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'Logik und Funktion von Kulturpolitik'
 
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Logik und Funktion von Kulturpolitik

Logik und Funktion von Kulturpolitik sind in beiden Ländern tief in der historischen Entwicklung der Verfassung beider Nationen verwurzelt. Die Idee der Nation, die immer mit symbolischen und kulturellen Themen verknüpft ist, hat sich in Frankreich sehr früh entwickelt und wurde lange mit der des Staates gleichgesetzt. Ihr symbolischer Wert verfestigte sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter und hat ihr damit eine Art Autonomie verliehen. Die revolutionären Kämpfe gegen den monarchischen Staat und die Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche haben wesentlich die Art beeinflusst, wie Franzosen den Konflikt der Ideen erleben. Zu jedem Zeitpunkt seiner Geschichte befindet sich Frankreich am Rande eines symbolischen Bürgerkriegs [1] . Hieraus schöpft die Nation ständig neue Kräfte. Der Begriff "Intellektueller" und seine Funktion im Leben des Landes ist aus diesem ständigen geistigen Guerillakrieg abgeleitet. Selbst wenn sich die Intellektuellen dauernd gegen die im Staat jeweils machtausübenden Kräfte auflehnen, bedeutet ihre historische Rolle doch eine organische Funktion ständiger Begründung und Neubegründung im Leben der Nation. Französische Kulturpolitik [2] ist deshalb untrennbar mit dieser Herkunft verbunden, wobei nicht zu vergessen ist, dass sie den Anspruch erhebt, zugleich universell und weltanschaulich neutral zu sein.

Abbildung 1:

Die politischen Grenzen Deutschlands und Frankreichs im Jahre 1806. Eine zersplitterte Struktur in Deutschland steht im deutlichen Kontrast zur Territorialstruktur des ersten Kaiserreichs in Frankreich.

 

 

 

Internet-Quelle [3]

Die Zersplitterung der Macht auf eine Vielzahl von Fürstentümern, die bis Ende des 19. Jahrhunderts für Deutschland bestimmend war, und ihre Verteilung auf religiöse Konfessionen, die nach dem Prinzip "cuius regio, eius religio [4] " staatlich geschützt waren, begünstigten nicht wie in Frankreich eine polemische Bündelung des Konflikts zwischen Intellektualität und religiöser Macht.

Die deutsche Nation entwickelte sich dagegen aus der Art des Widerstands gegen den napoleonischen Herrschaftsanspruch und wurde wesentlich auf kulturellen Fundamenten errichtet. Die Kürze des Zeitraums, wo sie in der Weimarer Republik mit dem demokratischen Staat deckungsgleich war, erlaubte nur Ansätze zur Entwicklung einer eigentlich deutschen Kulturpolitik. Der Nationalsozialismus verschärfte die Zentralisierung und vollzog einen so gewalttätigen Herrschaftsanspruch, dass er einen großen Teil des eigentlichen kulturellen Lebens zerstörte.

Die Kulturpolitik [5] der westdeutschen Bundesrepublik versuchte nach dem Krieg die Herstellung eines allgemeinen Konsenses zu fördern, welcher zur Verankerung der Demokratie unverzichtbar war. Die Bundesebene hatte Kompetenzen nur in der Denkmalspflege; sie versuchte aber eine gewisse Koordination zwischen den durchaus unterschiedlichen Kulturpolitiken der Länder und Gemeinden herzustellen. Deren Autonomiestreben setzte sich aber (wie 1973 bestätigt) durch. Koordination wird nur über die Kultusministerkonferenz der Länder durchgeführt.

Abbildung 2:

Die Kulturpolitik ist in der Bundesrepublik eine Angelegenheit der Länder, mit zum Teil abweichenden Scherpunkten in der Zielsetzung. Durch Anklicken der Länder in der Tabelle öffnen Sie das jeweilige Länderportal zum Thema Kulturpolitik.

 

 

 

 

Internet-Quelle [6]

Auch die Kirchen, die von einem Staat getragen werden, der ihre Rolle in der Gesellschaft offiziell anerkennt und durch die Kirchensteuer ihre institutionelle Verankerung garantiert, sind zwar administrativ dem Innenministerium zugeordnet, sind aber de facto in ihrem Handeln autonom.

Abbildung 3:

Nach dem Mauerbau 1963 griffen Schriftsteller und Filmemacher der DDR Alltagsprobleme auf und übten verhalten Kritik an den politischen Verhältnissen. Auf dem 11. Plenum des Zentralkomitees Ende 1965 kritisierte Erich Honecker heftig die "schädlichen Tendenzen" im Kulturbereich. Mit Artikel 18 der Verfassung von 1974 wird schließlich die sozialistische Nationalkultur zu den Grundlagen der sozialistischen Gesellschaft erklärt.

Internet-Quelle [7]

Die Kulturpolitik der DDR [8] dagegen schaffte unter dem Einfluss des sowjetischen Vorbilds und der in ihm vorgegebenen ideologischen Führerschaft des Staates die in Deutschland traditionelle Dezentralisierung ab. Sie versuchte auch im Bereich der Kultur eine Gesamtautorität zu errichten. Die Kirchen, vor allem die protestantische, versuchten auch unter diesen Umständen eine gewisse Eigenständigkeit zu bewahren. Beide Seiten gingen dabei der unmittelbaren Konfrontation meist aus dem Wege. Die DDR behauptete über eine sozialistisch geprägte "Nationalkultur" zu verfügen (Artikel 18 der Verfassung [9] von 1974), die sie vor allem über Massenorganisationen und Jugendverbände zu verbreiten suchte.