- Die Sicht des jeweils Anderen: das Eigene und das Fremde
- Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- Der Erste Weltkrieg
- Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Franzosen
- Der Friedensvertrag von Versailles. Eine Bilanz
- Frankreich und Deutschland im Zweitem Weltkrieg
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- Der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag
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- Deutsch-französische Beziehungen 1945-2000
- Vierzig Jahre Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR
- Vive la République! Marianne als deutsch-demokratischer Mythos im Satiremagazin Eulenspiegel
'De Gaulles Staatsbesuch'
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Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle in der Bundesrepublik Deutschland, 4. - 9. September 1962
Ansprache de Gaulles an die Belegschaft der August-Thyssen-Hütte
in Duisburg am 6. September 1962 (deutsch)
"Meine Herren! Ich wollte es nicht versäumen, auf Ihren Arbeitsplatz zu kommen, um Ihnen den freundlichen Gruß der Franzosen zu entbieten. Die Tatsache, daß Charles de Gaulle hier ist und von Ihnen so herzlich empfangen wird, beweist, wie sehr unsere beiden Völker schon einander vertrauen.
Wahrhaftig! - Was heute an der Ruhr und in diesen Werken erzeugt wird, erweckt nunmehr in meinem Lande nur noch Sympathie und Befriedigung. Was mich angeht, so habe ich nicht nur mit Interesse, sondern auch mit Freude die ausgezeichnete Organisation, die modernen Anlagen und blühende Technik des großen Unternehmens, dem Sie angehören, beobachtet. Denn heute sind unsere beiden Länder solidarisch geworden. Wenn Sie in Deutschland und wir in Frankreich wirken, streben wir beide einem und demselben Ziele zu, nämlich den freien Menschen Frieden, Würde und Glück zu gewähren. Welch eine Revolution im Vergleich zur Vergangenheit!
Ich wünsche einem jeden von Ihnen den besten Erfolg in seinem Leben. In Ihnen begrüße ich das ganze schaffende deutsche Volk. Sie alle fordere ich auf, zusammen mit mir ein neues Ereignis zu feiern, das größte unseres modernen Zeitalters, die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich."
Hans Stercken (Hrsg.), De Gaulle hat gesagt... Eine Dokumentation seiner Politik, Stuttgart: Seewald 1967, S. 192
Rede an die deutsche Jugend in Ludwigsburg am 9. September 1962 (deutsch)
"Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu ein, man braucht ja nur die Flamme in Ihren Augen zu beobachten, die Kraft Ihrer Kundgebungen zu hören, bei einem jeden von ihnen die persönliche Leidenschaftlichkeit und in ihrer Gruppe den gemeinsamen Aufschwung mitzuerleben, um überzeugt zu sein, daß diese Begeisterung Sie zu den Meistern des Lebens und der Zukunft auserkoren hat.
[1] Ich beglückwünsche Sie ferner, junge Deutsche zu sein, das heißt Kinder eines großen Volkes. Jawohl! eines großen Volkes, das manchmal im Laufe seiner Geschichte große Fehler begangen hat. Ein Volk, das aber auch der Welt geistige, wissenschaftliche, künstlerische, philosophische Wellen gespendet hat, das die Welt um unzählige Erzeugnisse seiner Erfindungskraft, seiner Technik und seiner Arbeit bereichert hat; ein Volk, das in seinem friedlichen Werk, wie auch in den Leiden des Krieges, wahre Schätze an Mut, Disziplin und Organisation entfaltet hat. Das französische Volk weiß das voll zu würdigen, da es auch weiß, was es heißt, unternehmens- und schaffensfreudig zu sein, zu geben und zu leiden.
Schließlich beglückwünsche ich Sie, die Jugend von heute zu sein. Im Augenblick, wo Sie in das Berufsleben treten, beginnt für die Menschheit ein neues Leben. Angetrieben von einer dunklen Kraft, aufgrund eines unbekannten Gesetzes, unterliegen die materiellen Dinge dieses Lebens einer immer rascheren Umwandlung. Ihre Generation erlebt es und wird es noch weiter erleben, wie die Gesamtergebnisse der wissenschaftlichen Entdeckungen und der maschinellen Entwicklung die physischen Lebensbedingungen der Menschen tief umwälzen. Dieses wunderbare Gebiet, das Ihnen offen steht, soll durch diejenigen, die heute in Ihrem Alter stehen, nicht einigen Auserwählten vorbehalten bleiben, sondern für alle unsere Mitmenschen erschlossen werden. Sie sollen danach streben, daß der Fortschritt ein gemeinsames Gut wird, so daß er zur Förderung des Schönen, des Gerechten und des Guten beiträgt, überall und insbesondere in Ländern wie den unseren, welche die Zivilisation ausmachen; somit soll den Milliarden der in den Entwicklungsländern Lebenden dazu verholfen werden, Hunger, Not und Unwissenheit zu besiegen und ihre volle Menschenwürde zu erlangen.
Das Leben in dieser Welt birgt jedoch Gefahren. Sie sind um so größer, als der Einsatz stets ethisch und sozial ist. Es geht darum zu wissen, ob im Laufe der Umwälzungen der Mensch zu einem Sklaven in der Kollektivität wird oder nicht; ob es sein Los ist, in dem riesigen Ameisenhaufen angetrieben zu werden oder nicht; oder ob er die materiellen Fortschritte völlig beherrschen kann und will, um damit freier, würdiger und besser zu werden.
Darum geht es bei der großen Auseinandersetzung in der Welt, die sie in zwei getrennte Lager aufspaltet und die von den Völkern Deutschlands und Frankreichs erheischt, daß sie ihrem Ideal die Treue halten, es mit ihrer Politik unterstützen und es, gegebenenfalls, verteidigen und ihm kämpfend zum Sieg verhelfen.
Diese jetzt ganz natürliche Solidarität müssen wir selbstverständlich organisieren. Es ist dies Aufgabe der Regierungen. Vor allem müssen wir ihr aber einen lebensfähigen Inhalt geben, und das soll insbesondere das Werk der Jugend sein. Während es die Aufgabe unserer beiden Staaten bleibt, die wirtschaftliche, politische und kulturelle Zusammenarbeit zu fördern, sollte es Ihnen und der französischen Jugend obliegen, alle Kreise bei Ihnen und bei uns dazu zu bewegen, einander immer näher zu kommen, sich besser kennenzulernen und engere Bande zu schließen.
Die Zukunft unserer beiden Länder, der Grundstein, auf dem die Einheit Europas errichtet werden kann und muß, und der höchste Trumpf für die Freiheit der Völker bleiben die gegenseitige Achtung, das Vertrauen und die Freundschaft zwischen dem französischen und dem deutschen Volk."
Über die Freundschaft hinaus ...: Deutsch-französische Beziehungen ohne Illusionen, hrsg vom Deutsch- Französischen Institut Ludwigsburg, Stuttgart 1988, S. 64-66