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'Fallstudie Fordwerk Saarlouis (Ford Industrial Supplier Park) und MCC Hambach (Smartville)'
 
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Fallstudie Fordwerk Saarlouis (Ford Industrial Supplier Park) und MCC Hambach (Smartville)

Bei beiden Fallbeispielen geht es um Standorte, an denen die soeben dargestellten neuen Produktionsformen eingeführt wurden. An seinem neuen Produktionsstandort Hambach hat DaimlerChrysler mit "Smartville [1] " das am meisten innovative Produktionskonzept einer schlanken, äußerst flexiblen und synchronisierten Produktion realisiert. Den Erfordernissen des Marktes angepasst hat Ford die Produktion seines mittlerweile über 30 Jahre alten Saarlouiser Montagewerkes im Rahmen des Wechsels zu dem Fahrzeugmodell Focus durch Errichtung eines Zuliefererparks [2] (supplier parks) modernisiert.

Die Gebäude des im Sommer 1998 in Betrieb genommenen Ford Industrial Supplier Park wurde von der landeseigenen SBB Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft mbH schlüsselfertig errichtet und von dieser an die elf erstrangigen Systemlieferanten des Fordwerkes für die Laufzeit der mit Ford vertraglich vereinbarten Lieferbindung vermietet. Diese Firmen, die insgesamt rd. 900 Personen beschäftigen, waren bereits an der Entwicklung des Ford Focus beteiligt.

Abbildung 12:

 

 

 

 

 

 

Über eine Hängebahn (conveyer) beliefern sie das Montagewerk, in dem rd. 7.000 Menschen beschäftigt sind, mit den wichtigsten Fahrzeugkomponenten (z.B. Wageninneneinrichtung, Instrumententafeln) nicht nur just-in-time, sondern sogar just-in-sequence, d.h. synchron mit einer Fehlzeittoleranz von 90 Sekunden in der Reihenfolge, wie diese von Ford am Montageband benötigt werden.

Die Produktionsorganisation [3] des im Jahre 1997 in Betrieb genommenen Smart-Werkes geht diesbezüglich noch einen Schritt weiter. Das Autowerk selbst kann kaum noch als einfacher Montagebetrieb bezeichnet werden. Vielmehr fungiert es als Koordinator seiner Systempartner, welche in dem als "Smartville" bezeichneten Zulieferpark arbeiten. Die Produktionsanlagen der Systemlieferanten befinden sich nicht mehr nur am gleichen Standort wie das zu beliefernde Montagewerk, sondern sind teilweise sogar baulich in dieses integriert (s. Abb. 13).

Abbildung 13:

 

 

 

 

 

 

Das Smart-Produktionskonzept zeichnet sich dadurch aus, dass das Montagewerk selbst keine Teile mehr erzeugt und nur noch etwa 20% der Wertschöpfung, die am Standort ansässigen Systempartner dagegen den überwiegenden Teil der Leistung erbringen. Selbst Produktionsschritte, die ansonsten von dem Fahrzeughersteller selbst ausgeführt werden, wie das Zusammenschweißen der Fahrzeugteile und das Lackieren der Karosserien, der Einbau der Motoren, Getriebe und Hinterachsen, werden von Fremdfirmen übernommen. Dies gilt auch für bisher zentrale Verwaltungs- und Steuerungsfunktionen, wie Buchhaltung, Personalplanung und -management und Werkslogistik. Dieser hohe Externalisierungsgrad manifestiert sich auch in den Beschäftigtenzahlen. Während im zentralen Montagewerk "nur" 800 Personen - davon ein hoher Anteil mit Steuerungs- und Koordinationsfunktion - beschäftigt sind, arbeiten bei den in Smartwille ansässigen Systempartnern rd. 1.200 Personen (EURES Transfrontalier/INFO-Institut 1999).

Das Montagewerk ist für die ausgeklügelte Koordination und Feinabstimmung des gemeinsamen Produktionsprozesses nach dem Prinzip der sog. "atmenden", "elastischen" oder auch "kooperativen" Fabrik (vgl. EURES Transfrontalier/INFO-Institut 1999; Greif und Block 2001) zuständig. Bei dieser "systemischen Expansion" des Smart-Produktionsprinzips wird die Unternehmenskultur der sogenannten fraktalen, sich selbst organisierenden und lernenden Organisation auf die Systemlieferanten übertragen. Diese zeichnet sich nicht nur durch flache Hierarchien, sondern auch durch einen hohen Partizipationsgrad aus. Nicht nur die Systempartner, sondern auch die einzelnen Mitarbeiter bis zur Produktionsebene sind durch ihre Teilnahme an gemeinsamen "Runden Tischen" in alle wesentlichen Entscheidungen eingebunden, welche die Grundlage sind für die kontinuierliche Verbesserung der Betriebsabläufe und der Produktivität.

Damit unterscheiden sich die Unternehmen, die in Smartville angesiedelt und in das System Smart eingebunden sind, von den nicht zu diesem System gehörenden Firmen und Betrieben in der Region nicht nur in Bezug auf die Betriebsabläufe im engeren Sinne, sondern auch der gesamten Organisations- und Arbeitskultur, insbesondere hinsichtlich der Unternehmer-Mitarbeiter-Beziehungen und der Betriebsverfassung. Smartville mit seinen Unternehmen agiert insofern mehr oder weniger losgelöst von der umgebenden regionalen Wirtschaft und ist in diese nur schwach eingebettet.