- Politische Struktur, Zentralismus, Dezentralisierung
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- Paris und die Ile-de-France - Räumlicher Wandel im Bevölkerungs- und Wirtschaftsgefüge
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- Vom Quartier Goutte d'Or in die Villes Nouvelles - Pariser Stadtentwicklung als Motor sozialräumlicher Differenzierungsprozesse
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- Historische Entwicklung des Stadtteils Bercy
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'Erfolgreiche Revitalisierung des brachliegenden Areals'
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Erfolgreiche Revitalisierung des brachliegenden Areals
Der Mittelpunkt des neuen Stadtteils ist der 1997 fertig gestellte Parc de Bercy [1] . Mit seiner 12,5 ha großen Fläche ufert er mit einer Terrasse an die Seine im Süden und grenzt an das Urban Entertainment Center Bercy Village [2] im Osten, die neue „Wohnungsfront“ im Norden und dem Palais Omnisports Paris Bercy [3] im Westen. Die Gestalt des Parks weist „Spuren des kollektiven Gedächtnisses des Ortes“ auf (HALBWACHS 1991: 56). Die Gewinner des internationalen Wettbewerbs, die Architekten M. Ferrand, J. Feugas, B. Leroy und B. Huet, nannten ihren Vorschlag: jardins de la Memoire (Gärten der Erinnerung). Der Plan integriert die ehemalige gitternetzartige Anordnung der Pflasterstraßen sowie die über hundert Jahre alten Bäume (Kastanien, Ahorn, Platanen, etc.), die die Gebäude umgaben. Zusätzlich wurden drei Weinlagerhallen renoviert und umfunktioniert. Der Park ist in drei Bereiche gegliedert, ausgehend von West nach Ost: die große Wiese, die Beete und der romantische Garten.
Im Osten des Untersuchungsgebietes befindet sich das im Dezember 1998 eröffnete Urban Entertainment Center Bercy Village mit dem angeschlossenen Multiplex-Kino UGC Ciné Cité. Die Architekten D. Valode und J. Pistre planten eine Häuserzeile im Stil der ehemaligen Weinlagerhallen mit dem modernen Kino-Gebäude am Ende. Das bereits 1997 fertig gestellte Multiplex-Kino mit 18 Sälen und insgesamt 4.500 Sitzplätzen ist der Besuchermagnet des Pariser Ostens. Bercy Village fällt typischerweise unter die Kategorie der Urban Entertainment Center (vgl. HAHN 2002: 115ff), jedoch mit einer Gesamtfläche von 24.000m² verglichen mit den amerikanischen Modellen eher zu den sehr kleinen zählt. Das Erlebnis des Einkaufens wird also auch hier als Freizeitaktivität zelebriert. Die Aufteilung von Gastronomie und Handel liegt bei etwa der Hälfte. Im Bereich des Einzelhandels sind große Handelsketten sowie einzelne Spezialgeschäfte zu finden. In der Tradition des Viertels als „Weinlager der Stadt“ übernahm Bercy Village das Thema, welches sich in den existierenden Delikatessen- und Weingeschäften widerspiegelt.
Das Marketing des Einkaufszentrums setzt auf eine dörfliche Atmosphäre mit artifiziellen, saisonalen Elementen. Die jährlich 4,5 Mio. Besucher bestätigen den Erfolg (nach Angaben der Center-Verwaltung Dez. 2003). Die Tradition und Geschichte von Bercy wird in Bercy Village immer wieder aufgegriffen. Zudem werden kulturelle Ereignisse inszeniert, so dass der Eindruck eines lebendigen Dorfes mit all seinen Funktionen entsteht. Dahinter steht jedoch die Altera-Gruppe mit weiteren Einkaufszentren in Frankreich.
Durch die Neugestaltung des Viertels sind alle Wohngebäude im Sanierungsgebiet in den 1990er Jahren neu errichtet worden. Diese riesige Fläche war eine „Spielwiese“ für die verschiedensten internationalen Architekten, die sich lediglich an der „architektonischen Kohärenz des Ensembles“ orientieren mussten (MAIRIE DE PARIS 2000: 93). Die fünf Häuserblocks [5] beherbergen etwa 1.500 Wohnungen, davon sind 40% PLA (Programme locatif aidé: Sozialer Wohnungsbau), 40% PLI (Programme logement intermédiaire: Wohnungsförderungsprogramm für mittlere Einkommensgruppen) und die restlichen 20% am freien Immobilienmarkt. Im Jahr 2000 hatte das gesamte Quartier Bercy (alte und neue Wohnungsblocks) 8.872 Einwohner. Eine Aufwertung von Bercy durch den Zuzug einer wohlhabenden Bevölkerung kann nicht per Definition gelten, da vorher kaum Bevölkerung vorhanden war. Betrachtet man jedoch die demographische Struktur des gesamten 12. Arrondissements oder des Pariser Ostens, so ist die Revitalisierung im Sinne von Gentrification sehr deutlich zu erkennen. Der Erfolg des Viertels Bercy ist unumstritten. Es wurde ein Gleichgewicht geschaffen und Bercy ist vor allem am Wochenende hoch frequentiert. Dabei steht es für die Aufwertung eines ehemals „brachliegenden“ Viertels.
Ein Zentrum für den internationalen Getränke- und Lebensmittelgroßhandel sollte weiterhin in Bercy bleiben. So entstand der Bürokomplex ZEUS, benannt nach dem Investor der Société Zone d’évolution urbaine de la Seine (ALBIN 1989: 102). In der darin befindlichen permanenten Ausstellung mit 120.000 m² Fläche treffen sich Großhändler und Einkäufer der nationalen und internationalen Lebensmittelindustrie. Zur Unterstützung dieser Nutzungsspezialisierung wurde etwa die Hälfte der Angestellten des französischen Landwirtschaftsministeriums in ein benachbartes Gebäude mit einer Fläche von 20.000 m² umgesiedelt. Durch diesen großen Verwaltungs- und Bürokomplex mit seiner hohen Konzentration von Arbeitsplätzen dehnt sich das seit jeher im Westen angesiedelte Quartier d’affaires nach Osten aus (vgl. PARAVINCI 1999: 406). Um deren Austausch zu stützen, wurde die Schnellbahn Météor [6] errichtet. (Fotos der neuen Stationen: hier klicken [7] )
Das Finanzministerium befindet sich gegenüber des Palais Omnisports Paris Bercy (POPB) und wurde 1989 unter den Architekten B. Huidobro und P. Chemetov fertiggestellt. Es besticht durch postmoderne Architektur und wurde in Paris häufig wegen seines „Neo-Brutalismus“ gerügt. Auf einer Bürofläche von 216.000 m² arbeiten über 6.000 Angestellte und somit gilt das Gebäude als einer der größten zivilen Bürokomplexe Europas (PLETSCH 2000: 248).
Das Palais Omnisports Paris Bercy (POPB) ist das erste Gebäude, das im Rahmen der Transformation von Bercy 1983 gebaut wurde. Es zählt zu den wenigen städtebaulichen Großprojekten, die der Bürgermeister Jacques Chirac selbst initiiert hat. Schließlich dominiert die Einflussnahme der französischen Staatsminister seit frühester Geschichte die Stadtentwicklung von Paris. Die Architekten (Parart, Andrault, Guvan) wollten den künftig angrenzenden Park nicht außer Acht lassen und haben die schrägen Seitenwände der abgestumpften Pyramide mit Rasen bedeckt. Die Multifunktionshalle mit einer Fläche von 55.000 m² fasst bis zu 17.000 Personen. Dies bedeutet, dass dort die größten sportlichen und musikalischen Hallenveranstaltungen von Paris stattfinden.
Der renommierte Architekt Frank. O. Gehry realisierte die Gestaltung eines Museums für Kinematographie [8] am nordwestlichen Rand des Parks in der rue de Bercy. Die weiße Kaltsteinfassade fügt sich im Norden und Osten an die moderne geometrische Wohnblockbebauung an. Die südwärts, Richtung Park gewandte Seite wirkt mit seinen runden Formen konträr zum restlichen Gebäude, jedoch komplementär zum Park mit der organisch anmutenden „Außenhaut“.
Links:
- [1]http://www.paris.fr/portail/Parcs/Portal.lut?page_id=4973&document_type_id=5&document_id=8093&portlet_id=10667
- [2]http://www.bercyvillage.com/
- [3]http://www.bercy.fr/
- [4]http://www.bercyvillage.com/
- [5]http://housingprototypes.org/project?File_No=FRA037
- [6]http://www.parisavecvous.com/catalogue/panoramiques/meteor.htm
- [7]http://www.kisinis.ch/Michel_Kisinis/paris/meteor01.html
- [8]http://www.51ruedebercy.com/