- Die Sicht des jeweils Anderen: das Eigene und das Fremde
- Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- Der Erste Weltkrieg
- Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Franzosen
- Der Friedensvertrag von Versailles. Eine Bilanz
- Frankreich und Deutschland im Zweitem Weltkrieg
- Französische Zwangsarbeiter in Deutschland 1940-45
- Deutschland und Frankreich 1944/45
- Die Montanunion
- Vertiefung der deutsch-französischen Beziehungen durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer
- Der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag
- Personen
- Quellen
- Deutsch-französische Beziehungen 1945-2000
- Vierzig Jahre Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR
- Vive la République! Marianne als deutsch-demokratischer Mythos im Satiremagazin Eulenspiegel
'De Gaulles Rede'
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Charles de Gaulle, Was soll man mit Deutschland machen? Rede am 5. Oktober 1945 in Baden-Baden vor militärischem und zivilem Besatzungspersonal der Französisch Besetzten Zone
Was tun wir hier nach unserem Sieg? Wir arbeiten darauf hin, hier Frankreich zu etablieren. Wir folgen damit einer gewissen historischen Berufung unseres Landes, die in der Vergangenheit mehrmals unterbrochen worden ist, und die wir nun ein letztes Mal und unter den bestmöglichen Umständen realisieren. Frankreich hier etablieren, das bedeutet zuerst, Frankreich die Verfügung über das Territorium zu verschaffen, das der Natur nach mit ihm verbunden ist. Dies betrifft die linksrheinischen Gebiete der Pfalz, Hessen, das rheinische Preußen, und das Saarland. Diese Gebiete, die alle untereinander in Verbindung stehen, müssen auch mit Frankreich verbunden werden - die Pfalz, die nichts anderes als ein verlängertes Elsaß ist, Hessen, wo die Flußtäler zum Main und zur Donau zusammenlaufen, die Eifel, die faktisch eine Verlängerung unserer Ardennen darstellt, schließlich die Stadt Köln, die auf der kürzesten Verbindungslinie zwischen Paris und Berlin liegt.
Heißt dies Annexion? Nein, aber streiten wir nicht um Worte. Das Ziel ist eine wirtschaftliche und psychologische Vereinigung, eine französische Präsenz, eine unbegrenzte Kontrolle.
Und die Gebiete rechts des Rheins, unmittelbar auf der anderen Seite dieses europäischen Wasserweges, Baden zweifellos, und vielleicht Württemberg? Diese Gebiete sind moralisch, geistig, wirtschaftlich mit der Geschichte unseres Landes verbunden, warum wollen wir nicht darauf hinwirken, daß sie sich uns auch jetzt zuwenden?
Ich denke auch an das Ruhrgebiet, das soviel Kohle besitzt, die Westeuropa und vor allem Frankreich so dringend benötigen. Dieses Ruhrgebiet ist ein Pfand und ein Hilfsmittel zugleich. Ein Pfand, weil ohne das Ruhrgebiet Deutschland sich nicht wieder erheben und uns erneut bedrohen, angreifen, niederwerfen kann. Ein Hilfsmittel für den Wiederaufstieg Westeuropas, und besonders ein Hilfsmittel, das Frankreich helfen soll, eine große Industriemacht zu werden. Dieses Ziel kann Frankreich nur mit Hilfe der Produktionskraft des Ruhrgebiets erreichen [...]
Was die anderen deutschen Gebiete betrifft, so gehen sie ihrer Bestimmung entgegen, einer traurigen Bestimmung. Das geteilte und zerstörte Deutschland, regiert von verschiedenen, untereinander zerstrittenen Behörden, dieses so dem Unglück ausgelieferte Deutschland, dem sich keine Perspektive eines raschen Wiederaufstiegs öffnet - es wird sich ganz natürlicherweise auf das Land hin orientieren, das ihm die meisten Zukunftschancen bietet, die Möglichkeit, wieder einen Platz in Europa einzunehmen.
Knipping/Ernst Weisenfeld (Hrsg.), Eine ungewöhnliche Geschichte. Deutschland - Frankreich seit 1870, Bonn: Europa Union 1988, S. 142. [Übers.: Franz Knipping]