- Kulturelle und territoriale Vielfalt bis zum Zeitalter der Revolution
- Von den verachteten "Fröschefressern" zu den "besten Deutschen": Zur Geschichte der Hugenotten in Deutschland
- Migrationen und kultureller Austausch seit 1815
- Wirtschaftliche Migration, politisches Exil und soziale Kritik: Deutsche in Paris im 19. Jahrhundert
- Einleitung
- Ethnische Minderheiten in peripherer Anordnung
- Etappen der sprachlichen Homogenisierung
- Regionalsprachen, Regionalkulturen, Regionalismus
- Immigranten - ethnische und regionale Aspekte
- Fast 40 Prozent der Ausländer leben in der Hauptstadtregion
- Rassismus und Ausländerhass als politische Reaktionen
- Zusammenfassung
- Literatur
- Einwanderung und Probleme der Integration in Deutschland seit 1960
- Laizität und Religionen im heutigen Frankreich
- Gesellschaftsvergleiche
- Das Jahr 1968 und die Folgen
- Begegnungen im Alltag
'Anwerbung von Immigranten im Zeitalter der Industrialisierung'
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Anwerbung von Immigranten im Zeitalter der Industrialisierung
Ähnlich wie in Deutschland kam es in dieser Situation v.a. auf Initiative der Unternehmer in großem Umfang zur Beschäftigung von Ausländern, zunächst überwiegend von Belgiern, Deutschen [1] , Schweizern, Italienern und Spaniern. Ihre Arbeitsplätze konzentrierten sich in hohem Maße auf Paris, das sich zur bedeutendsten Industriestadt Frankreichs entwickelte, hinzu kamen einige Departements in Grenznähe (Nord [2] , Moselle [3] , Haut-Rhin [4] , Bas-Rhin [5] ). Um 1880 betrug die Zahl der Ausländer bereits mehr als eine Million, sie stellten etwa 7 bis 8 Prozent der Erwerbstätigen dar (Große & Lüger 2000: 158). Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Arbeitskräftemangel so groß, dass die französische Industrie die Anwerbung von Ausländern noch intensivierte. Allein für den Kohlebergbau wurden innerhalb weniger Jahre Zehntausende von Italienern ins Land geholt. Ihnen folgten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Tausende von Polen, im Zusammenhang mit dem Spanischen Bürgerkrieg kamen die Spanier zu Hunderttausenden nach Frankreich (Reitel 1990: 62).Trotz dieser starken Immigration lag die Ausländerquote am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Frankreich unter Nichtberücksichtigung der Einbürgerungen (naturalisations) bei weniger als drei Prozent der Gesamtbevölkerung.
Die großen Menschenverluste während des Ersten Weltkriegs machten die Situation auf dem Arbeitsmarkt noch schlimmer. Nach 1918 fehlten der französischen Wirtschaft etwa drei Millionen Arbeitskräfte, so dass erneut eine intensive Werbung um Immigranten einsetzte. Innerhalb weniger Jahre stieg die Ausländerzahl dann tatsächlich stark an: 1921 = 1,53 Mio., 1931 = 2,71 Mio., was zu diesem Zeitpunkt rd. 6,6 % der Gesamtbevölkerung entsprach. Fast 50 Jahre lang änderte sich dieser relative Anteil nicht mehr, inzwischen ist er sogar wieder etwas gefallen (1999 = 5,6 %), auch wenn die absoluten Zahlen inzwischen auf 3,26 Mio. angestiegen sind.
Anteile ausländischer Bevölkerung in Frankreich 1861-1999
Quelle: Croze 1988: 3 und 66, für 1990 INSEE 1995: 25, für 1999;
Internetquelle: www.ined.fr
Zäsuren in dieser Entwicklung stellten jeweils die Kriege dar. Bereits 1870/71 hatte Frankreich massiv auf die Rekrutierung von Ausländern aus seinen Kolonien zurückgegriffen, um die als Soldaten eingezogenen französischen Arbeitskräfte zu ersetzen. Das gleiche wiederholte sich in verstärktem Maße während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Nicht ohne Verbitterung wird dieses koloniale Verhalten von Benchenane (1984: 209 ff.) wie folgt beschrieben: "La guerre (hier gemeint 1914-1918) fut l'occasion d'une déportation de travailleurs maghrébins vers la France pour remplacer les soldats et les travailleurs français absents. 132 000 Maghrébins sont alors recrutés pour travailler dans les fermes et les usines d'armement … Lorsque éclata le deuxième conflit mondial, la France puisa de nouveau dans ses colonies du Maghreb pour renforcer ses effectifs … Pour la troisième fois en moins d'un siècle, les Maghrébins musulmans allaient verser leur sang pour défendre la France qui, par ailleurs, les colonisait, les dominait, les exploitait et les humiliait."
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt die Immigration eine neue Qualität, insbesondere aufgrund eines veränderten Nationalitätenspektrums, das die Einwanderer nunmehr kennzeichnete. Dabei ist zu bedenken, dass in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre die Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen wurden, was sich unmittelbar in einem massiven Zustrom von Nordafrikanern niederschlug, häufig in einer clandestinen Zuwanderung, die die Schlupflöcher der öffentlichen Kontrolle zu nutzen wusste.
"Profession immigré": 170 millions de migrants légaux dans le monde. Sans doute 20 ou 30 millions d'illégaux, dont 4 millions dans l'Europe des Quinze. Un trafic humain estimé à quelque 15 milliards de dollars par an, organisé par d'habiles passeurs et de cyniques parrains. Avec, pour principales destinations, les Etats-Unis, qui n'ont jamais accueilli autant d'étrangers depuis la vague d'immigration du début du siècle, et l'Union européenne, une forteresse dont l'idéal semble être la "tolérance zéro". Derrière ces chiffres, il y a la tragédie de ces clandestins noyés ou asphyxiés dans des camions, le drame de ces travailleurs philippins battus en Malaisie, celui de ces enfants mexicains travaillant en Amérique du Nord et même la farce de ces expulsés d'Afrique du Sud qui s'échappent du train... Immigré, une profession ? Une profession de foi en un avenir meilleur assurément."
Quelle: www.courrierinternational.com/dossiers/soc/immigre/immigre00.htm
Wie sehr sich das Nationalitätenspektrum der Ausländerbevölkerung Frankreichs verändert hat, lässt sich an wenigen Zahlen verdeutlichen. Von 2,7 Mio. Ausländern im Jahre 1931 waren allein 808.038 Italiener, 507.811 Polen und 351.864 Spanier, zusammen ziemlich exakt 50 % der gesamten Auslandsbevölkerung jener Zeit. 1982 lagen die Zahlen dieser Gruppen bei respektive 340.308, 64.804 und 327.156. Die Zahl der Nordafrikaner (drei Maghrebländer) lag dagegen 1931 bei 85.568, um bis 1982 auf 1.4 Mio. anzusteigen (Croze 1988: 68). Vom Zensus 1999 wurden schließlich 3.263.186 Nichtfranzosen erfasst, das entsprach 5,6 % der Gesamtbevölkerung des Landes. Anteilmäßig führen die Portugiesen (553.663) vor den Marokkanern (504.096), Algeriern (477.482), Italienern (201.670), Spaniern (161.762) und Tunesiern (154.356) (nach http://www.ined.fr [6] , 26.2.2002).
Die Ausländerbevölkerung Frankreichs nach Herkunftsländern 1982, 1990 und 1999
1982 | 1990 | 1999 | |
Gesamtbevölkerung | 54 295 612 | 56 651 955 | 58 520 688 |
Franzosen durch Geburt | 49 159 844 | 51 275 074 | 52 902 209 |
Franzosen durch Einbürgerung | 1 421 568 | 1 780 279 | 2 355 293 |
Ausländer | 3 714 200 | 3 596 602 | 3 263 186 |
Prozent an Gesamtbevölkerung | 6,8 % | 6,3 % | 5,6 % |
Davon: Spanier | 327 156 | 216 047 | 161 762 |
Italiener | 340 308 | 252 759 | 201 670 |
Portugiesen | 767 304 | 649 714 | 553 663 |
Algerier | 805 116 | 614 207 | 477 482 |
Marokkaner | 441 308 | 572 652 | 504 096 |
Tunesier | 190 800 | 206 336 | 154 356 |
Sonstige | 842 208 | 1 084 887 | 1 210 157 |
Internet-Quelle [7]