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'Die ersten Aktionen der antiautoritären Linken'
 
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Die ersten Aktionen der antiautoritären Linken

Die Subversiven in Berlin konnten am 18. Dezember 1964 überprüfen, ob ihre strategische Konzeption effizient war: Damals kam der kongolesische Präsident Tschombé nach Berlin, der für die Ermordung des Revolutionärs Lumumba verantwortlich war. Dutschke war der Meinung, dass die Demonstration vom 18. Dezember den Beginn der Kulturrevolution der antiautoritären Linken [1] darstellte.

Abbildung 5:

Störung der Rektoratsfeier an der Universität Hamburg am 7. November 1967

 

 

 

Internet-Quelle (http://www.lpb.bwue.de/)

Ab 1966 wurde bei vielen Demonstrationen, vor allem gegen den Vietnam-Krieg [2] , die Strategie der Selbsterziehung und Selbstaufklärung auf der Straße angewandt (Film über eine Demonstration gegen en Vietnam-Krieg [3] ). Daraus entstand eine neue Aktionslogik: Politik mußte Spaß machen. Spaß und Revolution, Aktion und politische Phantasie wurden miteinander verbunden. Durch politische Happenings wie die "Spaziergangdemos" sollten sich die Teilnehmer der revolutionären Aktion, ja der sozialen Utopie, anschließen. Sobald die Polizei eintraf, lösten sich bei diesen Protestmärschen die Demonstrantengruppen auf und wurden zu harmlosen Spaziergängern, um sich wenige Minuten später wieder zusammenzuschließen. Für die Polizei war es schwierig, Demonstranten von "ungefährlichen" Schaulustigen zu unterscheiden. Von den Ordnungshütern misshandelt, wurde den Schaulustigen die Brutalität des Systems vor Augen geführt, die vorher nicht wahrgenommen worden war, da Gewalt in der spätkapitalistischen Gesellschaft nicht offen ausgeübt wird. In den Augen der Demonstranten leistete die unfreiwillige Verwicklung von Passanten in das Geschehen darüber hinaus einen Beitrag zum Lernprozess durch die Aktion: Gegen ihren Willen mit den Ordnungskräften konfrontiert, offenbarte sich ihnen das "wahre Gesicht des Systems" unmissverständlich. Die Passanten waren gezwungen, sich zur Wehr zu setzen und hatten so die Möglichkeit, "Momente der Ich-Stärke" (1) zu entwickeln, Augenblicke, in denen das Ohnmachtgefühl gegenüber der formierten Gesellschaft überwunden werden konnte.

Abbildung 6:

Demonstration gegen den Vietnamkrieg Berlin 18. Februar 1968

 

 

 

 

Internet-Quelle [4]

Solche provokativen Aktionen, die sich von den traditionellen Arbeiterdemonstrationen der Nachkriegszeit grundlegend unterschieden, trafen an den deutschen Universitäten auf enorme Zustimmung. Ab Mitte der 1960er Jahre hatte eine große Zahl von Studenten eine antiautoritäre Einstellung eingenommen. Der SDS, der zwischen 1967 und 1969 mehrheitlich antiautoritär agierte, und der 1967 in Berlin gegründete Republikanische Club [5] bildeten zwei wichtige Diskussionsplattformen für das antiautoritäre Lager.

  1. R. Dutschke, Mein langer Marsch. Reden, Schriften und Tagebücher aus zwanzig Jahren, édité par G. Dutschke-Klotz, H. Gollwitzer, J. Miermeister, Hambourg 1981, 103.