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'Die wachsende Bedeutung der deutschen und französischen Zivilgesellschaften im Regierungsdialog '
 
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Die wachsende Bedeutung der deutschen und französischen Zivilgesellschaften im Regierungsdialog

Überlegungen zu diesen Zukunftsthemen können sich heute, wie bereits beschrieben, auf ein äußerst dichtes deutsch-französisches Netzwerk stützen, das Ergebnis eines starken politischen Willens und eines konsequenten Engagements von Persönlichkeiten und Institutionen ist. Insbesondere durch das DFJW [1] wurde im Laufe der Jahrzehnte eine stetige Zunahme der Austauschmaßnahmen und Kontakte sowie der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Projekte im Nachbarland ermöglicht.

Ein weiteres herauragendes Beispiel dafür ist die mutige Gründung des europäischen Fernsehkanals ARTE [2] .

(Quelle links: http://www.dfjw.org/ [3] ,
Quelle rechts: arte-tv.com/de/70.html, inaktiv, 18.12.2002)

Diese selben Persönlichkeiten machten gleichzeitig das schrittweise Entstehen eines sehr engen Beziehungsgeflechtes möglich, in dem eine Vielzahl von Institutionen und Verbänden, Aktivitäten und Experten zusammenfanden, so dass es in seiner Gesamtheit kaum noch zu erfassen ist: Wer könnte heute behaupten, einen genauen Überblick über die deutsche Frankreich-Forschung und umgekehrt zu haben? Über alle Magister- und Doktorarbeiten, alle Ansätze zu einer interkulturellen Zusammenarbeit und vergleichenden Analysen zwischen Deutschland und Frankreich? Über sämtliche Kolloquien und Seminare, über alle Verbände und Gesprächskreise? Der deutsch-französische Dialog scheint sich somit endgültig von einem kleinen Kreis von Persönlichkeiten und Experten emanzipiert zu haben und ist zu einem Austausch über gesellschaftliche Themen zwischen zahlreichen Gesprächspartnern geworden, zu einem Austausch, in den alle einbezogen sind. So finden sich neben denjenigen, die das deutsch-französische Feld beruflich beackern, immer mehr Angehörige aus anderen Berufen, von Architekten über Veterinäre zu Zahnärzten, die in einem deutsch-französischen Rahmen organisiert sind und kommunizieren. Zweifellos ist der deutsch-französische Dialog damit schwerer fassbar geworden, aber nicht, weil es ihn nicht gäbe, sondern gerade weil er heute weitaus vielgestaltiger ist als in der Vergangenheit und dezentral geführt wird.
Die Verflechtung unserer beiden Gesellschaften ist heute stärker denn je und geht weit über das begrenzte Spektrum der Spezialisten für das deutsch-französische Verhältnis hinaus. Zwar gibt es immer weniger Germanisten und Romanisten, aber dafür immer mehr Jurastudenten oder Unternehmer, die Deutsch bzw. Französisch lernen.

Airbus Industries, ein Musterbeispiel europäischer Kooperation

(Quelle: eads.net/eads/de/index.htm?/xml/de/businet/airbus/single/a320/a320.xml&airbus, inaktiv, 18.12.2002)

Die Menschen sind bereit, interkulturelle Kompetenz zu erlangen, und studieren oder arbeiten immer öfter ein Jahr oder mehrere Jahre im Partnerland. Die deutsch-französische Zusammenarbeit gehört somit zum Alltag in immer mehr Berufszweigen. Beispielhaft seien die deutsch-französischen Unternehmensfusionen von Aventis bis EADS [4] genannt, die zum Entstehen europäischer Industriezentren beigetragen haben.

Damit ist auch das Gewicht der deutschen und französischen Zivilgesellschaften gewachsen: Von einem Dialog zwischen zwei Regierungen und einigen Fachleuten sind wir zu einem Dialog zwischen zwei Gesellschaften gelangt. Sämtliche gesellschaftlichen Bereiche haben nun an Bedeutung für die bilaterale Zusammenarbeit gewonnen: Neben die traditionelle, durch den Elysée-Vertrag formalisierte Regierungszusammenarbeit sind Austauschmaßnahmen im Schul- und Hochschulbereich sowie Städtepartnerschaften getreten, zwischen regierungs- und behördenunabhängigen Multiplikatoren und Entscheidungsträgern haben sich die Kontakte vervielfacht. Beide Gesellschaften verändern sich gemeinsam und entwickeln in vielen Bereichen transnationale Verbundenheit sowie Interessengemeinschaften im europäischen Rahmen.