- Der Rhein als Konfliktthema zwischen deutschen und französischen Historikern - Für eine Geschichte der Grenzmentalitäten in der Zwischenkriegszeit
- Vom Frieden zwischen zwei Kriegen: 1919 und die Folgen
- Die Probleme der Annexion des Elsass und Lothringens
- Der Elsässer Jean-Jacques Waltz alias Hansi und seine anti-deutschen Texte und Bilder als Medien im Geschichtsunterricht
- Lieux de mémoire: Politischer Totenkult in Frankreich und Deutschland
- Krieg und Aussöhnung
Zum Aufbau der Dokumentation
a) Eingrenzung der DokumentationAus dem Gesamtkomplex der Darstellungen des deutsch-französischen Krieges sowie seiner ursächlichen Konsequenzen - Gründung des Deutschen Reiches, Ursprung der III. Republik und Kommune-Aufstand in Frankreich - greift die Dokumentation lediglich den vergleichsweise schmalen Aspekt der Annexion des Elsass und Lothringens heraus. Unberücksichtigt bleiben die Ursachen, Anlässe und die besonders in älteren Schulbüchern beider Länder genüsslich ausgebreiteten Schilderungen der militärischen Operationen im Kriegsverlauf.
b) Methode und Auswahl der Texte
Im Unterschied zu einer früheren Dokumentation, die in synchronischer Anlage den Ausbruch des II. Weltkrieges in Lehrbüchern aus 7 Ländern Europas widerspiegelt [7], zeigen die folgenden Texte einen diachronischen Längsschnitt durch die Schulbücher Frankreichs und Deutschlands aus der Zeit von 1876 bis in die Gegenwart. Bei der Auswahl der Texte wurde darauf geachtet, dass ihr Inhalt repräsentativ für eine breite Tendenz der Ansichten ist; die Auflagenhöhe der Werke war daher, soweit zu ermitteln, ein wichtiger Gesichtspunkt.
c) Leitfrage
Die Dokumentation soll darüber Aufschluss geben, wie die Annexion in den Schulbüchern begründet wird, bzw. welche Argumente zu ihrer Verurteilung ins Feld geführt werden. Der lange Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert erlaubt es, der Frage nachzugehen, in welcher Weise die Legitimationsfiguren zeitbedingt sind und von der politischen Gesamtkonstellation beeinflusst werden.
d) Befund
Zwei Zäsuren teilen den Dokumentationszeitraum in drei klar voneinander abgegrenzte Perioden: das Jahr 1918 und das Jahr 1945. Jede dieser Perioden weist eine spezifische Argumentationslage in den Schulbüchern auf, die bei aller vorfindbaren Kontinuität der Darstellungen auch neue Akzente setzt. Dabei ist allerdings festzustellen, dass das Argumentationsschema in den französischen Büchern eine weitaus größere Kontinuität aufweist als das der deutschen Schulbücher, in denen sich die Zäsuren von 1918 und 1945 stärker abzeichnen [8]. Hier zeigt sich deutlich der in beiden Ländern spezifische Zusammenhang von zeitgebundener Geschichtserfahrung und Geschichtsdeutung.
e) Aufbau der Dokumentation
Der Aufbau folgt einem doppelten Gliederungsprinzip: dem kontrastiven und dem chronologischen. Um den Wandel der Darstellungen abzubilden, werden die Texte nach den drei genannten Perioden geordnet: die Zeit bis zum Ende des 1. Weltkriegs, die Zwischenkriegszeit und die Zeit nach 1945. Innerhalb dieser Perioden werden jeweils die deutschen, dann die französischen Texte abgedruckt, um auf diese Weise den epochenspezifischen und zugleich kontrastiven Charakter der beiden Quellengruppen hervortreten zu lassen.
Innerhalb der Perioden wurde jedoch bisweilen auf eine strenge Einhaltung der Chronologie verzichtet, weil es eher darauf ankommt, den Gesamtcharakter der Epoche zu dokumentieren als mögliche Wandlungen im Detail aufzuspüren; Hierzu wäre ein feineres Methodeninstrumentarium erforderlich, wie etwa das Vergleichen mehrerer Ausgaben desselben Werkes. Ein solches Vorgehen könnte sicher aufschlußreiche Ergebnisse zeitigen, würde aber den Rahmen dieser Dokumentation sprengen.