- Die Sicht des jeweils Anderen: das Eigene und das Fremde
- Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- Der Erste Weltkrieg
- Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Franzosen
- Der Friedensvertrag von Versailles. Eine Bilanz
- Hitlerdeutschland bricht den Krieg vom Zaun
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Die Situation in Frankreich
Die schnelle und verlustreiche Niederlage der französischen Armee im Mai-Juni 1940, einer Armee, die in dem Ruf stand, eine der besten der Welt zu sein, schockierte die Völkergemeinschaft und löste Beunruhigung in den USA aus, die ein Bollwerk der Demokratie gegen das nazistische Expansionsstreben zusammenbrechen sahen, was auch ihre Interessen in der Welt tangierte. Die UdSSR fürchtete ihrerseits, zum Opfer dieses Hitlerschen Expansionsdrangs im Osten zu werden, nachdem Hitler nun die Hände im Westen frei hatte.
Einen monatelangen "Sitzkrieg" an der deutsch-französischen Grenze beendete die Führung des Deutschen Reichs am 10. Mai 1940 mit einer erneuten Blitzkrieg-Offensive. Um die stark befestigte französische Maginot-Linie im Norden zu umgehen, sah der Operationsplan "Sichelschnitt" den Angriff auf die neutralen Niederlande [1] und Belgien [2] vor. Danach begann am 5. Juni 1940 mit der "Schlacht um Frankreich" die zweite Phase. Am 17. Juni unterbreitete der französische Ministerpräsident Henri Philippe Pétain dem Deutschen Reich ein Angebot über einen Waffenstillstand, der am 22. Juni im Wald von Compiègne unterzeichnet wurde.
Quelle: Text [3] / Plakat [4]
Frankreich war marginalisiert und befand sich im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich. Seine Armee war vernichtend geschlagen, die Kämpfe von Mai-Juni 1940 hatten 92.000 Gefallene gefordert und dem Sieger 1.800.000 Gefangene in die Hände fallen lassen. Land- und Luftkrieg hatten die Transportwege, Schienen und Straßen sowie viele Städte zerstört, Viele Franzosen waren vor den vorrückenden Truppen aus Nord- und Ostfrankreich nach Süden geflohen. Die Verwaltung funktionierte nicht mehr, die Bevölkerung stand unter Schock. Mit dem Waffenstillstand wurde das Land in zwei Zonen geteilt.
Der Waffenstillstand: Marschall Pétain hatte am Abend des 16. Juni die Regierung übernommen. Am 17. rief er zur Einstellung der Kampfhandlungen auf. Am folgenden Tag erklärte General de Gaulle aus London, dass Frankreich nicht allein stehe und weiter kämpfen solle. Der Waffenstillstand, wurde am 22. Juni unterzeichnet und trat am 25. in Kraft, auch mit Italien, das Frankreich und England am 10. Juni den Krieg erklärt hatte. Am gleichen Tag rief der Marschall den Beginn einer neuen Ordnung für Frankreich aus.
Es wird deutlich, dass Pétain und die Befürworter eines Waffenstillstandes mit Deutschland nicht nur die Konsequenz aus der militärischen Niederlage zogen, sondern dass sie in ihrer Borniertheit in diesem Weltkrieg nur einen der klassischen deutsch-französischen Konflikte sahen, dem Hitlers Sieg in Frankreich für lange Zeit ein Ende bereitete. Daher müsse Frankreich seine Integration in den nationalsozialistischen Herrschaftsbereich akzeptieren. Sie sahen sich durch die Niederlage auch in Ihrem Ziel bestätigt, in Frankreich die Dritte Republik durch eine neue gesellschaftliche Ordnung zu ersetzten, die in manchem der der Siegermacht glich.
Frankreich während der deutschen Besatzung 1940 - 1944. Durch Anklicken der Karte öffnet sich deren interaktive Internetversion, in der die einzelnen Zonen erläutert sind.unterzeichnet wurde.
Quelle: http://www.crrl.com.fr/Ressources/Occupation/Occupation.htm [5] (vergleiche auch weitere Karte des besetzen Frankreich [6] )
Vichy: Gemäß der Waffenstillstandsvereinbarung trennte eine Demarkationslinie Frankreich in eine militärisch besetzte Nordzone und eine unbesetzte Südzone. Marschall Pétain und seine Regierung wählten Vichy innerhalb der "freien" Zone als deren Hauptstadt. Der neue Staat erhielt die Bezeichnung Etat Français. Von hier aus betrieben sie eine Politik der nationalen Umgestaltung, der Révolution nationale.
Das Vichyregime war antidemokratisch und ganz auf die Person des Staatschefs ausgerichtet. Die gewählten Vertretungen der Departements und der größeren Gemeinden wurden von Räten ersetzt, deren Vertreter von der Regierung ernannt wurden. Das Parlament wurde ausgesetzt, Parteien und Gewerkschaften aufgelöst. Andersdenkende, wie Freimaurer, Kommunisten, Juden, wurden aus der nationalen Gemeinschaft ausgeschlossen und es galt nur noch die staatlich verordnete Einheitsdoktrin. (Französisch leben heißt Pétain folgen, forderte ein Flugblatt des Vichy-Propagandaministeriums). Pétain verkörperte Frankreich. Presse, Radio, Schulen, alle gestalteten und verbreiteten den Personenkult des Marshalls.
Am 24. Oktober 1940 fand zwischen Marschall Pétain und Hitler in Montoire-sur-le-Loir ein Treffen statt, bei dem die "collaboration" beschlossen worden war.
Quelle Bild: www.lsg.musin.de/Geschichte/grundkurs/geschichte_frankreichs_von_der_2.htm
Am 30. Oktober 1940 rechtfertigte Marschall Pétain sein Treffen mit Hitler am 24. Oktober in Montoire wie folgt:
"Celui qui a pris en mains les destinées de la France a le devoir de créer l'atmosphère la plus favorable à la sauvegarde des intérêts du pays. C'est dans l'honneur et pour maintenir l'unité française, une unité de dix siècles, dans le cadre d'une activité constructive du nouvel ordre européen, que j'entre aujourd'hui dans la voie de la collaboration."
Quelle : Dokument des Autors
Mit der Zeit entwickelte sich ein immer autoritäreres und zentralistischeres Regime, trotz der regionalistischen Elemente, die aber letztlich nichts als eine bloße Fassade darstellten. Tatsächlich waren die neu geschaffenen Regionen lediglich eine weitere Ebene, auf der der Staat seinen Dirigismus in Bezug auf die Wirtschaft, die Polizei sowie sämtliche Institutionen auf Gemeinde- und Departementebene durchsetzte. Mit diesen Mitteln wurde in immer stärkerem Maße die Öffentlichkeit auf das Regime eingeschworen.
Die Politik Vichys ähnelte der des Faschismus, auch wenn Petain selbst und die Männer, denen er die Regierungsgeschäfte anvertraute - Admiral Darlan 1941, Pierre Laval 1940 und 1942 - keine überzeugten Faschisten waren, sondern eher einem traditionellen, konservativen Milieu angehörten, dem sich auch eine Reihe gemäßigt linker Republikaner und sogar linke Sozialisten anschlossen. Die "Révolution nationale" wurde auch von den bürgerlichen Honoratioren und der katholischen Kirche unterstützt. Die Wirtschaftspolitik wurde in starkem Maße von Geschäftswelt und Großunternehmern beeinflusst.
Links:
- [1]http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/niederlande/index.html
- [2]http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/belgien/index.html
- [3]http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/westoffensive/
- [4]http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/rot/index.html
- [5]http://www.crrl.com.fr/Ressources/Occupation/Occupation.htm
- [6]http://www.atlas-historique.net/1914-1945/cartes/France1940-44.html