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Einleitung

Als größte Energieverbraucher der Europäischen Union sind Deutschland und Frankreich in starkem und nahezu gleichem Maße von Energieimporten abhängig. Im Jahr 2001 wurden 62% der in Deutschland verbrauchten Energie importiert, in Frankreich waren es circa 51%. Dabei handelt es sich vor allem um fossile Brennstoffe. Diese energiepolitische Abhängigkeit von Ländern des Nahen Ostens oder von Russland stellt eine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität beider Länder dar. Seit der ersten Ölkrise 1973 sind daher auf beiden Seiten des Rheins mit unterschiedlichem Erfolg politische Maßnahmen getroffen worden, um die Abhängigkeit im Energiesektor zu verringern. Hierzu wurden vor allem drei Wege beschritten: Energiesparen, die verstärkte Nutzung eigener Ressourcen und insbesondere die Entwicklung der Kernenergie.

Bis in die 1990er Jahre wurde der steigende Stromverbrauch durch einen wachsenden Anteil der Kernenergie sichergestellt, die damit den wichtigsten Beitrag zur Verminderung dieser Importabhängigkeit sowohl in Deutschland als auch in Frankreich geleistet hat. Durch den Unfall, der sich 1986 im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete, hat jedoch die Argumentation der Kernkraftgegner, die diese Art der Energiegewinnung als tödliche Bedrohung für die Umwelt ansehen, größeres Gewicht bekommen. Die Regierungsübernahme der rot-grünen Koalition in Deutschland hat zu einer klaren Wende in der Energiepolitik des Landes mit einem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie und dem starken Ausbau der Windkraft geführt. Deutschland spielt nun eine Vorreiterrolle in der Entwicklung erneuerbarer Energien und hat in diesem Zusammenhang im Juni 2004 die internationale Konferenz: "renewables 2004 [1] " organisiert.

In Frankreich dagegen ist die Kernenergie der Hauptpfeiler der Elektrizitätsproduktion geblieben, während erneuerbare Energien mit Ausnahme der Wasserkraft nur zögerlich entwickelt werden. Dennoch lässt sich nicht das Bild von einem ökologisch ausgerichteten Deutschland im Gegensatz zu einem wenig umweltbewussten Frankreich aufrechterhalten, da die energiepolitischen Optionen in Deutschland, vor allem der Einsatz von Braunkohle und Steinkohle, ebenfalls beträchtliche Umweltschäden verursachen. In diesem Artikel soll es nicht darum gehen zu erörtern, welches Land sich besonders um den Umweltschutz verdient macht, sondern zu zeigen, dass die Beziehungen zwischen Energie und Umwelt komplex sind und jedenfalls wenig mit den oft anzutreffenden recht wirklichkeitsfremden Schwarz-Weiß-Malereien zu tun haben.