- Politische Struktur, Zentralismus, Dezentralisierung
- Grenzüberschreitende Probleme und Kooperation
- Eine Region mit großen geographischen Gegensätzen
- Intensive Außenbeziehungen
- Eine französische Spitzenregion: "une France au dixième"
- Internationale Verkehrsdrehscheibe Rhône-Alpes
- Wichtigster Energiewirtschaftsstandort Frankreichs
- Diversifizierte Industrie
- Niedergang der traditionellen Branchen
- Expansion der Technologieparks
- Zweitgrößter Standort hochwertiger Dienstleistungen in Frankreich
- Bedeutende Fremdenverkehrsregion
- Zusammenfassung
- Literatur
- Baden-Württemberg und Rhône-Alpes: politische und gesellschaftliche Strukturen
- Regionen, Staaten und die Europäische Gemeinschaft im Angesicht der industriellen Krise: eine vergleichende Betrachtung des Stahlsektors in Frankreich und Deutschland
- Le bassin de la Ruhr et le Nord-Pas-de-Calais - eine Unterrichtssequenz
- Paris & Berlin - Hauptstadtporträts
'Agrarische Spezialisierung: Sonderkulturen, Milchviehwirtschaft und Geflügel'
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Agrarische Spezialisierung: Sonderkulturen, Milchviehwirtschaft und Geflügel
Eine Region, deren geographische Vielgestaltigkeit von den Gletschern und alpinen Mattenregionen bis zu sommerheißen und -trockenen Tieflandsgebieten reicht, bietet auch die Möglichkeit einer vielgestaltigen agrarwirtschaftlichen Entwicklung [1] . Allerdings handelt es sich großenteils um eine Höhenlandwirtschaft, denn fast die Hälfte der Betriebe liegt in der zone de montagne. Wegen des hohen Gebirgsanteils ist der landwirtschaftliche Produktionsbereich in Rhône-Alpes nur unterdurchschnittlich vertreten: Zwar umfasst er 8,6 % der französischen Betriebe, doch entfallen wertmäßig auf ihn nur 5,4 % (1998) der nationalen Agrarerzeugung.
Nur noch rund 3 % der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft. Problematisch ist die Situation vor allem in den Höhengebieten. Agrarstrukturelle (kleine Betriebsgrößen, starke Parzellierung) und agrarökologische Ungunstfaktoren engen hier die Innovationsspielräume in hohem Maß ein. Flächenstillegungen und Betriebsaufgaben sind überdurchschnittlich stark vertreten. Besonders stark sind die Verfallserscheinungen im Bereich der ehemaligen Terrassenwirtschaften im Dept. Ardèche.
In der agrarwirtschaftlichen Entwicklung zeigt sich somit eine gewisse Polarisierung: Der Trend geht weg von der Höhenlandwirtschaft und der traditionellen Polykultur hin zu größeren spezialisierten Betrieben in den Niederungen und am Gebirgsfuß, die sich häufig auf Sonderkulturen verlegt haben. Die Gesamterzeugung verteilt wertmäßig sich zu knapp 60 % auf pflanzliche und zu rund 40 % auf tierische Produkte. Bei vielen landwirtschaftlichen Produkten existiert eine starke europäische Konkurrenz, die für einen großen Preisdruck sorgt.
Mit 18 % Anteil am gesamten Produktionswert besitzt die besonders in den östlichen Gebirgsteilen (Depts. Ain, Isère, Haute-Savoie) angesiedelte Milchviehwirtschaft nach wie vor die größte Bedeutung innerhalb der regionalen Agrarwirtschaft. In den nördlichen Westalpen stellt die Milchproduktion sogar 75 % des gesamten agrarischen Produktionswertes dar. Allerdings ist das arbeitsintensive traditionelle alpine Staffelsystem erheblich zurückgegangen. Immer weniger Vieh wird auf die Almen aufgetrieben und nur noch ein geringer Teil der Käseproduktion (Tomme, Reblochon, Beaufort, Abondance sowie Fourme) entfällt auf die Sennereien. Ein international bekanntes Spitzenprodukt ist auch das Geflügel (Hühner, Masthähnchen, Puten, Poularden, Truthähne, Wachteln) aus der Bresse, das ein eigenes AOC-Gütesiegel besitzt (Poulet de Bresse [2] )
Ein besonderer Kulturartenwechsel, nämlich eine Feld-Teich-Wirtschaft besteht seit dem 12. Jh. in der Dombes [3] . Die Fangerträge der Teiche mit einer Gesamtfläche von 12.000 ha (16 % der französischen Gesamtfläche) liegen bei rund 2.000 t, d.h. bei 35 % der nationalen Produktion von Süßwasserfischen (Karpfen, Rotaugen, Schleien, Hechte), damit ist die Dombes das wichtigste Teichwirtschaftsgebiet Frankreichs. Der Großteil der Fänge von Karpfen, die allein 60-65 % der Gesamtmenge ausmachen, wird nach Deutschland exportiert.
Bei den pflanzlichen Erzeugnissen bietet Rhône-Alpes eine überaus große Fülle. Die Region steht bei der Produktion von Aprikosen (54 %), Pfirsichen (30 %) und Beerenfrüchten landesweit an erster Stelle und nimmt bei der Erzeugung von Kirschen (30 %) und Birnen (16 %) den zweiten Platz (1998) ein, ein Sechstel des Gesamtwertes der französischen Obsterzeugung stammt aus Rhône-Alpes (Drôme). Der Obstbau konzentriert sich vor allem auf das Rhônetal südlich von Lyon, wo gleichzeitig mit dem wasserwirtschaftlichen Ausbau der Rhône eine Flurbereinigung und Ausweitung der Bewässerungsflächen erfolgte. Zu den Baumkulturen, deren Produkte auch auf ausländischen Märkten verkauft werden, gehören weiterhin die Nuß- und Esskastanienbestände (jeweils 40-50 % der nationalen Produktion).
Vom Wert her bedeutender (17 % der regionalen Agrarproduktion) und wegen der Vermarktungsstrategien interessanter als die anderen Sonderkulturen ist der Weinbau. Im Durchschnitt werden auf 60.000 ha Rebfläche jährlich 3,3 Mio. Hektoliter Wein produziert. Rhône-Alpes ist zu 3 % an der französischen Tafelweinerzeugung beteiligt, der Anteil der Qualitätsweine (AOC-Weine) konnte in der Region sukzessive auf knapp 70 % erhöht werden, so dass sie in diesem Segment fast 10 % zur nationalen Produktion beiträgt. In Bezug auf das Produktionsvolumen stehen die Gebiete Beaujolais und Côtes-du-Rhône an vorderster Stelle. Aus dem Beaujolais [4] stammen 6 %, von den Côtes-du-Rhône [5] 12 % der nationalen AOC-Produktion (Appellation d'origine contrôlee - Qualitätsweine mit kontrollierter Herkunft). Beim Export von Beaujolais-Weine, der fast 50 % der Gesamtproduktion erreicht, stehen Deutschland und die Schweiz an der Spitze der Abnehmerländer. Im Süden des Depts. Drôme breiten sich östlich der Rhône die Côteaux du Tricastin (AOC) aus, westlich davon liegen die Côtes du Vivarais.