- Politische Struktur, Zentralismus, Dezentralisierung
- Die Saarfrage in historischer Perspektive
- Grenzraum Saar-Lor-Lux - eine Modellregion für Europa?
- Wirtschaftsbeziehungen im saarländisch-lothringischen Grenzraum
- Grenzregionen zwischen Frankreich und Deutschland: Das Beispiel des Elsass und der Oberrheinregion
- Deutsche Zuzügler im südlichen Elsass - Probleme der Europäisierung des Immobilenmarktes
- Kapitalverflechtungen im europäischen Integrationsprozess, dargestellt am Beispiel der elsässischen Oberrheinregion
- Einleitung
- Suche nach einer Verminderung der Importabhängigkeit im Energiesektor
- Umwelt und Ausrichtung der Energiepolitik
- Die Folgen des deutschen Ausstiegs aus der Kernenergie
- Fazit
- Regionale Beispiele
- Paris & Berlin - Hauptstadtporträts
'Sind die erneuerbaren Energien eine überzeugende Alternative zur Kernkraft?'
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Sind die erneuerbaren Energien eine überzeugende Alternative zur Kernkraft?
Da die Kernenergie in Frankreich eine sehr wichtige Rolle spielt, wird die Energiepolitik des Landes regelmäßig von Umweltorganisationen angeprangert. Sie kritisieren vehement "den Irrweg der Atomenergie" und beschreiben die mit ihr verbundenen tödlichen Gefahren. Führt man eine Internet-Recherche unter dem Stichwort "énergie nucléaire" (Kernenergie) oder besser noch "sortir du nucléaire" (Ausstieg aus der Kernenergie) durch, kann man sich ein Bild über die Aktivitäten dieser ökologisch ausgerichteten Interessengruppen machen, die eine Vielzahl von Websites eingestellt haben, auf denen die Energiepolitik Frankreichs kritisiert und Alternativen zur Kernenergie vorgestellt werden. Zu den meist besuchten Internet-Adressen gehört: www.sortirdunucleaire.org [1] , eine Seite derjenigen Initiativen die im Frühjahr 2004 eine "Tour de France zum Ausstieg aus der Kernenergie" organisiert haben.
Die Argumente der Kernkraftgegner umfassen im Allgemeinen drei Punkte, die mehr oder weniger ausführlich in den konsultierten Internetseiten dargestellt sind:
- Zunächst unterstreichen sie die große Gefahr, die von einem möglichen atomaren Unfall ausgeht, wie jenem der sich 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete. Sie erwähnen die kleinsten Zwischenfälle im Betrieb von Kraftwerken, um nachzuweisen, dass das tatsächlich bestehende Risiko viel größer ist als das von den Verantwortlichen der Anlage benannte Risiko (siehe die zahlreichen Internetseiten unter dem Stichwort Kernkraftwerk).
- Sie verweisen auf das Problem der radioaktiven Abfälle, die in der Tat das Hauptproblem der zivilen Nutzung der Kernenergie darstellen. Ein Reaktor von 1000 MW produziert jährlich circa 3,5 bis 4 m3 hoch radioaktive Abfälle sowie 400 m3, die schwach radioaktiv sind. Durch den Betrieb der 58 französischen Kernkraftwerke entstehen also jährlich ungefähr 1200 t verstrahlte Spaltstoffe, von denen 850 t in der Anlage von La Hague (Firma Cogema-AREVA) am Ärmelkanal wieder aufgearbeitet werden. Die übrigen Stoffe sind radioaktive Endrückstände, für die eine Lösung in Form einer Endlagerung gefunden werden muss. Die Angriffe der Umweltschützer konzentrieren sich auf die Wiederaufarbeitung der atomaren Abfälle und stellen den Betrieb der Anlage von La Hague in Frage. Außerdem behindern sie die Bahntransporte von radioaktivem Müll aus Japan und Deutschland. Dabei kommt es immer wieder zu gewalttätigen Demonstrationen. In jüngerer Vergangenheit ist die Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle in unterirdischen Lagerstätten zu einem besonders heftig diskutierten Umweltthema geworden. In Deutschland betrifft dies das Projekt der Endlagerung in dem ehemaligen Salzbergwerk Gorleben in Niedersachsen, in Frankreich geht es um das unterirdische Labor in Bure, Departement Meuse. Im Jahr 2000 ist mit dem Bau dieses Labors begonnen worden, der 2006 abgeschlossen sein soll. Bis dahin soll das französische Parlament darüber befinden, wie hoch radioaktive Abfälle mit langer Halbwertzeit langfristig behandelt werden sollen (Informationen zum Umgang mit radioaktiven Abfällen auf der Website der l'ANDRA (Agence Nationale des Déchets Radioactifs, Nationale Agentur für radioaktive Abfälle): www.andra.fr; alternative Informationen auf der Webseite von Greenpeace, der wichtigsten Umweltorganisation der Atomkraftgegner: www.greenpeace.fr; Informationen in deutscher und französischer Sprache ebenfalls unter: www.atomenergie.ch).
- Sie versuchen nachzuweisen, dass Kernenergie nicht unbedingt erforderlich ist und dass man auf sie verzichten kann, wenn Energie eingespart und erneuerbare Energien, insbesondere Sonnenenergie und Windkraft, ausgebaut werden. Einige Umweltschützer wagen es sogar, Zahlen zu den Perspektiven des Ersatzes der Kernenergie durch den Ausbau sanfter Energien anzugeben.
Abbildung 21:
Demonstration von Umweltschützern gegen die Endlagerung atomarer Abfälle in Gorleben.
Internet-Quelle [2]
Abbildung 22:
Die Entwicklung der Energiebilanz in Deutschland nach Auffassung der Umweltschützer.
Internet-Quelle [3]
Das obige Schaubild skizziert folgende Perspektive: 30,9% (170 Milliarden kWh) der Elektrizität, die Kernenergie im Jahr 2000 bereitstellt, könnten im Jahr 2010 durch einen erheblichen Anstieg der Nutzung von vorwiegend importiertem Erdgas (28,1% anstelle von 8,7%) ersetzt werden, durch den Ausbau erneuerbarer Energien (Wind- und Sonnenenergie), die dann 21% des Stroms liefern würden (d. h. 119 Milliarden kWh), und durch den Verzicht auf die Produktion von 120 Milliarden kWh (21,1%), die durch Energiesparen überflüssig geworden wären. Informationen darüber, in welchem Umfang erneuerbare Energien die traditionellen Energien, insbesondere die Kernenergie in gewisser Weise "ablösen" könnten, finden in der Presse oft ein positives Echo. So wird im Februar 2004 in der Zeitung "Le Monde diplomatique" in einem Artikel von Philippe Bovet [4] mit dem Titel "Canicule, médias et énergies renouvelables" (Gluthitze, Medien und erneuerbare Energien) nach einer ausführlichen Darstellung der Probleme, die die französischen Kernkraftwerke im extrem heißen Sommer 2003 mit ihrer Kühlung hatten, letztlich bedauert, dass die erneuerbaren Energien in Frankreich unterentwickelt seien und Deutschland lobend erwähnt, das plane, 50% seiner Elektrizität im Jahr 2050 mit erneuerbaren Energien zu erzeugen.
Angesichts einer derart übertrieben optimistischen Sichtweise können die Verfechter der Kernenergie natürlich leicht nachweisen, dass eine solche Energiebilanz im Reich der Phantasie liegt und dass bei einer Schließung der Kernkraftwerke in der Tat viel Energie eingespart würde, weil es einfach keinen Strom gäbe, um den Bedarf zu befriedigen. Im Übrigen argumentieren die Verteidiger der Kernkraft auch mit dem Schutz der Umwelt, denn durch die Nutzung dieser Energie werden keine großen Mengen von Treibhausgasen freigesetzt wie im Falle von Wärmekraftwerken (siehe die Website "les avantages [5] du nucléaire en France", die Vorteile der Kernenergie in Frankreich, zusammengestellt vom französischen Industrieministerium). Aus diesem Grund ist Frankreich unter allen großen Industrienationen der Staat, der am wenigsten Kohlendioxid ausstößt: 1,6 Tonnen CO2 pro Einwohner jährlich gegenüber 2,7 in Deutschland. Die Art der Elektrizitätsproduktion in Frankreich ist somit der Grund dafür, dass in Frankreich nur 20 g Kohlendioxid pro kWh gegenüber 134 g in Deutschland emittiert werden.
Aufgrund des geplanten Ausstiegs aus der Kernenergie in Deutschland wird nun zunehmend darüber diskutiert, ob erneuerbare Energien in der Lage sind, die traditionellen zu ersetzen. Die deutsche Regierung hat sich dafür entschieden, die Windenergie stark zu fördern. Seit den 1990er Jahren ist sie enorm ausgebaut worden, und Deutschland nimmt in diesem Energiesektor mit über einem Drittel der weltweiten Windenergieproduktion eine Spitzenstellung ein. (Informationen über die Windenergie in Deutschland unter: www.wind-energie.de [6] , www.dewi.de [7] , www.windenergie-agentur.de [8] , www.windkraft.de [9] , www.offshore-wind.de [10] .)
Seit 1995 ist die Windenergieproduktion verachtfacht worden und lieferte mit 17 Milliarden kWh im Jahr 2002 3,4 % der Stromproduktion des Landes. Für 2003 war vorgesehen, dass die 14 000 vor allem in Norddeutschland installierten Windkraftanlagen 22 Milliarden kWh erzeugen, d. h. 5 % der deutschen Elektrizitätsproduktion.
Leider haben die außergewöhnlich stabilen Hochdruckwetterlagen, die im Frühjahr und Sommer 2003 in Deutschland wie in ganz Europa geherrscht haben, die Steigerung der Windenergieproduktion stark gebremst. Sie hat im Vergleich zu 2002 nur um 16 % auf ein absolutes Niveau von 18,5 Milliarden kWh zugenommen. Durch die extreme Abhängigkeit von meteorologischen Verhältnissen stößt der Ausbau der Windenergie an Grenzen. Die unvorhersehbaren Schwankungen der Stromproduktion führen zu Komplikationen für das Gleichgewicht im Netz. Die Windenergie ist also dadurch gekennzeichnet, dass die Installierte Leistung (12.000 MW Ende 2002, d. h. 6% der Gesamtleistung der Kraftwerke) und die tatsächliche Stromproduktion (3,4% der Gesamtproduktion) stark auseinanderklaffen.
Abbildung 27:
Der Windpark Nordleda in Niedersachsen umfasst 33 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 18,9 MW. Er ist seit 1997 in Betrieb. Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Anlagen, ungefähr 4000 am 31. Dezember 2003, mit einer Installierten Leistung von 3921 MW (27% der Gesamtleistung in Deutschland).
Internet-Quelle
Anders gesagt: Die Gesamtkapazität der deutschen Windkraftanlagen entspricht derjenigen von 13 Kernkraftwerken von 950 MW, aber ihre tatsächliche Produktion erreicht kaum diejenige von 2 Reaktoren. Dies liegt daran, dass die Windkraftanlagen im Jahr 2002 durchschnittlich nur 2000 h gelaufen sind, während die Braunkohlekraftwerke über 7000 h gearbeitet haben und die Kernkraftwerke 7200 h, was mit einer durchschnittlichen Auslastung von 82% nahezu einen Weltrekord darstellt. Zieht man in Betracht, dass geeignete Standorte nur begrenzt zur Verfügung stehen und diese Energie nicht wettbewerbsorientiert ist, da sie ihren Aufstieg nur großzügigen Subventionen verdankt, kann man sich zur Recht fragen, ob das vom deutschen Umweltminister Jürgen Trittin gesetzte Ziel, den Anteil der durch Windkraft erzeugten Elektrizität im Jahr 2020 auf 10% und im Jahr 2025 auf 25% zu steigern, nicht übertrieben ehrgeizig ist.
Abbildung 28:
Windpark in der Gegend von Büsum nahe der Nordseeküste in Schleswig-Holstein. In diesem Bundesland hat die Windenergie die größte Bedeutung, denn mit 2612 Anlagen einer Kapazität von 2000 MW Ende 2003 (13,6% der potenziellen Kapazität in Deutschland) liefert sie etwa 25% des Stromverbrauchs.
Internet-Quelle [11]
Abbildung 29:
Anzahl der Windenergieanlagen und Installierte Leistung nach Bundesländern am 1. Januar 2004. Zu beachten ist die Dominanz der norddeutschen Länder (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern), wo sich drei Viertel der Windkraftanlagen und der Installierten Leistung befinden.
Internet-Quelle
Die Politik des Umweltministers ist im Übrigen von seinem Amtskollegen, dem sozialdemokratischen Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, heftig kritisiert worden. Er hat sich gegen die Subventionierung der Windenergie ausgesprochen. Sie würde eine "Subventionsmentalität" kreieren, die bald über die staatliche Kohlesubvention hinausgehen könnte ("Viel Wind um die Windkraft", Frankfurter Rundschau vom 22. August 2003).
Abbildung 30:
Verteilung der Leistungsinstallation der Windenergie auf die Bundesländer im Jahr 2002. Die Windenergie ist in Norddeutschland stark entwickelt, wo sich 80% der Anlagen befinden. Dagegen ist sie in Bayern oder Baden-Württemberg noch eine Randerscheinung, wo es Ende 2003 nur 455 Anlagen gab.
Internet-Quelle [12]
Sicher, es existieren ehrgeizige Zukunftsprojekte: der Bau riesiger offshore-Windparks im Meer, über 40 km vor den deutschen Küsten. Damit ließen sich zwei Hindernisse, die dem Ausbau der Windenergie im Wege stehen, beseitigen: die geringe Zahl geeigneter Standorte und die immer lauter werdende Kritik der Anwohner, die die Windkraftanlagen als unästhetische Lärmquellen empfinden. Der rücksichtslose Ausbau der Windparks vor allem in Norddeutschland hat zur Bildung mehrer Hundert lokaler Bürgerinitiativen geführt, die über die negativen Umweltauswirkungen dieser Pylone besorgt sind, die das Landschaftsbild entstellen und angeblich sogar den Vögeln schaden (siehe Website: http://www.gegenwind-ev.de/infos.html [13] ).
Diese Argumente werden indessen von den stärksten Umweltverbänden bekämpft, die sich im Gegenteil für die Förderung der Windenergie einsetzen, die sie als Alternative zur Braunkohle vorschlagen. Da es zunehmend Schwierigkeiten bei der Akzeptanz neuer Standorte gibt, wird der Versuch unternommen, das Problem zu verlagern. Aber würde die Realisierung neuer Anlagen auf dem offenen Meer, wo sie extremen Wetterbedingungen standhalten müssten, die Baukosten nicht derart in die Höhe schnellen lassen, dass der produzierte Strom unerschwinglich teuer würde?
Abbildung 31:
Das Bild einer bäuerlichen geprägten Landschaft, die durch zwei Windräder entstellt wird, ist auf der Internetseite http://www.gegenwind-ev.de/infos.html [14] zu sehen. Diese Art der Argumentation ist Teil des "Kriegs der Bilder" von Gegnern und Anhängern der Windenergie; die letzteren stellen auf ihren Websites Bilder einer gelungenen Integration in die Landschaft vor.
Derzeit wird ein Pilotprojekt von circa zwölf Windkraftanlagen auf hoher See, 45 km vor der Insel Borkum, verwirklicht, allerdings dürften sie erst 2006 Strom liefern (genauere Beschreibung des Projekts, siehe: www.prokonnord.de [15] ). Wenn die Versuche erfolgreich verlaufen, soll der offshore-Windpark später 208 Windräder mit einer Installierten Gesamtleistung von 1000 MW zählen, d. h. einer Kapazität, die genau der eines Kernkraftwerks entspricht. Der Bau eines weiteren offshore-Windparks, der "Butendiek", ist im Dezember 2002 genehmigt worden, die Arbeiten sollen im Juni 2005 beginnen. Er soll 34 km westlich der Insel Sylt 80 Windkraftanlagen von jeweils 3 MW (Pylone von 165 m Höhe und Propeller mit 100 m Durchmesser) umfassen. Allerdings wird diese Anlage von dem Umweltverband Bund kritisiert (der im Übrigen die Windenergie propagiert), weil sie am Rande eines Naturschutzgebietes liegen würde ("Sturmlauf gegen den Ökostrom", Spiegel online vom 26. August 2003).
Abbildung 32:
Der offshore-Windpark Middelgrunden liegt 2 km vor der Küste Kopenhagens (Dänemark): Sieht so die Zukunft der Windenergie in Deutschland aus?
Internet-Quelle [16]
Trotz der Kritik einiger Umweltschützer hält der deutsche Umweltminister an seiner Absicht fest, den Ausbau der offshore-Windparks weiter voranzutreiben. Nach seiner Vorstellung sollte deren Leistung bis zum Jahr 2020 auf 25 000 MW gesteigert werden (d. h. 12.500 Windenergieanlagen von 2 MW). Dies ist nämlich erforderlich, damit die Windenergie wenigstens 10% der Elektrizität des Landes liefern kann. Weniger optimistische Prognosen rechnen mit einer Leistung von lediglich 15 000 MW; woraus man schließen darf, dass die Windenergie kaum mehr als 10% des Strombedarfs in Deutschland abdecken wird
Die Produktion anderer erneuerbarer Energien, wie die Solarenergie oder Energie durch Biomasse, ist noch marginal (0,1% im Solarbereich), obwohl auch diese Energien sehr stark politisch gefördert worden sind. In den Jahren 2001 und 2002 sind in Deutschland 1,5 Millionen Sonnenkollektoren mit einer Leistung von 278 MW (Ende 2002) installiert worden, gegenüber 17 MW in Frankreich, dessen Potential für Sonnenenergie doch viel größer ist. Auch in diesem Fall kann man sich fragen, ob die propagierten Ziele nicht allzu optimistisch sind. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Sonnenenergie einen bedeutenden Teil der Elektrizitätsproduktion übernehmen kann.
Abbildung 33/34:
Links : Solarzellen zur Elektrizitätsproduktion im Moseltal bei Cochem (Rheinland-Pfalz). Sie befinden sich auf ehemaligen Weinhängen und sind Symbol für den Zukunftstraum einer sauberen und dezentralen Stromproduktion; rechts: Solarzellen in einem Alpental.
Internet-Quelle [17]
Der politische Wille zum Ausbau der Windenergie in Deutschland steht in krassem Gegensatz zu dem geringen Stellenwert, den sie in Frankreich einnimmt, wo der Kernenergiesektor die Entwicklung neuer Energiequellen sicherlich nicht begünstigt hat. Bis 1996 hat es die Windenergie praktisch nicht gegeben, dann ist sie von den staatlichen Behörden im Rahmen des Programms "Eole 2005 [18] " (Windkraft 2005) (siehe Abschnitt über die énergies renouvelables [19] ) gefördert worden, das vorsieht, Frankreich bis 2005 mit einer Windkraftleistung zwischen 250 und 500 MW auszustatten. Seitdem sind zahlreiche Windenergieanlagen entstanden, vor allem in den Küstenregionen der Bretagne, im Languedoc-Roussillon und im Rhône-Tal. Dies ist jedoch in keiner Weise mit der enormen Zunahme der Anlagen in Deutschland vergleichbar. Die Produktion der französischen Windanlagen ist zwar von 1997 bis 2002 um den Faktor 22 gestiegen, insgesamt aber beträgt die Installierte Leistung von 239 MW Ende 2003 kaum 2% der deutschen Leistung, die allein im Jahr 2003 die Kapazität ihrer Windparks um 2644 MW gesteigert hat.
Abbildung 35:
Entwicklung der Kapazität der Stromproduktion durch Windenergie nach französischen Regionen zwischen 1991 bis 2003. Auffallend ist, dass die Region Languedoc-Roussillon deutlich überwiegt, wo sich circa 40% der Installierten Leistung befindet.
Internet-Quelle [20]
In Zukunft ist eine starke Erhöhung der Installierten Leistung von 2000 auf 6000 MW bis zum 1. Januar 2007 geplant.
Abbildung 36:
Die Windkraftanlagen von Goulien (Finistère) mit einer Leistung von 750 kW pro Einheit.
Internet-Quelle [21]
Es ist jedoch die Frage erlaubt, ob die Bauvorhaben von Windparks nicht auf einen noch größeren Widerstand treffen werden als in Deutschland. Sicher, ein Standort ist in Goulien (Finistère) gefunden worden, in der Nähe der Pointe du Raz, wo der Widerstand gegen die Atomkraft besonders ausgeprägt ist. Dort laufen seit Juni 2000 acht Windkraftanlagen. Aber das Projekt der Installierung von 27 Windrädern in Montjoyer und Rochefort in der Drôme, die Ende 2003 in Betrieb gehen sollten, ist wegen erwarteter Lärmbelästigungen verschoben worden. Dennoch sind im März 2004 zwölf Anlagen gebaut worden, dann aber wurden die Arbeiten unterbrochen, um die Vogelarten nicht bei der Brunft zu stören. Sie sollen Ende des Jahres 2004 wieder aufgenommen werden (zu den Windkraftprojekten in Frankreich siehe die Website: Espace éolien [22] ). Schließlich hat sich im Frühjahr 2004 im Windpark Dünkirchen ein Zwischenfall ereignet: Bei einem schweren Sturm am 20. März ist eine der 9 Windanlagen zusammengebrochen. Daraufhin ist beschlossen worden, die gesamte Anlage abzubauen:
Unter diesen Bedingungen erscheint es noch unwahrscheinlicher als in Deutschland, dass mittelfristig mehr als zwei der 58 im Betrieb befindlichen Kernreaktoren durch Energieproduktion mit Hilfe von Windkraft ersetzt werden können.
Links:
- [1]http://www.sortirdunucleaire.org/
- [2]http://archiv.greenpeace.de/GP_GRAFIK/PHOTOS/BANNGORL.JPG
- [3]http://www.karlsruhe.de/Schulen/Friedrich-List-Schule/atom/Dt.%20Projekt/ausstieg_moeglich.htm
- [4]http://www.monde-diplomatique.fr/2004/02/BOVET/11015?var_recherche=canicule,medias%2Betenergie
- [5]http://www.industrie.gouv.fr/energie/nucleair/epr_1_2.htm
- [6]http://www.wind-energie.de/
- [7]http://www.dewi.de/
- [8]http://www.windenergie-agentur.de/
- [9]http://www.windkraft.de/
- [10]http://www.offshore-wind.de/
- [11]http://www.aratom.de/seagull/kuestenfluege.htm
- [12]http://www.windkraft.de/windkraft/ct_info_branch_2002.html
- [13]http://www.gegenwind-ev.de/infos.html
- [14]http://www.gegenwind-ev.de/infos.html
- [15]http://www.prokonnord.de/
- [16]http://home.planet.nl/%7Ewindsh/middelgrunden.jpg
- [17]http://solarenergie-mv.de/photovoltaik/photovoltaik_solaranlagen.html
- [18]http://www.espace-eolien.fr/lille/General/200501.htm
- [19]http://www.industrie.gouv.fr/energie/renou/f1e_ren.htm
- [20]http://www.industrie.gouv.fr/cgi-bin/industrie/frame0.pl?url=/energie/sommaire.htm
- [21]http://www.bretagne-images.com/finistere/communes29/goulien/photos/grand_format/goulien-eoliennes-3.jpg
- [22]http://www.espace-eolien.fr/