- Die Sicht des jeweils Anderen: das Eigene und das Fremde
- Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- Der Erste Weltkrieg
- Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Franzosen
- Reaktionen auf die Vertragsbedingungen
- Neue Grenzen in Europa
- Die territorialen Verluste im Osten
- Die Fortdauer des "Kriegs in den Köpfen"
- Bewertungen aus heutiger Sicht
- Frankreich und Deutschland im Zweitem Weltkrieg
- Französische Zwangsarbeiter in Deutschland 1940-45
- 1945 - 1963: Deutsche und Franzosen - Von der "Erbfeindschaft" zur Partnerschaft
- Deutsch-französische Beziehungen 1945-2000
- Vierzig Jahre Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR
- Vive la République! Marianne als deutsch-demokratischer Mythos im Satiremagazin Eulenspiegel
Sie sind hier: Deuframat > ... > Der Friedensvertrag von Versailles. Eine Bilanz > Vorbemerkung
Vorbemerkung
Nach den bitteren Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, der mit dem Zusammenbruch des Großdeutschen Reiches endete und zur Flucht beziehungsweise Vertreibung von 11 Millionen Deutschen aus den ostmitteleuropäischen Staaten, zur Westverschiebung Polens und damit zum irreversiblen Verlust großer, ehemals deutscher Territorien geführt hat, urteilen wir über den Friedensvertrag [1] , der am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal [2] von Versailles unterzeichnet wurde, um einiges milder als die Zeitgenossen (1).
Durch den Versailler Vertrag musste Deutschland ein Siebtel seines Territoriums mit einem Zehntel seiner Bevölkerung abtreten: Elsaß-Lothringen fiel im Westen an Frankreich, im Osten fielen Posen und Westpreußen an Polen. Das Hultschiner Ländchen im Südosten kam zur Tschechoslowakei; das Memelgebiet geriet unter die Kontrolle der Alliierten, während das zur "Freien Stadt" erklärte Danzig dem Völkerbund unterstellt und dem polnischen Zollsystem eingegliedert wurde.
Quelle: w3.rz.fhtw-berlin.de/misc/Brandenburg/versailles.html
Für die Deutschen der Zwischenkriegszeit stellten die drückenden und demütigenden Bedingungen des Versailler Vertrags (vgl. Beitrag von F. Roth [3] , Kap. 5.2. [4] ) ein Trauma dar, das schwer auf der neu begründeten demokratischen Republik von Weimar lastete. Während des Ersten Weltkrieges waren die Deutschen unter dem Einfluss einer sich immer stärker aufschaukelnden Propaganda systematisch darauf eingestimmt worden, dass dieser Krieg nur mit einem großen Sieg enden könne, welcher die Hegemonie des Deutschen Reiches auf dem europäischen Kontinent endgültig sichern und zugleich den Durchbruch zur Weltmachtstellung bringen werde. Umgekehrt hatte die Linke - von den Sozialdemokraten bis hin zu den fortschrittlichen Liberalen und dem linken Flügel der Zentrumspartei - seit 1917, als sich abzeichnete, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden könne, alle ihre Hoffnungen auf die "Neue Diplomatie" des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson [5] gesetzt, der einen fairen Frieden ohne Annexionen und Kontributionen und eine friedliche Neuordnung Europas im Rahmen eines zu gründenden Völkerbunds in Aussicht gestellt hatte.
______________________
Anmerkungen
(1) Diese Abhandlung ist aus einer Zusammenfassung der Beiträge zu einer Tagung hervorgegangen, die unter dem Titel "Versailles 1919. Ziele, Wirkungen, Wahrnehmung, hrsg. von Gerd Krumeich, Essen 2001" erschienen sind. Auf diese Beiträge wird im Folgenden wiederholt verwiesen.