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'Fast 40 Prozent der Ausländer leben in der Hauptstadtregion'
 
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Fast 40 Prozent der Ausländer leben in der Hauptstadtregion

Naturgemäß gibt es hinsichtlich der regionalen Verteilung der Ausländeranteile große Unterschiede. Sie sind teilweise schon historisch angelegt und stehen im Zusammenhang mit der Immigration seit Mitte des 19. Jahrhunderts. In den Industrierevieren des Nordens finden sich seither stets hohe Ausländeranteile. Vor allem nach der Entkolonisierung der nordafrikanischen Länder stiegen die Anteile von Immigranten aus den Maghrebländern in der südlichen Landeshälfte drastisch an. Im Westen des Landes sind die Ausländeranteile demgegenüber traditionell niedrig.

Der größte Anteil der Ausländer lebt indessen in der Hauptstadtregion. Nach dem letzten Zensus (1999) wurden allein in der Ile-de-France 40 % aller Ausländer Frankreichs registriert. Ebenfalls hohe Konzentrationen weisen die Regionen Rhône-Alpes (11 %) und Provence-Alpes-Côte d'Azur (10%) auf, so dass allein auf diese drei Regionen rund 60 % der französischen Ausländerbevölkerung entfallen. Demgegenüber liegt der Anteil in den westlichen Regionen deutlich unter dem Landesdurchschnitt, namentlich in der Bretagne, den Pays de la Loire und in der Basse-Normandie (alle unter 2,5 %). Zu den auffälligen Merkmalen zählt auch, dass die ausländische Bevölkerung ganz überwiegend in Städten lebt. Nur drei Prozent von ihnen sind in ländlichen Gemeinden registriert (Angaben nach INSEE-Première 748, 2000: 2). Aber auch innerhalb der Städte ergibt sich keine gleichmäßige Verteilung. Vielmehr sind deutliche Tendenzen einer Gettoisierung zu beobachten, die teilweise das Ergebnis einer selbstgewollten Abschottung gegen die französische Bevölkerung ist, jedoch ist mindestens in gleichem Maße auch die Ausgrenzung dieser Bevölkerung Grund für räumliche Verteilungsmuster, die weit davon entfernt sind, das Bild einer gesellschaftlichen Integration der Ausländer in die französische Gesellschaft zu vermitteln.

Ausländische Bevölkerung in der Ile-de-France nach nationaler Herkunft

Nationalität
 
 
1990 absolut
 
 
1999 absolut
 
 
Anteil mit Französischer
Nationalität (1999)
 
 
¢ Alter (1999)
 
 
Erwerbsquote (1999)
 
 
Gesamt
 
 
Frauen
 
 
Portugiesen
 
 
304 811
 
 
272 239
 
 
23,8
 
 
38,8
 
 
81
 
 
75,5
 
 
Türken
 
 
40 795
 
 
51 238
 
 
22,5
 
 
28,9
 
 
64,6
 
 
46,7
 
 
Spanier
 
 
59 572
 
 
44 253
 
 
47,1
 
 
50,8
 
 
73,7
 
 
69,7
 
 
Italiener
 
 
50 997
 
 
43 166
 
 
53,4
 
 
52,5
 
 
69,3
 
 
59,4
 
 
Jugoslawen
 
 
32 086
 
 
28 215
 
 
39,3
 
 
42,5
 
 
72,2
 
 
68,3
 
 
Sonst. Europa
 
 
88 454
 
 
97 315
 
 
49
 
 
38,5
 
 
67,9
 
 
60,5
 
 
Algerier
 
 
238 955
 
 
190 967
 
 
26,1
 
 
43,9
 
 
65,1
 
 
50,4
 
 
Marokkaner
 
 
155 674
 
 
145 903
 
 
34,2
 
 
34,9
 
 
62,4
 
 
47,7
 
 
Tunesier
 
 
75 965
 
 
59 643
 
 
47,3
 
 
34,9
 
 
65,6
 
 
45,3
 
 
Sonst. Afrika
 
 
154 877
 
 
187 749
 
 
33,2
 
 
31,3
 
 
71,1
 
 
61,2
 
 
Südostasien
 
 
52 850
 
 
28 925
 
 
70,2
 
 
39,7
 
 
72,7
 
 
63,2
 
 
Sonstige
 
 
122 380
 
 
151 773
 
 
35,8
 
 
32,9
 
 
64,5
 
 
53,3
 
 
Gesamt
 
 
1 377 416
 
 
1 301 386
 
 
36,4
 
 
37,7
 
 
70
 
 
59,7
 
 
Franzosen zum Vergleich
 
       
36,7
 
 
73,1
 
 
69,5
 

Quelle: zusammengestellt aus Simon 2001: Tab. 4 und 5.

Die Verhältnisse in der Ile-de-France zeigen dies deutlich. Die absolute Zahl der ausländischen Bevölkerung betrug hier 1999 1,3 Mio., d.h. rund 11,9 % der Gesamtbevölkerung. Dabei ergibt sich eine deutliche regionale Schwerpunktbildung entsprechend der ethnischen Herkunft. So konzentriert sich vor allem im nördlich von Paris gelegenen Dépt. Seine-St-Denis, aufgrund seiner schwierigen wirtschaftlichen Situation (Altindustriegebiet) eines der Problemgebiete der Hauptstadtregion, insbesondere die algerische Immigrationsbevölkerung. In Kommunen wie La Courneuve, Saint-Denis, Bobigny oder Bagnolet beträgt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung über ein Viertel, teilweise sogar ein Drittel. Auch Villetaneuse, Saint-Ouen, Aulnay-sous-Bois weisen hohe Anteile von Maghrebinern aus (hier etwa gleiche Anteile von Algeriern und Marokkanern), während Schwarzafrikaner z.B. in Le Bourget, Rosny-sous-Bois oder Montreuil, die Türken in Clichy-sous-Bois und in Montfermeil mit besonders hohen Anteilen vertreten sind. Innerhalb des Stadtgebietes von Paris konzentriert sich die asiatische Bevölkerung im 1., 2. und 10. Arrondissement, Schwarzafrikaner bilden im 18. und 19. Arrondissement bedeutende Minderheitengruppen, die Beispiele ließen sich fortsetzen…

Immigrationsbevölkerung in Frankreich
nach Herkunftsländern 1990 und 1999

 

 

 

 

Quelle: Pletsch 2003, S. 126

Es zeigt sich, dass große Unterschiede hinsichtlich der sozialen und wirtschaftlichen Integration der verschiedenen Ethnien bestehen. Insbesondere die Immigranten aus den nordafrikanischen Ländern stellen vielerorts Problemgruppen dar, nicht nur im Großraum von Paris. Das hat zu einer deutlichen Polarisierungen zwischen französischer und ausländischer Bevölkerung geführt, die allzu häufig auch rassistische Untertöne annehmen und regional immer wieder zu handfesten Auseinandersetzungen führen. Die Unruhen zu Beginn der 1980er und 1990er Jahre haben nicht nur in den Vorstädten von Paris das Ausmaß von regelrechten Straßenschlachten angenommen. Sie haben die Probleme mit den Ausländern in das öffentliche Bewusstsein gerückt, haben deutlich werden lassen, dass Frankreich zu einem sozialen Brennpunkt geworden ist, dessen Attribute u.a. Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung, Armut, Einwanderung, Rassismus, Ausländerhass, Gewalt und Terror sind. Loch (1999: 118) schreibt hierzu: "Auch wenn inzwischen ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist, bleiben die Vorstädte ein Dauerthema der Medien. Dabei werden die Probleme auf die Einwandererjugend maghrebinischer Herkunft zugespitzt, obwohl ein Charakteristikum der französischen Vorstädte gerade darin besteht, dass ihr Bevölkerung ethnisch heterogen zusammengesetzt ist und die sozialen Probleme auch viele Franko-Franzosen betreffen."

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