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'Erwerbsstruktureller Wandel - Zeichen des Umbruchs'
 
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Erwerbsstruktureller Wandel - Zeichen des Umbruchs

Der Transformationsprozess Frankreichs vom Agrar- zum Industriestaat bzw. zur heutigen Dienstleistungsgesellschaft hat sich in ähnlicher Weise vollzogen wie in anderen europäischen Staaten, wenn auch mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Vor allem in England und in Deutschland hatte der Umbruch, i.S. des Schemas [1] des französischen Soziologen Jean Fourastié (1954), bereits früher eingesetzt.

Die Entwicklung der Beschäftigtenstruktur nach Jean Fourastié.
Das Modell stellt in drei Kurven die Entwicklung der Beschäftigtenstruktur im Übergang von der vor- zur postindustriellen Gesellschaft dar. Um 1800 betrug der Anteil des Primären Sektors in Europa noch rd. 80 %. Von diesem Stadium der der Anteil der Beschäftigten im Tertiären Sektor bei weitem überwiegt.
(Quelle: wikipedia.org/wiki/Drei-Sektoren-Hypothese, inaktiv, 05.01.2006)

Der Wandel der Erwerbsstrukturen in Frankreich von 1900 bis 1999

Quelle: Pletsch, 1987: 47 und (für 1999); diplomatie.gouv.fr/france/de/geo/popu04.html, inaktiv, 03.01.2003)
Jahr Primärer Sektor Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor
1900 50,0 % 50,0 % (in Sek. Sektor enthalten)
1931 36,4 % 33,1 % 29,5 %
1962 19,9 % 38,2 % 41,9 %
1982 9,8 % 35,5 % 54,7 %
1999 2,7 % 29,6 % 67,7 %

Gleichzeitig mit dieser Umschichtung vollzogen sich deutliche Veränderungen im Anteil der Erwerbsbevölkerung [2] an der Gesamtbevölkerung. Er betrug Mitte der 1990er Jahre 43,4 %. Infolge der geburtenstarken Jahrgänge, der Zuwanderung und der zunehmenden Berufstätigkeit der Frauen ist die Zahl der Erwerbspersonen seit dem Zweiten Weltkrieg stark angestiegen. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen hat sich z.B. zwischen 1960 und 1995 verdoppelt und macht heute 47 % der gesamten Erwerbsbevölkerung aus. Im selben Zeitraum ist der Anteil der Arbeitnehmerschaft an den Erwerbspersonen stark angestiegen. Er betrug 1962 lediglich 72 %, macht heute aber über 86 % aus. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer sind Bedienstete des Staates oder der Gebietskörperschaften. 14 % der Arbeitsplätze sind Teilarbeitsplätze, die zu über 80 % von Frauen besetzt werden.

Der Anteil der Erwerbsbevölkerung im Dienstleistungssektor beträgt heute in Frankreich bereits knapp 70 %.



(Quelle: france.diplomatie.fr/images2france/index.asp?rub_id=5&pho_id=15&action=suiv&lang=de, inaktiv, 02.06.2006)

Der sektorale Wandel hat eine Reihe von Gründen. Im Bereich der Landwirtschaft haben Mechanisierung und die unterschiedlichsten Formen der horizontalen und vertikalen Betriebsvereinfachung (z.B. durch Verringerung der Produktionspalette, durch Rationalisierung etc.) innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer starken Schrumpfung sowohl der Unternehmens- als auch der Beschäftigtenzahlen geführt. Auch in der Industrie kam es als Folge der Wirtschaftskrisen (z.B. Anfang der 1970er Jahre die Ölkrise), der Automatisierung und der internationalen Konkurrenz zu beträchtlichen Arbeitsplatzverlusten.

Arbeitslosenquoten 1998

Besonders betroffen waren hiervon die traditionellen Industriezweige mit hohen Beschäftigtenzahlen wie z.B. die Metall-, die Textil- und die Lederindustrie. Selbst die ehemals arbeitsplatzstabilen Bereiche wie die Automobilindustrie und die Elektronikindustrie haben in den letzten Jahren zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut. Auch der Dienstleistungsbereich war in den letzten Jahren durch Veränderungen gekennzeichnet. Automatisierung und Informatisierung haben auch hier einen anhaltenden Abbau von Arbeitsplätzen bewirkt, der besonders stark z.B. im Banken- und Versicherungswesen wirksam geworden ist. Die Konsequenz ist eine recht hohe Arbeitslosenquote von 12,2 % im Jahr 1996, wobei insbesondere die Altindustriegebiete stark betroffen sind. Noch 1970 hatte dieser Wert bei deutlich unter 3 % gelegen.