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Vorbemerkung

Die Behandlung des Themas "Grenzregionen" ist im Zeichen des europäischen Integrationsprozesses besonders reizvoll, aber auch besonders schwierig. Der Grund dafür ist, dass Grenzen meist politisch definiert sind, dass sie sich in den meisten Fällen aber im Laufe der Geschichte immer wieder verändert oder verlagert haben. Die Folge ist, dass sich beidseits vieler europäischer Grenzen Kulturräume gebildet haben, in denen die Gemeinsamkeiten überwiegen und wo die Grenzen somit widersinnig sind. Das Beispiel des Oberrheingebiets ist in dieser Hinsicht innerhalb Europas nicht einmalig, ist aber besonders geeignet, das Thema zu illustrieren.

Abbildung 1:

In der folgenden Darstellung wurden die Vorgaben der Rahmenrichtlinien (die Bezeichnungen sind in den Bundesländern nicht einheitlich) praktisch aller Bundesländer berücksichtigt, soweit sie den Geschichts-, Erdkunde-, Gesellschafts- und/oder Gemeinschaftskundeunterricht betreffen und soweit sie die Behandlung Deutschlands und Frankreichs bzw. des deutsch-französischen Verhältnisses vorgeben. Das Thema ordnet sich gleichzeitig in den europäischen Kontext ein, der in den meisten Bundesländern ebenfalls für den Unterricht gefordert wird.

Die Bearbeitung des Textes ist von der Überzeugung geleitet, dass das Thema Grenzregionen nicht ausschließlich aus nur einer fachlichen Perspektive behandelt werden kann. Vielmehr fordert es geradezu einen fächerübergreifenden Ansatz bzw. die Behandlung in einem Integrationsfach, wie es z. B. die Gemeinschaftskunde darstellt. Dies ist der Grund für den Aufbau des Textes in drei Teile mit völlig unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. Diese können im Prinzip jeweils für sich im Unterricht auch eigenständig behandelt werden, jedoch wird eigentlich erst im Verbund der drei Schwerpunkte die Komplexität räumlicher und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse erkennbar. Aber selbst dann mag der folgende Text bzw. die verwendeten Materialien nicht mehr als ein Leitfaden sein. Je nach der spezifischen Unterrichtssituation sind eigene Ergänzungen bzw. Modifikationen unumgänglich.

Der thematische und didaktische Leitfaden des Textes versteht sich wie folgt: Im ersten Themenkomplex (Kap. 2) soll eine historische Heranführung an das Thema "Grenzräume im Zeichen der Europäisierung" erfolgen. Dabei geht es einerseits am konkreten Beispiel des Oberrheingebiets um die Vermittlung von historischen Fakten und Prozessen, jedoch steht dies nicht unbedingt im Vordergrund. Vielmehr soll eine kognitive Basis erarbeitet werden für das Verständnis von Grenzregionen im Sinne von Kulturräumen, die sich im Zuge historischer Entwicklungsprozesse in unterschiedlichster Weise herausbilden. Gerade das Oberrheingebiet bietet sich für eine solche Betrachtung an, weil hier, trotz häufig wechselnder politischer Zugehörigkeit, im Verlauf der Geschichte ein relativ "homogener Kulturraum" entstanden ist.

Im zweiten Themenkomplex (Kap. 3) werden Teilaspekte des "Kulturraums Oberrheingebiet" am Beispiel der Sprachensituation bzw. der gegenseitigen Wahrnehmung behandelt. Hierbei steht jeweils die Einordnung der Fragestellung in einen überregionalen Zusammenhang im Vordergrund, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um singuläre, sondern um verallgemeinerbare Phänomene handelt (idiographischer versus nomothetischer Ansatz). Bewusst wurde dabei die Dokumentation in starkem Maße durch Karikaturen oder sehr akzentuierte Textpassagen gestaltet, um über die affektive Ebene die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu stimulieren.

Im dritten Themenkomplex (Kap. 4) stehen die aktuellen Transformationsprozesse in der Oberrheinregion im Vordergrund, wobei insbesondere die Formen der wirtschaftlichen und kulturellen Kooperation vor dem Hintergrund der .Europäisierung. behandelt werden. Es zeigt sich dabei, dass die "Interaktionen" im Oberrheingebiet außerordentlich vielfältig sind und dass eine sehr enge Kooperation nachweisbar ist. Allerdings wird diese nicht rückhaltlos positiv bewertet, da zwar nicht unbedingt die kulturellen, dafür aber die wirtschaftlichen (Löhne, Immobilienpreise etc.) Rahmenbedingungen beidseits des Rheins sehr unterschiedlich sind. Es soll damit aufgezeigt werden, dass trotz der Integrationsbemühungen "Gefälle" der unterschiedlichsten Art bestehen, die auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Spannungen erzeugen. Von daher erklären sich auch "separatistische" bzw. "regionalistische" Stimmen auf beiden Seiten einer Grenze, die im Sinne des neuen Europa eigentlich gar nicht mehr existiert.

Die Zusammenfassung am Schluss soll mit der Behandlung der Frage "Modellregion Europas, ja oder nein?" eine thematische, vor allem aber auch eine didaktische Synthese bilden. Das Hauptlernziel des gesamten Textes besteht darin, eine Sensibilisierung für eine Fragestellung zu erreichen, die im historischen Entwicklungsprozess ihren Ursprung hat und die sich heute sehr facettenreich präsentiert. Was dies für den Integrationsprozess Europas bedeutet, in welcher Weise sich ähnliche Strukturen und Entwicklungen in anderen Teilen Europas finden, ob die Lösungsansätze überzeugend und ausreichend sind, historisch gewachsene Hindernisse zu überwinden, dies sind nur einige mögliche Fragen, die im Sinne eines Fazits am Ende der Behandlung des Themas stehen und die damit gleichermaßen zur gesellschaftlichen und räumlichen Verhaltenskompetenz der Schülerinnen und Schüler ihren Beitrag liefern könnten.

Bei den in den Text integrierten Graphiken, Karten und sonstigen Dokumentationsmaterialien handelt es sich sowohl um gescannte als auch um aus dem Internet heruntergeladene Quellen. Über die "sichtbaren" Dokumente hinaus sind zahlreiche Hyperlinks eingebaut, also Zugriffe auf das Internet, die sich beim Anklicken der blau markierten und unterstrichenen Begriffe oder Textpassagen öffnen. Es handelt sich also um einen Hypertext bzw. um ein Hypermedium, das auch moderne Techniken der Wissensvermittlung ermöglicht.

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