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'Einführung - Zur Geschichte der Hugenotten in Frankreich und deren Flucht ins "Alte Reich"'
 
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- Zur Geschichte der Hugenotten in Frankreich und deren Flucht ins "Alte Reich"

Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts kamen französische Protestanten mit reformiertem Bekenntnis, die als Hugenotten bezeichnet wurden, in die verschiedenen Territorien des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation", vor allem nach Brandenburg-Preußen, und hier insbesondere nach Berlin. Sie waren damit Teil einer der größten religiösen Migrationsbewegungen der Frühen Neuzeit [1] , die - aus Frankreich stammend - Zuflucht in mehreren protestantischen Staaten Europas und deren außereuropäischen Kolonien gesucht hatten. Hintergrund der Flucht war die Aufhebung des Edikts von Nantes [2] durch Ludwig XIV. im Jahre 1685. Besagtes Edikt hatte dessen Großvater Heinrich IV. 1598 zwecks Befriedung von Protestanten und Katholiken nach jahrzehntelang andauernden Bürgerkriegen in seinem Land erlassen. Kernstück des Edikts war die Gewährung der Glaubensfreiheit für die Protestanten, eine begrenzte Erlaubnis zur Ausübung des protestantischen Kultus und deren Gleichberechtigung mit den Katholiken im gesellschaftlichen Leben - alles dies unter dem Schutz des Königs.

Zum Begriff Hugenotten
Die etymologische Herleitung des Begriffs Hugenotten ist umstritten. Die in der Literatur meist zu findende Erklärung, das Wort stamme vom Begriff "Eydgenossen" ab, scheint aus sprachwissenschaftlicher Perspektive nur mehr schwer aufrechtzuerhalten sein. Ähnlich problematisch ist die Ableitung von dem Vornamen des französischen Königs Hugo Capet. Tatsächlich lässt sich der Begriff eindeutig wohl nicht herleiten. Erwähnt wurde er erstmals 1551 in einer Handschrift aus dem Périgueux, in der Bilderstürmer als "böse Hugenottenrasse" bezeichnet wurden. Vgl. Paul Lienhardt: Der Ursprung des Namens "Huguenot", in: Die Hugenottenkirche 45 (1992), S. 46-47.

Abbildung 1:
Die Bekehrung der Protestanten

Aus: Jürgen KLÖCKNER, Glaubenszwang und Bekennernot Repression und Widerstand im konfessionseinheitlichen absolutistischen Staat.
In: Praxis Geschichte 4 (1988), S. 25.

Nachdem bereits in den beiden letzten Jahrzehnten vor der Aufhebung des Edikts von Nantes die Hugenotten [3] in Frankreich zunehmend unterdrückt worden waren (Abbildung 1) - Ziel war ihre Rekatholisierung - verkündete Ludwig XIV. 1685 mit dem Edikt von Fontainebleau [4] dessen Aufhebung. Protestantische Geistliche mussten das Land verlassen, allen anderen französischen Protestanten wurde die Ausübung ihres Glaubens, aber auch jeglicher Fluchtversuch strengstens verboten.
Etwa 20% der protestantischen Bevölkerung Frankreichs verließen das Land dennoch. Von den ca. 200.000 Menschen kamen etwa 40.000 Personen in die deutschen Territorien, davon zwischen 18.000 und 20.000 Personen nach Brandenburg-Preußen [5a] [5b], das damit die meisten Hugenotten im "Alten Reich" aufnahm. Etwa 6000 Immigranten ließen sich zwischen 1685 und 1700 in dessen Hauptstadt Berlin nieder und machten damit nicht nur zeitweilig ein Fünftel der Berliner Bevölkerung aus, sondern verwandelten die Stadt zugleich in die größte Hugenottensiedlung im deutschsprachigen Raum. Weitere Aufnahmeterritorien waren die Landgrafschaft Hessen-Kassel (siehe Fricke-Finkelnburg, R. (1992): Hugenotten in Hessen-Kassel. In: Geschichte lernen, Heft 27, S. 37-43) und die fränkischen Territorien mit jeweils etwa 4.000 Einwanderern, die verschiedenen Grafschaften, Fürstentümer und die Freie Reichsstadt Frankfurt/Main im heutigen Südhessen und dem Rhein-Main-Gebiet mit etwa 3500 Immigranten. Ähnliche Zahlen sind für die Kurpfalz und Württemberg belegt, während die Hansestädte etwa 2000 und die niedersächsischen Territorien nur mehr 1500 Immigranten aufnahmen. In eine Reihe weiterer deutscher Territorien wanderten dann insgesamt nochmals etwa 1500 Personen ein.