- Politische Struktur, Zentralismus, Dezentralisierung
- Die Saarfrage in historischer Perspektive
- Grenzraum Saar-Lor-Lux - eine Modellregion für Europa?
- Wirtschaftsbeziehungen im saarländisch-lothringischen Grenzraum
- Grenzregionen zwischen Frankreich und Deutschland: Das Beispiel des Elsass und der Oberrheinregion
- Vorbemerkung
- Starke räumliche Konzentration der Immobilienkäufe
- Niedrigere Immobilienpreise als Hauptzuzugsmotiv
- Die Neubürger zwischen Integration und Ausgrenzung
- Sorge um elsässische Identität und nationale Souveränität
- Zukunftsperspektiven
- Zusammenfassung
- Bibliographie
- Kapitalverflechtungen im europäischen Integrationsprozess, dargestellt am Beispiel der elsässischen Oberrheinregion
- Energie und Umwelt in Frankreich und Deutschland
- Regionale Beispiele
- Paris & Berlin - Hauptstadtporträts
'Sozialstrukturelle Merkmale der deutschen Zuzügler '
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Sozialstrukturelle Merkmale der deutschen Zuzügler
Unter den Ehepaaren sind die deutsch-französischen Paare mit rund 56 % am häufigsten vertreten. Ehen zwischen deutschen und ausländischen Partnern haben einen Anteil von 12 %, rein deutsche Paare machen rund 32 % aus (Schmitt/Wahl 2003, 7). Etwa 55 % der zugezogenen deutschen Paare sind kinderlos, die meisten Familien (53 %) umfassen nur ein Kind (Schmitt/Wahl 2003, 8). Insgesamt entfallen rund drei Viertel aller Haushalte auf Ehepaare oder eheähnliche Partnerschaften. Alleinstehende erreichen mit offiziell knapp 20 % einen überraschend hohen Anteil an der Gesamtzahl der Haushalte, allerdings enthält dieser Wert faktisch auch die freien Lebensgemeinschaften.
Im Unterschied zu den Wohnungsmärkten in Süd- und Südwestfrankreich zieht das Elsaß kaum ausländische "Ruhesitzwanderer" an. Die Altersgruppe von 25 bis 40 Jahre dominiert, insgesamt sind zwei Drittel der deutschen Neubürger zwischen 20 und 60 Jahre alt.
Zwischen 1989 und 1994 zogen zahlreiche Personen mit mittleren und geringen Einkommen, die sich in Deutschland kein Eigenheim leisten konnten, ins Elsaß. Heute gehören viele Zuzügler einer gehobeneren sozialen Schicht an (Angestellte im mittleren und gehobenen Dienst, Selbständige), da die starke Erhöhung der Nachfrage zu Beginn der 1990er Jahre - sie ist seit etwa sieben Jahren abgeklungen - die Preise ansteigen ließ und damit einkommensschwächere Deutsche vom Immobilienmarkt verdrängte.
Bei den deutschen Zuzüglern sind freiberuflich Erwerbstätige und Angestellte im mittleren und höheren Dienst überdurchschnittlich vertreten (27 %, gegenüber 10,3 % im Elsass insgesamt). Geringeres Durchschnittsalter und hohes berufliches Qualifikationsniveau begründen einen höheren Erwerbstätigenanteil: Während die Quote der Erwerbstätigen im regionalen Durchschnitt nur bei 44 % liegt, steigt sie bei den deutschen Neubürgern auf 55 % (Schmitt/Wahl 2003, 9). Als eine weitere indirekte Folge liegt der Anteil der Arbeitslosen (5,3 % i. J. 1999) bei den deutschen Zuwanderern unter dem regionalen Mittelwert.
In pointierter Form gliedert Graff (1999, 115) die zugewanderten Deutschen in drei Gruppen. Abgesehen von den binationalen Haushalten findet sich darunter die Minderheit der Intellektuellen (Lehrer, Freiberufliche), die häufig Altbauten im Ortskern restauriert haben und sich von den wesentlich zahlreicheren Neubürgern aus schwächeren Einkommensklassen, die vor allem in den randlichen Neubaugebieten wohnen, vehement distanzieren. Eine kleine weitere Gruppe bilden Künstler oder Schriftsteller, die bewußt dorthin ziehen, wo sie keine "deutschen" Neubauviertel zu erwarten haben. Sie gehören zu den wenigen erwerbstätigen Zuzüglern, die nicht auf der badischen Rheinseite bzw. in der Nordwestschweiz arbeiten, weshalb die Nähe zur Grenze bei der Wahl des Wohnstandorts eine untergeordnete Rolle spielt und eher grenzfernere und landschaftlich attraktivere Gebiete bevorzugt werden.