- Die Sicht des jeweils Anderen: das Eigene und das Fremde
- Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- Der Erste Weltkrieg
- Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Franzosen
- Der Friedensvertrag von Versailles. Eine Bilanz
- Frankreich und Deutschland im Zweitem Weltkrieg
- Französische Zwangsarbeiter in Deutschland 1940-45
- Deutschland und Frankreich 1944/45
- Die Besatzungszeit
- Die Montanunion
- Der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag
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- Deutsch-französische Beziehungen 1945-2000
- Vierzig Jahre Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR
- Vive la République! Marianne als deutsch-demokratischer Mythos im Satiremagazin Eulenspiegel
'Adenauer über De Gaulle'
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Adenauer über sein erstes Zusammentreffen mit de Gaulle
Auf Bitten de Gaulles trug Adenauer seine Einschätzung der Weltlage vor:
Es sei nun einmal eine Tatsache, daß Supermächte wie die Vereinigten Staaten und Sowjetrußland existierten. Das sei der Grund, warum Europa sich zusammenschließen und warum auch in erster Linie die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland verstärkt werden müsse. Ich sei von der absoluten Notwendigkeit dieses Zusammenschlusses überzeugt. Die Schaffung Europas sei für die Weltpolitik sehr wichtig. [...] Hierzu notwendig sei ein gutes Einvernehmen zwischen Frankreich und Deutschland.
Frankreich und Deutschland müßten in eine Ära des ständigen Gespräches eintreten. Es solle sich dabei nicht nur um Konsultationen über Einzelfälle handeln. Ich wünschte, daß unsere beiden Länder sehr enge, ständige und dauerhafte Kontakte über die internationalen Probleme unterhielten. [...]
De Gaulle hatte sehr aufmerksam zugehört. Nunmehr nahm er das Wort:
In seiner Ansicht über die Weltlage stimme er mit mir überein. Er stimme mir vor allem auch darin zu, daß Deutschland und Frankreich in enger Freundschaft verbunden sein müßten. Nur durch diese Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich werde es möglich sein, Westeuropa zu retten. De Gaulle bekannte, er habe, wie die meisten Franzosen, nach dem Zusammenbruch Deutschlands gefürchtet, daß Deutschland sich nach seiner Erholung an Frankreich rächen würde. Deshalb habe er damals, als er Ministerpräsident gewesen sei, das Zusammengehen zwischen Frankreich und Sowjetrußland herbeigeführt. Er habe sich aber inzwischen davon überzeugt, daß das heutige deutsche Volk keine derartigen Rachegefühle hege. Daraus erkläre sich sein Wechsel in der Politik: Eng verbunden mit Deutschland zum Schutze gegen Sowjetrußland.
De Gaulle fuhr dann wörtlich fort: [...] Es gibt in Europa für Frankreich nur einen möglichen Partner, ja sogar wünschenswerten Partner, und das ist Deutschland, das Deutschland von heute. Dies ist ein historisches Wunder, aber nicht weniger eine Tatsache.
Konrad Adenauer, Erinnerungen 1955-1959, Stuttgart 1967, S. 424-429