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Das Zenturiatssystem / Le système du centuriat
"Es handelt sich dabei um die Siedlungsfläche von coloniae (Neusiedlungen) mit in der Regel militärischer Zielsetzung im eroberten Land. Eine solche colonia besteht zunächst aus einer Stadt mit rechteckigem Grundriß und einer Aufteilung in rechteckige Baublöcke (insulae). Das dazugehörige Feldland ist nach den gleichen Vermessungsprinzipien schachbrettartig in Quadrate von 20 actus Seitenlänge (= 710 m) aufgeteilt, also in Blöcke von gut 50 ha, was 200 römischen Joch entspricht (jugera). Eine solche Einheit wird als centurie bezeichnet, da die 200-Joch-Fläche in der frühen Phase der römischen Geschichte ausreichte, um einhundert Siedlern je ein heredium (Landlos) von zwei Joch, also nur 0,5 ha, zuzuweisen. (...) In den auf diese Weise zenturierten Gebieten bildeten Stadt und zugehöriges Territorium eine wirtschaftliche Einheit. Die Kolonisten wohnten zum großen Teil in der Stadt. Die Vermessung der Stadt und der Feldflur stellt im Idealfall eine Einheit dar. Die Hauptvermessungslinien - cardo max. und decumanus max. - bildeten das Hauptstraßenkreuz der Stadt, und in ihrer Verlängerung ins Land hinaus sind sie zugleich Basislinien für das Gitternetz der sich rechtwinklig kreuzenden limites und damit für die Zenturiation der Feldflur. Cardo und decumanus max. werden als Straßen angelegt, jeder fünfte limes als breiter Feldweg, während die übrigen limites zu untergeordneten Wegen werden."
(aus: Nitz, H.-G.: Zur Entstehung und Ausbreitung schachbrettartiger Grundrißformen ländlicher Siedlungen und Fluren. Göttinger Geogr. Abhdlg. 60, 1972, S. 375-400)