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Einleitung (1)

Die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1949 verwundert die Westmächte nicht. Am Vorabend signalisiert der Hohe Kommissar der Französischen Republik in Bonn, dass er "seit einiger Zeit [erwartet habe], dass die sowjetische Regierung durch eine dramatische Geste versuchen würde, die Fortschritte im Wiederaufbau Westeuropas zu verzögern." (2) André François-Poncet [1]  präzisiert, dass die neue Regierung "nach dem wohlbekannten Modell der durch die Sowjets in Osteuropa geschaffenen Marionettenregierung" (3) gebildet worden sei. 

Am 11. Oktober 1949 wurde Wilhelm Pieck von der Provisorischen Volkskammer und der Provisorischen Länderkammer zum 1. Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gewählt.

 

Quelle: www.dhm.de/lemo/html/biografien/PieckWilhelm/

Die Reaktionen lassen nicht auf sich warten: Die Presse, insbesondere Le Monde, kommentiert die Geburt des neuen Staates ironisch: "Geboren von unbekannten Eltern durch künstliche Befruchtung, wurde der deutschen sowjetischen Republik ein Vormund zugewiesen, der sich nun mit ihrer Erziehung beschäftigt. Der Beauftragte, der für die Aufsicht über das kleine Wesen eingesetzt ist, heißt Wilhelm Pieck [2] ." (4)

Die Westmächte halten es zunächst nicht für opportun, offiziell auf dieses "Nicht-Ereignis" zu reagieren, beschließen jedoch zwei Monate später, eine Erklärung zur Nichtanerkennung abzugeben. Dieser juristische Akt bestimmt die Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR bis zum Jahr 1973, in dem Frankreich als 71. Staat "das andere Deutschland" offiziell anerkennt. Frankreich schlägt während dieser dreiundzwanzig Jahre aber keinen Isolationskurs ein, sondern geht vielmehr Mitte der 50er Jahre von der offiziellen Ablehnung der DDR zu einer offiziösen Anerkennung über, bevor es 1973 diplomatische Beziehungen mit der DDR aufnimmt. 

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Anmerkungen

(1) Seit dem Erscheinen dieses Vortrags als Einleitung zu dem Sammelband, hg. unter der Leitung von Dorothee Röseberg, Frankreich und "Das andere Deutschland", Tübingen, Stauffenburg Verlag, 1999, S. 19-34, sind in Deutschland und Frankreich zahlreiche Bücher über die DDR veröffentlicht worden. In ihnen geht es selten um die Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR. In einer Sondernummer der Revue d’Allemagne (janvier-mars 2000) schreibt Corine Defrance über den "État de la recherche relative à la zone d’occupation soviétique en Allemagne. 1945-1949" (Forschungsstand zur sowjetischen Besatzungszone in Deutschland. 1945-1949). Die Ergebnisse des internationalen Kolloquiums im November 1999, herausgegeben unter der Leitung von Ulrich Pfeil, La RDA et l’Occident. 1949-1990 (Paris, Université de la Sorbonne Nouvelle, 2000) enthalten zwei Kapitel über die Beziehungen zwischen der DDR und Frankreich: Kapitel 3 behandelt die politischen Beziehungen beider Länder und Kapitel 4 untersucht den Kulturaustausch zwischen der DDR und Frankreich. Außerdem erschienen ist kürzlich die Habilitationsschrift von Ulrich Pfeil, Die anderen deutsch-französischen Beziehungen, Die DDR und Frankreich, 1949-1990, Köln, Weimar, Wien, Böhlau Verlag, 2004.

(2) Französisches Außenministerium (FAM), Europa 1944/1960, Deutschland, Bd. 681; Dokument Nr. A/13552, Commission permanente zum Vertrag von Brüssel, 15.10.1951.

(3) Ebd.

(4) Le Monde, 13.10.1949.