire, wo die Staatsgrenze aufgrund der geschichtlichen Reminiszenzen eine außerordentlich hohe psychische und ideologische Bedeutung besitzt, außergewöhnlich empfindsam registriert. Bei den Neusiedlern vermissen die Elsässer aber Sensibilität im Umgang mit der regionalen Kultur und Geschichte. Der ungehindert durch die offene Grenze fließende Zuwanderungsstrom untergräbt für sie latent die territoriale Integrität des französischen Staates, zumal die Neubürger bei Kommunalwahlen seit 2001 das aktive und passive Wahlrecht besitzen. Solche Ängste um die nationale Souveränität und regionale Identität führen zu Abwehrreaktionen, hierzu gehört auch der politische Rechtsruck einer Reihe von elsässischen Gemeinden.