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'Telekommunikation und Medien: Getrennte Wege?'
 
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Telekommunikation und Medien: Getrennte Wege?

Die politisch motivierte "strategische Allianz" zwischen der Deutschen Telekom [1] und France Télécom [2] entsprach zum Zeitpunkt ihres Auseinanderbrechens nicht mehr den jeweiligen Strategien der Partner: Während die Deutsche Telekom eine kurzfristige und international ausgerichtete Strategie externen Wachstums verfolgte, strebte France Télécom eine mittelfristige Strategie internen Wachstums mittels europäischer Partnerschaften an. Der im Frühjahr 1999 in Frankreich als "Hochverrat" angesehene Alleingang der Deutschen Telekom in Italien [3] folgte demnach einer strategisch nachvollziehbaren, wenn auch diplomatisch fatalen Logik [4] .

Das zusammen mit dem Amerikaner Sprint gehaltene Gemeinschaftsunternehmen Global One gehörte zur Konkursmasse der Allianz, deren Auflösung durch die Fusion von Sprint mit MCI Worldcom noch beschleunigt wurde. Sprint entschloss sich gegen Rückkauf der jeweils zehn Prozent von DT und FT gehaltenen Anteile zum Ausstieg, wonach es France Télécom gelang, das defizitäre (1,3 Milliarden Euro), aber international strategisch wichtige Unternehmen für 3,9 Milliarden Euro zu erwerben. France Télécom möchte Global One [5] nunmehr bis zum Jahre 2002 ins Gleichgewicht bringen.

Entsprechend den Anforderungen der Branche setzen beide Unternehmen ihre Strategien externen Wachstums - durchaus auch in deutsch-französischer Perspektive - fort: Im Bereich des Festnetzes konnte Deutsche Telekom im November 1999 für 700 Millionen Euro den drittgrößten französischen Anbieter für Unternehmen (nach FT und Cégétel) Siris übernehmen. Im Bereich Mobilfunk scheiterte France Télécom im Oktober 1999 allerdings mit seinem Versuch, 60 Prozent der Anteile des deutschen Anbieters E-plus zu erwerben, während sich für die Deutsche Telekom in Frankreich grundsätzlich zwei Möglichkeiten bieten: Entweder bewirbt sie sich um eine der bis zum Jahresende zu vergebenden vier Lizenzen des neuen Standards UMTS, oder aber sie kauft einen bestehenden Mobilfunkanbieter, was die Spekulationen um eine Übernahme der Mobilfunktochter der Bouygues-Gruppe (Platz drei nach Itinéris von FT und SFR von Vivendi) erklärt, insbesondere, nachdem LVMH-Chef Bernard Arnault erklärt hatte, nunmehr über 10 Prozent an Bouygues zu halten.

Abbildung 13:

Zahl der Internetbenutzer in Frankreich 1998 bis 2002

 

 

 

Internet-Quelle [6]

Im Bereich des Internets ist die im Februar 2000 gelungene Übernahme des "Club Internet [7] " von der Lagardère-Gruppe durch die Deutsche Telekom zwar kurz vor der Börseneinführung der Tochter T-Online von strategischer Bedeutung, stellt jedoch nicht den von den Märkten erwarteten "großen Wurf" seiner unter Zugzwang geratenen internationalen Expansionsstrategie dar. "Club-Internet" liegt in Frankreich mit 380000 Abonnenten nur auf dem dritten Platz der Anbieter, hinter France Télécom (Wanadoo [8] , 1,2 Millionen) und AOL [9] -Europe (500000). Auch France Télécom plant nunmehr eine Börsennotierung der Internet-Tochter, was Anfang März prompt von den Märkten honoriert wurde und den Staat dazu bewegen könnte, seine aktuelle Beteiligung von 63 Prozent weiter zurückzufahren, um die internationale Strategie des Unternehmens zu unterstützen. Im März 2000 ist France Télécom mit dem Erwerb [10] von 28,5 Prozent der Anteile von Mobilcom für 3,74 Milliarden Euro der strategisch wichtige Einstieg in Deutschland gelungen. In Deutschland wird es jetzt darum gehen, eine UMTS-Lizenz [11] zu erhalten. Für die Fortsetzung ihrer Expansionsstrategie - vor allem in Großbritannien - steht France Télécom eine "Kriegskasse"von mehr als 60 Milliarden Euro zur Verfügung.

 

Der europäische Energiemarkt im Jahre 2003                                                           

France Télécom Deutsche Telekom 
Umsatz 27,235,3
Anteil International am Umsatz 15,00%10,00%
Ergebnis n.b. (1,15 im 1. Semester) 1,2
Beschäftigte 140 000 179 000 
Kapitalisierung 162260
Mobiltelefonie 14,1 Millionen Abonnenten 16 Millionen Abonnenten 
Festtelefonie 37,3 Millionen Abonnenten 47,8 Millionen Abonnenten 

 Quelle: Unternehmen / Stand: Ende 1999 / Börsenkapitalisierung FT am 3.3.2000: 224 Milliarden Euro 

 

Bei der Übernahme [12]  von Mannesmann durch Vodafone Airtouch spielte die Entscheidung von Vivendi, eine Kooperation mit dem britischen und nicht mit dem deutschen Unternehmen einzugehen, die Rolle des "Züngleins an der Waage". Bis zuletzt war noch über die Rolle Vivendis als möglicher "weißer Ritter" zu Gunsten von Mannesmann spekuliert worden, wozu insbesondere die Aussagen von Mannesmann-Chef Klaus Esser in der "Business-Week" ("Wir haben die gleiche Vision") (11) Anlass gegeben hatten. 

Abbildung 14a-b:

Vodafone-Chef Chris Gent war der Sieger im Übernahmegeschäft mit Mannesmann. Später wurde der Verdacht laut, dass dieses Geschäft verbunden war mit erheblichen Zahlungen. Sie führten u. a. 2003 u.a. zur Anklage von Joachim Funk, Klaus Esser und Josef Ackermann

Internet-Quelle (Abb.14a)
[13]

Internet-Quelle (Abb.14b)
[14]

Vivendi entschied sich jedoch für ein Abkommen mit Vodafone zur Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft MAP [15] (Multi Access Portal), an der Vivendi und Canal Plus über die Gesellschaft V.Net 50 Prozent halten werden. Das gemeinsame Unternehmen soll von dem ehemaligen Goldman Sachs-Bankier Evan Newmark geleitet werden. Obwohl sich Vivendi durch einen dreijährigen Aktionärspakt den Rücken gestärkt hat, bleibt das Unternehmen in der Defensive. Des Weiteren bleibt die konkrete Umsetzung des Abkommens nach der Einigung zwischen Vodafone und Mannesmann offen: Vodafone könnte geneigt sein, nicht alle Versprechungen einzuhalten:

 

Vivendi, Vodafone und Mannesmann im Vergleich (in Mrd. Euro)                                                    

 Börsenkap. Umsatz Ergebnis 
Vivendi 5931,741,12
Vodafone 175,75,31
Mannesmann 134,819,10,48

So bleibt trotz weitgehender deutsch-französischer Annäherung im Zeichen des angelsächsischen Modells die Rolle von Kommunikation und von Diplomatie so wichtig wie eh und je: "Eine verbale Abrüstung aller Beteiligten bei gleichzeitiger Zurückhaltung der Politik erscheint am sinnvollsten... Wer die ausgeprägte Eigenliebe der Franzosen respektiert und auf öffentliche Demütigungen verzichtet, kann trotz Härte in der Sache auf ein manchmal unerwartet großes Entgegenkommen hoffen." (12)

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Anmerkungen

11. "Business Week", 7.1.2000. 
 
12. Gerald Braunberger: Allianzübungen in der Dreiecksdiplomatie, in: "Frankfurter Allgemeine Zeitung". 15.10.1998.