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'Die schwierige Erinnerung an ein europäisches Territorium im Zeitalter der Nationen'
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Die schwierige Erinnerung an ein europäisches Territorium im Zeitalter der Nationen
Nachdem die vorderösterreichischen Länder von den politischen Kartenwerken verschwunden waren, ist Vorderösterreich für fast 150 Jahre vergessen worden. Weshalb? In Zeiten nationaler Begeisterung und nationalstaatlicher Politik passte dieses aus vielen kleineren Herrschaften und verschiedenen Landesteilen bestehende Vorderösterreich nicht in die politische Landschaft. Denn an dieses Land zu erinnern, wäre mit europäischem Denken verbunden gewesen. Es erwies sich, dass Vorderösterreich weder der nationalen Identitätsfindung dienstbar zu machen war, noch Gegenstand Personen- bzw. staatlich orientierter Geschichtsschreibung sein konnte. Zusammengesetzt aus vielen verschiedenen Gebieten, widersetzte sich Vorderösterreich nationaler Stilisierung. Es waren aber nicht allein die alles umfassenden nationalen Strömungen im 19. Jh., die Vorderösterreich und selbst die Erinnerung an dieses Land zum Verschwinden gebracht hatten. Auch die inzwischen neu entstandenen Staaten und ihre auf das jeweilige Land gerichtete Geschichtsschreibung konnten in dem inzwischen aufgeteilten Territorium ebenfalls keinen lohnenden Forschungsgegenstand erkennen. Die klassischen Landesgeschichten mit ihren legitimatorischen Funktionen orientierten sich eher an den eben neu entstandenen deutschen Kleinstaaten und ihren dynastischen oder populären Traditionen als an europäischen Regionen.
Abbildung 10:
Wahlplakat zum Volksentscheid am 9. Dezember 1951.
Foto: Landesbildstelle Württemberg, Stuttgart
Internet-Quelle [1]
Erst in der historischen Phase nach dem Zweiten Weltkrieg, als die politische Kraft nationaler Hybris überdeutlich geworden war, ist an Vorderösterreich als Vorbild für einen sog. Südweststaat [2] , der die Ländergrenzen des 19. Jh.s überwinden sollte, kurzzeitig wieder erinnert worden.