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'Die neuen Rahmenbedingungen der Agglomerationsraumentwicklung'
 
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Die neuen Rahmenbedingungen der Agglomerationsraumentwicklung

Die Verlagerung wirtschaftlicher Tätigkeiten von der Sachgüterproduktion zu den Dienstleistungen vollzieht sich in Europa zeitversetzt zu Nordamerika und kennzeichnet vor allem die urbane ökonomische Entwicklung der letzten zwanzig Jahre. Gegenwärtig arbeiten im Durchschnitt 75% der in den großen europäischen Agglomerationen versicherungspflichtig Beschäftigten im Tertiären Sektor, gleichzeitig sind aber auch Spitzenwerte der Dienstleistungskonzentration um bzw. über 90% zu beobachten (z.B. Luxemburg, Brüssel, Rotterdam, Amsterdam) (Paal 1999). Von dieser Entwicklung sind Innenstädte und suburbane Gemeinden gleichermaßen betroffen.

Abbildung 4:

Die dynamische Entwicklung der suburbanen Gemeinden im Großraum von Paris ist ein Kennzeichen der letzten Jahrzehnte, wie am Beispiel der Ville Nouvelle von Cergy-Pontoise deutlich wird. 

Internet-Quelle

 

 

 

 

Internet-Quelle

In Paris zeichnete sich bereits in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Schwerpunktverlagerung der ökonomischen Dynamik von der Kernstadt in die suburbanen Zonen der Petite Couronne [1] und der Grande Couronne [2] ab (Paal 1996). Dieser Trend hat sich weiter verstärkt, wobei als Träger der Entwicklung sowohl die Tertiärisierung der Stadtökonomie als auch die Suburbanisierung von Dienstleistungen zu nennen sind. Gleichzeitig scheint sich der traditionell starke Einfluss zentralistischer Stadt- und Regionalplanung zugunsten der Interessen global agierender Unternehmen zu verringern.

Die Agglomeration von Paris liegt im europäischen Vergleich heute im Spitzenfeld überdurchschnittlich entwickelter Dienstleistungsmetropolen. Obwohl die Ile-de-France immer noch die französische Region mit den meisten Industriearbeitsplätzen (650.000) ist (Coy 2003), stieg der Anteil der Dienstleistungsbeschäftigten zwischen 1990 und 1999 von 75% auf 82% (INSEE 2002). Dabei ist das Wachstum der Beschäftigtenzahlen vor allem auf die Schaffung neuer Dienstleistungsarbeitsplätze in den Villes Nouvelles [3] Cergy-Pontoise und Marne-la-Vallée (Départements Val d'Oise und Seine-et-Marne) zurückzuführen.

Entwicklung der Beschäftigten in der Region Ile-de-France seit 1975                                                                                               

Département1.975,001.982,001.990,001.999,00Veränderung 1975-99 in %
Paris1.918.060,001.807.952,001.815.345,001.600.815,00-16,60
Hauts-de-Seine  737.065  724.992  786.693  810.226  9,9
Seine-Saint-Denis  469.410  463.400  490.860  467.402  -0,4
Val-de-Marne  433.485  440.520  475.093  463.520  6,9
Petite Couronne1.639.960,001.628.912,001.752.646,001.771.917,00  8,0
Seine-et-Marne  250.415  279.232  335.217  381.19652,20
Yvelines  374.815  410.308  465.308  497.65732,70
Essonne  263.430  311.228  375.615  392.54849,00
Val-d’Oise  227.830  267.112  331.843  373.83964,00
Grande Couronne1.116.490,001.267.880,001.507.983,001.645.240,0047,30
Ile-de-France4.674.510,004.704.744,005.075.974,005.041.995,00 7,8

Quelle: IAURIF/INSEE (1992, 2002): Atlas des Franciliens, APUR (2002)  

Sie sind neben La Défense [4] , dem Flughafen Roissy-Charles de Gaulle [5] und dem Wissenschaftsstandort Saclay [6] die wichtigsten Wachstumspole des tertiären Sektors in der Ile-de-France. Ihre Dynamik ist unter anderem Resultat der Standortverlagerung von Unternehmen aus der Kernstadt in billigere Bürostandorte an der Peripherie. Galt noch vor wenigen Jahren vor allem der Einzelhandel (Verbrauchermärkte u.ä.) als Träger der Suburbanisierung der Wirtschaft, so treten mittlerweile auch jene Branchen den Weg an den Stadtrand an, die früher als typische Nachfrager innerstädtischer Büros galten. Es handelt sich dabei um Branchen, die nicht mehr in direktem Kontakt zu (Privat-)Kunden stehen, sondern ihre Dienste anderen Unternehmen anbieten bzw. als Back-office-Bereiche (z.B. Verwaltungstätigkeiten innerhalb des Finanz- und Versicherungswesens) aus den zentral gelegenen Stammhäusern ausgegliedert werden.

Abbildung 5:

Das Kern-Rand-Preisgefälle des Immobilienmarktes im Großraum Paris ist erheblich. Das gilt sowohl für Büromieten als auch für den privaten Immobiliensektor. Die Karte zeigt die Situation des privaten Wohnungssektors im Jahr 2001

 

Internet-Quelle 

Die Ursachen für den Verbleib bzw. den Auszug von Unternehmen aus der Innenstadt sind vielfältig. Neben dem hohen Preisniveau [7] für Büromieten in repräsentativen Innenstadtlagen spielt auch der Flächenbedarf bzw. der Anspruch an die Ausstattung eine wichtige Rolle. Der teilweise Zusammenbruch des Pariser Büroimmobilienmarktes zu Beginn der 1990er Jahre, verursacht durch ein Überangebot nach uneingeschränkter Umwidmung von Wohnungen in Büros, hat gezeigt, dass Vermietungserfolge für den schlecht ausgestatteten Altbaubestand (z.B. Fehlen von Klimaanlagen) kaum mehr zu erzielen sind. Selbst in La Défense erreichen die Spitzenmieten lediglich zwischen 450 und 650 Euro/qm und Jahr - schließlich werden in etwas größerer Entfernung zum Zentrum bei gleichzeitig sehr guter Erschließung der Standorte durch das öffentliche Verkehrsnetz Büros bereits um 200 Euro/qm und Jahr angeboten.