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'Ein Projekt für die Zukunft? Die Geschichte zwischen translokaler und globaler Politik'
 
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Ein Projekt für die Zukunft? Die Geschichte zwischen translokaler und globaler Politik

Solche (Re)konstruktionsarbeit wird aber nicht nur im Rahmen der historischen Disziplinen geleistet und ist nicht nur für die historischen Gesellschaftswissenschaften von Belang. Wirtschaftsunternehmen oder lokale Gemeinden arbeiten in dieselbe Richtung, wenn sie ihre historischen Gemeinsamkeiten zum Anlass nehmen, kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen zu knüpfen bzw. neu aufleben zu lassen.

Anders als die bislang üblichen Städtepartnerschaften setzen solche Bündnisse aber nicht auf Kooperation im nationalen Rahmen. Translokal organisiert, nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Städtebünde organisiert, reflektieren sie aktuell nicht auf ihre nationale Zugehörigkeit, sondern auf frühneuzeitliche politische Gliederungen, wie sie vor der Aufteilung Europas in Nationalstaaten bestanden haben. Damit werden Bezüge auf vermeintlich historisch gewachsene, homogene Traditionen mit exklusiven, ausgrenzenden Funktionen vermieden, ohne die Historizität preisgeben zu müssen. So hat etwa die im Schwarzwald gelegene, ehemalige vorderösterreichische Stadt Triberg auf die Initiative lokaler Geschichtsvereine hin, und unter Leitung des Oberbürgermeisters kürzlich einen Bund von Städten ins Leben gerufen, die in der Frühen Neuzeit unter der Herrschaft des in österreichischen Diensten stehenden und dabei europäisch verwurzelten Lazarus von Schwendi [1]  gestanden haben [2] .

Abbildung 12:

Das Schloß der "Schwendi" aus dem Ende des 16. Jh. gehört heute der "Confrérie Saint-Etienne d'Alsace" 

 

 

 

 

 

 

Internet-Quelle

Heute gehören zu diesem Bund 16 Städte und Gemeinden in Belgien, Deutschland und Frankreich. Der lose Verbund ist 1986 im elsässischen Kientzheim gegründet worden. Dort findet auch das jährliche Treffen statt. Ziel ist die wirtschaftliche Kooperation. Staatlich weder initiiert noch gefördert, lässt sich die Idee dieses Zusammenschlusses weniger als die Beispiel internationaler europäischer Politik verstehen denn als transnationale Organisationsform, die lokale Erinnerungen an eine lokal strukturierte Politik nutzt, um translokal zu wirken. In dem Maße wie Vorderösterreich oder andere herrschaftlich-bürokratische lokale bzw. regionale Einheiten als real vollzogene Geschichte erinnert und abgebildet werden, dezentralisieren sich politische Orientierungen und ermöglichen translokales Handeln in einer mehr und mehr global vernetzten Welt.